Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
nicht Deanna. Sondern Volusian. Seine roten Augen funkelten so boshaft wie eh und je. In letzter Zeit bedeutete sein Erscheinen Nachrichten aus der Anderswelt. Ich hoffte auf gute.
„Was gibt es?“, wollte ich wissen.
„Shaya erbittet Eure sofortige Anwesenheit.“
Endlich gute Neuigkeiten. „Wegen der Friedensgespräche?“
„Nein. Sie braucht Euch, weil der Eichenkönig im Schloss steht und Euch zu sprechen verlangt.“
KAPITEL 15
Darauf hatte ich zwei sofortige Reaktionen. Einmal, dass Dorian ewig warten konnte; er hatte kein Recht, irgendetwas von mir zu verlangen. Zum zweiten war ich sauer, dass er einfach in mein Schloss spaziert kommen konnte, während ich aus seinem verbannt war. Was zugegebenermaßen mein Fehler war. Ich hatte keine Anweisung gegeben, was die Frage der Gastfreundschaft betraf. Also war er wie jeder andere nichtfeindliche Monarch willkommen geheißen worden– zumal von meinem Volk. Ich überlegte, ihm den Entzug der Gastfreundschaft einfach durch Volusian übermitteln zu lassen, aber dann verwarf ich diese Idee. Darum musste ich mich persönlich kümmern.
Ich fuhr zum nächsten Tor, so schnell ich konnte, ohne einen Strafzettel zu bekommen, und wechselte dann zu dem Anker in meinem Schloss über. Kaum dort angekommen, eilte ich durch die Flure, ohne auf die erschreckten Gesichter der Dienerschaft zu achten. Ich wusste, wo Dorian sein würde. Meine Leute hatten ihn im schönsten Gemach untergebracht, wie es sich für königlichen Besuch gehörte.
Und richtig. Dorian saß im Salon. Er hatte es sich in der Raummittein einem Sessel gemütlich gemacht, während Shaya, Rurik und andere um ihn herum saßen. Er sah aus, als würde er in seinem eigenenSchloss Hof halten. Mein Zorn verdoppelte sich. Alle außer ihm sprangen bei meinem plötzlichen Eintreten auf und verneigten sich hastig.
„Hinaus“, fauchte ich. „Alle. Und macht die Tür zu.“
Meine Worte ließen keinen Zweifel, wer alles den Raum verlassen sollte. Dorian blieb sitzen, die anderen beeilten sich, meinem Befehl nachzukommen. Shaya und Rurik wechselten einen Blick; sie fragten sich zweifelsohne, was aus den beiden Monarchen wurde, die sie verehrten.
Kaum waren wir allein, drehte ich mich zu Dorian um. „Was zum Teufel willst du hier?“
Er sah mich kühl an, das Gesicht absolut entspannt. „Dich besuchen, wie es mir zusteht. Nichts besagt das Gegenteil. Oder willst du mir das Gastrecht verwehren?“
„Das sollte ich.“ Ich trat mit geballten Fäusten näher. „Ich sollte dich von meinen Wachen hochkant hinauswerfen lassen.“
Er schnaubte und strich eine Strähne seiner langen Haare zurecht. „Viel Glück damit. Sie würden zuerst dich hinauswerfen, wenn ich den Befehl gäbe.“
„Dann bist du deswegen hier? Um in meinem Königreich eine Revolte anzuzetteln?“
„Nein. Ich bin hier, um dich an deine Pflichten deinem Königreich gegenüber zu erinnern– die du offensichtlich vergessen hast.“
„Ach ja?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht irgendeine Dummheit zu machen. „Ich glaube, du hast vergessen, was ich alles für mein Königreich getan habe. Zum Beispiel ihm eine Katastrophe erspart. Und mein Leben für diese Scheißkrone aufs Spiel gesetzt, damit wir endlich Frieden haben können.“
„Wenn ich mich recht entsinne, hast du diese Katastrophe selbst herbeigeführt, indem du das Land in eine unbewohnbare Wüste umgewandelt hast.“ Seine Stimme war immer noch schrecklich ruhig. „Und diese Krone hilft dir überhaupt nicht.“
„Hörst du nicht zu? Wir haben Frieden. Die Kampfhandlungen haben aufgehört.“
„Sie sind vorübergehend eingestellt. Katrice gibt den Takt vor, und du lässt es zu. Sie spielt auf Zeit und nutzt die Vorverhandlungen dazu, einen Ausweg auszutüfteln. Wenn du den Krieg wirklich ein für alle Mal beenden möchtest, dann musst du dich einschalten und ihr vermitteln, dass du es ernst meinst. Winke mal mit der Krone. Fordere sie heraus, dich auf die Probe zu stellen. Zeige ihr, dass du hier das Sagen hast, und setze dem Ganzen wirklich ein Ende.“
Ich stieß ein raues Lachen aus. „Das ist so was von typisch für dich. Versuchst wie immer, die Fäden in der Hand zu halten. Du hast die Krone nicht mal, und trotzdem erzählst du mir, was ich damit machen soll.“
Dorian schoss aus dem Sessel hoch. Zorn verzerrte seine eben noch so ruhige Miene. „ Ich weiß eben noch, was es heißt, ein König zu sein. Ich laufe nicht weg und lasse andere das
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