Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
kosten? Ich spare jede Menge Geld.“
„Vielleicht sollten Sie die Ersparnis lieber in eine Sekretärin stecken statt in Skulpturen.“ Ich zeigte auf den Aktenstapel.
„Ich vertraue niemandem“, sagte er unverblümt. „Schon gar nicht, wenn Geisterklienten vorbeikommen.“ Er öffnete die Tür. „Ich melde mich.“
„Charmant“, sagte ich zu Kiyo, als wir wieder unterwegs waren. „Mir fällt nur eins ein, bei dem der unter Garantie hilfreich ist– beim Zurückdrängen der Emanzipation.“
Kiyo versuchte, sich ein Schmunzeln zu verkneifen, schaffte es aber nicht. „Aber mit einem hatte er recht: dass du niedlich bist. Und ich weiß nicht… irgendwas sagt mir, dass er trotz seines Auftretens ziemlich kompetent ist. Von der beschissenen Lage mal abgesehen könnte er sich dieses Büro kaum leisten, wenn er keine Resultate erzielen würde. Außerdem würde Roland niemanden empfehlen, der inkompetent ist.“
„Außer er will mich gern sabotieren.“
Kiyo verging das Schmunzeln. „Glaubst du im Ernst, er würde dir das antun?“
Ich starrte aus dem Seitenfenster. „Nein. Das würde er nicht.“
„Es tut mir leid, weißt du. Ehrlich. Das mit Roland.“
„Ich möchte nicht darüber reden.“ Ich war jedes Mal gleich schlecht drauf, wenn Rolands Name fiel.
„Auch gut. Hast du Lust, diese ‚Verabredung‘ noch zu retten und irgendwo essen zu gehen?“
Ich hielt nicht viel von dem Themenwechsel. Ich glaubte nicht, dass mich irgendetwas wirklich ablenken konnte; ganz bestimmt nicht das miese mexikanische Restaurant, das Kiyo nun ansteuerte.
„Ist das dein Ernst?“, fragte ich. Felipe’s Fiestaland war das billigste Restaurant der Stadt, im übertragenen Sinne. Hier in Tucson, wo man die Küche des Südwestens erstaunlich unverfälscht serviert bekommen konnte, gingen nur Touristen und Vorstadtbewohner, die es nicht besser wussten, ins Felipe’s .
„Willst du damit sagen, dass dir eine Margarita nicht guttun würde?“, fragte er und stieg aus dem Wagen.
„Das würde ich nie sagen. Aber es gibt bessere Läden mit besseren Margaritas.“
„Die machen sie immer noch mit Tequila. Kommt’s nicht genau darauf an?“
„Das ist ein Argument.“
Wir wurden von einer Gastgeberin begrüßt, die sich anhörte, als ob sie in der Highschool ein Semester Spanisch gehabt hatte. Unter der Decke baumelten Piñatas, und aus den Lautsprechern plärrte schlechte Mariachi-Musik. Wir hatten uns kaum hingesetzt, da knöpfte ich mir die Getränkekarte vor und war startklar, als der Ober kam.
„Ich nehme die Double Platinum Extra Premium Margarita “, erklärte ich.
„ Grande oder supergrande ?“
„ Super .“
Kiyo sah beeindruckt aus. „Die nehme ich auch.“ Als wir allein waren, fragte er: „Was genau ist das für eine?“
Ich stützte einen Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Handfläche. „Weiß ich nicht genau, aber sie liest sich so, als ob da der meiste Alkohol drin ist. Läden wie der hier neigen dazu, ihre Drinks zu dünn zu machen.“
„So spricht der Profi.“
„Versteht sich ja wohl von selbst. Wir wissen doch beide, dass es im Roza’s die besten Margaritas gibt.“
Da musste Kiyo schmunzeln und bedachte mich mit einem warmen, wissenden Blick. Ich hatte den Eindruck, dass er an etwas dachte, das mir auch gerade wieder eingefallen war, aus unserer Anfangszeit. Wir waren ins Roza’s gegangen– wo es wirklich die besten Margaritas der Stadt gab– und hatten uns dermaßen betrunken, dass keiner von uns beiden noch Auto fahren konnte. Also hatten wir das Auto für das Einzige benutzt, das wir noch konnten: Sex. Zweimal.
Die Drinks kamen und hatten ungefähr die Größe von Goldfischgläsern. Sie bestanden, wie ich schon geargwöhnt hatte, zur Hälfte aus Limettensaft, aber damit war unterm Strich immer noch eine brauchbare Menge Alkohol drin. Ich kippte meinen runter, während wir auf das Essen warteten. Alkohol betäubte meine schamanischen Fähigkeiten ein bisschen und ließ mich manchmal meine Probleme vergessen. Heute nur ansatzweise.
„Was meinst du, könnte Enrique recht haben?“, fragte ich. „Dass Deanna Selbstmord gemacht und es dann verdrängt hat?“ Sie war wieder verschwunden, nachdem wir das Büro verlassen hatten.
„Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob sie es glauben würde, selbst wenn er einen Film auftreiben würde oder so.“
Ich verzog das Gesicht und trank noch mehr. „Bloß nicht. Hoffentlich bleibt mir das erspart. Mir stehen diese ganzen
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