Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Grund, warum die Träger der Eisenkrone gefürchtet wurden. Wer das hier überlebte, konnte alles überleben.
„Du wirst die Eisenkrone nicht tragen“, sagte er wieder und hob die Hände für den abschließenden Zauber. „Du bist ihrer nicht würdig.“
Ich beschwor trotz der Schmerzen meine Magie herauf. Ein Windstoß von Sturmstärke traf ihn, ließ ihn rückwärtsstolpern. Aha. Er war also nicht völlig immun gegen physische Gewalt. Die Magie zu rufen war schwierig, aber bei den ersten Unterweisungen durch Dorian damals hatten wir geübt, in diversen unangenehmen Situationen Zauber zu werfen. Ich erhöhte die Kraft des Sturms, drängte den Lich noch ein paar Schritte zurück. Die Eisenkrone bewegte sich kein Stück, aber der Wind schob Kiyo gegen die Wand hoch und drückte ihn regelrecht flach. Fast hätte ich gezögert – aus Angst, ihn zu verletzen. Er hatte den letzten Angriff überlebt. Er kam bestimmt auch hiermit klar.
Und diese zusätzliche Kraft war genau das Richtige. Sie lenkte den Lich ab, sodass er seinen Zauber nicht mehr aufrechterhalten konnte, als ich diesen mental zurückdrängte. Die unsichtbaren Nadeln lösten sich auf, und ich rutschte zu Boden, landete wackelig, aber aufrecht. Ich hatte immer noch Schmerzen und fühlte mich kaputt, steckte aber alles in meine Magie, was ich draufhatte. Sie hielt mir den Lich vom Leib, rammte ihn aber nicht so gegen die Wand, wie er das mit uns konnte. Sein Totenkopf grinste in einer Tour, was mich nur noch mehr nervte.
„Es steht nicht in deiner Macht“, sagte er, als er merkte, dass ich mit dem Wind nichts weiter ausrichten konnte. „Du bist der Krone nicht würdig.“
Weißes Licht begann zwischen seinen Händen zu glühen. Keine Feuerbälle diesmal. Da baute sich ein Blitz auf. Er flog mit unglaublicher Geschwindigkeit zwischen seinen Händen hervor– mit Lichtgeschwindigkeit eben–, aber ich wich ihm aus, fast ohne bewusstes Tun. Blitze hatte ich auch drauf. Mein Körper war darauf eingestellt, war in der Lage, sie trotz ihrer Schnelligkeit vorauszusehen und ihnen auszuweichen.
Trotzdem sprengte der Blitz die halbe Höhlenwand weg, und der Donner, der ihn begleitete, machte mich halb taub. Felsbrocken und Steinsplitter wurden von meinem Wirbelsturm erfasst und flogen im Raum herum wie Schrapnelle. Einige trafen mich. Einer zerschnitt mir den Arm. Dennoch musste ich lachen, was mir selbst ziemlich verrückt vorkam.
„Du willst mich mit Blitzen bekämpfen?“, brüllte ich über den tosenden Wind, den ich doch noch einen Tick kräftiger hatte machen können. „Weißt du überhaupt, wer ich bin?“
„Ich weiß, dass du die Krone niemals haben wirst“, erwiderte der Lich und beschwor den nächsten Blitz herauf.
Seine Worte wühlten in mir, und das nicht nur, weil es hier um mein Leben ging. Sondern wegen der dahinterliegenden Bedeutung. Du bist ihrer nicht würdig. Er tat mich ab. Meine Macht. Bloß wusste er wirklich nicht, mit wem er es zu tun hatte. Er hatte keine Ahnung von der Macht, die ich ausüben konnte, sogar hier in diesem Verlies aus Eisen. Niemand sprach es offen aus, aber ich hatte schon eine Weile den stillen Verdacht, dass es seit meinem Vater niemanden mehr mit einer vergleichbaren magischen Begabung gegeben hatte. Und die würde dieser verfluchte Lich jetzt zu spüren bekommen. Er würde schon sehen, welche Macht ich besaß. Ich würde ihn vernichten und mir diese blöde Krone holen.
„Das nennst du einen Blitz?“, rief ich, nachdem ich dem nächsten Blitzstrahl ausgewichen war. Meine magischen Sinne berührten die im Raum verteilten Moleküle, die positiven und negativen Ladungen. Es roch nach Ozon. „ Das hier ist ein Blitz.“
Ich brauchte nicht einmal meine Hände dazu. Ich konnte Blitze aus der leeren Luft erschaffen. Er schlug in das Skelett ein und hätte es zerschmettern müssen. Unglücklicherweise blieb der Lich in einem Stück, aber sein Schwanken und das Ausbleiben des nächsten Angriffs zeigten mir, dass ich Fortschritte machte.
Die Magie brannte in mir, erfüllte jede Zelle meines Seins, während ich die Luft der Umgebung im Griff hielt. Der Wind blies nach wie vor, die Ionen waren bereit. Im Zentrum all dessen war die Krone– die Krone, mit der ich hier hinausspazieren würde. Ich würde diesen Krieg beenden und Katrice und der ganzen Welt zeigen, dass man sich besser nicht mit mir anlegte.
Aber davor musste ich erst mal das hier zu Ende bringen. Ich überlegte, den Lich einfach weiter mit Blitzen
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