Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
es diejenigen, die mich verflucht haben, noch viel mehr, dass sich ihre Schutzzauber so leicht überwinden ließen.«
Ich lächelte. »Nun werde mal nicht übermütig, denn noch sitzen wir ganz schön in der Patsche. Wir sind alle als Gefangene in Varias Palast.«
»Ihr seid noch immer in der Lage zu zaubern.«
»Wenn ich meine Magie einsetze, besteht die Gefahr, dass man meine Freunde tötet, bevor ich irgendetwas erreichen kann.«
Volusian sagte nichts, bedachte mich aber mit einem Blick, der klarstellte, dass er keine Ahnung hatte, wo das Problem war.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass du sie befreien kannst?«, fragte ich. »Dann wäre ich nicht mehr dermaßen unter Druck.«
»Mir scheint, Herrin, ihr wäret nicht mehr so unter Druck, wenn ich Euch befreien würde.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich bin mir sicher, dass ich mich allein befreien kann. Na ja, vielleicht. Ich meine, ich bin hier nicht die Einzige mit einer Einschränkung. Die anderen sind gefesselt und von ihrer Magie abgeschnitten. Ich nicht, weil Varia weiß, dass ich das Leben meiner Leute nicht aufs Spiel setzen werde. Aber sobald sie aus der Gefahrenzone sind, kann ich anfangen, aus dem Laden hier Kleinholz zu machen.«
»Dieser Plan ist schlecht durchdacht und unratsam, Herrin. Zu Eurem Glück bin ich gar nicht in der Lage, zu gehorchen. Ich kann mich in diesem Land nicht allzu weit von Euch entfernen.« Darüber hatte ich mit Dorian gesprochen – dass Volusian mich und die Bande zwischen uns brauchte, um die Magie zu bezwingen, die ihn normalerweise aus dem Eibenland verbannte.
»Schaffst du es bis zu Dorian? Ich glaube, er ist ein Stück den Flur hinunter eingesperrt.«
Volusian neigte den Kopf zur Seite, wie um zu lauschen. »Ja. Den Eichenkönig kann ich wahrscheinlich erreichen. Möchtet Ihr, dass ich es jetzt tue?«
»Nein, erst wenn ich einen Plan ausgetüftelt ha–«
Ein Schlüssel klapperte im Türschloss, wurde herumgedreht. Ich zischte Volusian zu, dass er verschwinden sollte, und stopfte meinen bescheuerten Zauberstab in die Packtasche. Den kaputten Stuhl hatte ich vorhin schon in die hinterste Ecke geschoben und baute darauf, dass den Wachen nichts auffiel.
Und so war es auch. Sie fesselten mich nur wieder mit der Kette. Varia ging zwar vielleicht davon aus, dass ich nichts Drastisches unternahm, solange das Leben meiner Freunde auf dem Spiel stand, aber das bedeutete nicht, dass ich frei und ungehindert in ihrem Palast herumspazieren konnte. Die Wachen brachten mich zurück ins Erdgeschoss und dann in einen Raum, den man nur als Thronsaal bezeichnen konnte.
Bei mir gab es keinen Thronsaal. Vielleicht hatten meine Vorgänger mal einen besessen, aber ich hatte meine Leute damals angewiesen, die Räume in meinen Burgen auszuräumen und zweckmäßig herzurichten. Wenn ich offiziellen Besuch bekam, empfing ich ihn normalerweise in gemütlichen Salons ohne großen Schnickschnack. Dorian verfügte im Grunde auch nicht über einen Thronsaal, allerdings stand in seinem Speisesaal ein Podest mit einem Thron, auf den er sich manchmal setzte, wenn es jemanden zu beeindrucken galt.
Aber das hier … das war etwas völlig anderes. Der Raum war gewaltig und hätte glatt als Ballsaal dienen können. Überlebensgroße Portraits von früheren Monarchen säumten die Wände. Die gewaltige, glatte Fläche des Fußbodens war mit damarischer Jade belegt, und Säulenreihen links und rechts lenkten den Blick zur Stirnwand. Dort stand Varias Thron, und zwar noch weiter oben als Dorians Thron im Speisesaal. Der eigentliche Stuhl war unglaublich groß, seine Lehne bestand aus kunstvollem Goldfiligran und war mit Edelsteinen verziert. Trotz der gewaltigen Ausmaße des Saals war der Thron das einzige Möbelstück darin. Auch das stellte sicher, dass sich sämtliche Aufmerksamkeit nach vorn richtete – und dass allen, die zur Königin vorgelassen wurden, mulmig wurde.
Ich hatte den Eindruck, dass sich dieser Raum regelmäßig mit Bittstellern und Höflingen füllte. Heute waren es nur die Wachen und ich. Unsere Schritte hallten im Raum, als wir uns den Stufen näherten, die zum Thron hinaufführten. Ich wollte mich unbeeindruckt zeigen und sah mir statt des Throns die Wandgemälde an. Die Namen sagten mir nichts, bis ich Ganene wiederfand. Nur war sie auf ihrem Portrait nicht allein dargestellt. Die Inschrift besagte Königin Onya und ihre Töchter Ganene und Nissa . Königin Onya war eine grimmig dreinschauende Gestalt mit einer
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