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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Er wirkte geschockt, ja sogar gekränkt, dass ich ernsthaft überlegte, sie hierzulassen. „Ihr habt Euch bewährt. Nie hat jemand, der das vermochte, die Krone zurückgewiesen.“
    Das üble Gefühl in meinem Bauch wurde stärker. Er hat es gewusst. Dorian hat es gewusst.
    „Du musst sie ja nicht benutzen“, sagte Kiyo wieder. „Bloß dass Katrice das nicht weiß.“
    „Mann, war ich blöd“, flüsterte ich. „Da habe ich mir eingebildet, sie wäre nur eine Kriegstrophäe. Wenn ich sie annehme… was passiert dann, wenn jemand anders sie sich schnappt? Wenn sie mir gestohlen wird?“ Nach den vielen Vergewaltigungsversuchen, die ich erlebt hatte, wusste ich nur zu gut, welchen Stellenwert Ehrgeiz in der Anderswelt besaß.
    „Die Krone wird nur für den tätig, der sie errungen hat“, sagte der Hüter. „Sie wird nur bei demjenigen bleiben, der ihrer würdig ist. Wenn sie gestohlen wird– oder wenn Ihr sterbt–, kehrt sie hierher zurück und wartet auf den nächsten Herausforderer.“
    „Moment mal“, sagte Kiyo. „Ihr wartet hier einfach nur die ganze Zeit? Wie alt seid Ihr?“
    Ich wartete die Antwort nicht ab. Mir war schwindelig, und ich war schrecklich erschöpft, geistig ebenso wie körperlich. Ich wollte bloß noch hier raus. „Gehen wir“, sagte ich. „Wir nehmen die Krone.“
    Der Alte strahlte. „Sehr schön. Ich freue mich schon darauf, von Euren Siegen zu hören.“
    Ich machte ein finsteres Gesicht und wandte mich Richtung Ausgang. Das hier war wohl kaum die Situation für freundliche Umarmungen zum Abschied, also gingen Kiyo und ich einfach, ohne noch etwas zu sagen, obwohl ich das Gefühl hatte, dass sich der Blick des Hüters in meinen Rücken brannte. Die Wanderung aus dem Berg hinaus verlief ebenfalls schweigend und schien viel schneller zu gehen. Die Feuerbarrieren waren verschwunden.
    Als wir schließlich ins Freie traten, kamen mir das Licht und die Luft dieses Ödlands vor wie das Lieblichste und Erfrischendste überhaupt. Volusian und Deanna waren genau da, wo wir sie verlassen hatten. Deannas Miene hellte sich auf. In Volusians Gesicht tat sich nichts, aber ich spürte echte Bestürzung.
    „Sie haben es geschafft!“, rief Deanna. „Jetzt können Sie mir helfen, herauszufinden–“
    „Nein“, unterbrach ich sie und ging schnurstracks zu meinem Pferd. „Jetzt nicht. Darum kümmern wir uns später.“
    Ihre blassen Augen wurden groß. „Aber Sie haben versprochen–“
    „ Jetzt nicht “, grollte ich.
    Irgendwas an meinem Tonfall und meinem Blick mussten ganz schön einschüchternd gewesen sein, denn sie löste sich ohne Kommentar in Luft auf. Aber es war klar, dass sie wiederkommen würde. Ich sah zu Kiyo, der auch schon im Sattel saß und ein besorgtes Gesicht machte.
    „Was meinst du“, fragte ich, „kommen diese Schlangen hier natürlich vor oder gehörten sie mit zum Test?“
    Er sah sich um. Überall waren diese Löcher im Boden. „Wir können wohl nicht davon ausgehen, dass sie verschwunden sind.“
    Ich versicherte mich, dass mein Rucksack mit der Krone darin gut festgemacht war. „Dann lass uns abhauen. Wir machen erst Rast, wenn wir aus den Herrenlosen Landen wieder draußen sind.“
    Kiyos Gesicht war von Sorgenfalten zerfurcht. „Eugenie–“
    Aber ich trieb schon mein Pferd die Straße hinunter, zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Unser Ritt hierher war flott, aber noch kraftsparend gewesen. Diesmal hielt ich nichts zurück. Ich ließ die Stute so schnell laufen, wie sie konnte, und hatte fast den Eindruck, dass sie von diesem verfluchten Ort genauso schnell wegwollte wie ich. Die Geschwindigkeit und das Rauschen der Luft schafften es fast, mich von dem abzulenken, was gerade passiert war und nun auf uns zukam. Fast.
    Kiyo hielt locker mit meinem harten Tempo mit, und die Geschwindigkeit erschwerte jedes Gespräch. Ich verlor das Zeitgefühl, hatte aber den Eindruck, stundenlang zu reiten, während sich die Sonne über den Himmel bewegte. Ich fiel inmitten der trostlosen Landschaft in einen solchen Dämmerzustand, dass der Wechsel in die beherrschten Regionen der Anderswelt wie ein Schwall Wasser ins Gesicht war. Wir waren im Jelängerjelieberland herausgekommen und auf einen Schlag von Hitze und Farbe umgeben.
    Kiyo bremste sein Pferd ab. „Eugenie, wir müssen haltmachen.“ Als ich nicht reagierte, rief er schärfer: „Eugenie!“
    Es riss mich aus meinem Trott, und ich verlangsamte ebenfalls, bis mein Pferd schließlich

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