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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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kann man lieben ohne Vertrauen?
    »Eugenie!«
    Jasmines Ruf scholl durch mein kleines Haus und ließ mich hochfahren. Ich hatte an diesem Nachmittag in meinem Schlafzimmer gesessen und versucht, durch das Legen eines Wal-Puzzles Ablenkung von meinen Grübeleien zu finden. Schritte bretterten den Flur herunter, und Jasmine erschien in der Türöffnung.
    »Eugenie«, keuchte sie. »Im Fernsehen … ein Habub.«
    Ich war fast so schnell wie sie im Wohnzimmer, gerade rechtzeitig, um Filmaufnahmen des Sandsturms zu sehen, der über eine kleine Stadt südlich von Phoenix hinwegrollte. Obwohl ich selbst schon einige heftige Sachen mit dem Wetter angestellt hatte, war ich fassungslos. Der Habub war gigantisch, er reichte hoch in die Luft und erstreckte sich über fast vierzig Meilen. Die Wolke rollte in die Stadt hinein, verschlang sie. Die Stürme richteten wenig Schaden an, und Lebensgefahr bestand höchstens für Autofahrer, die plötzlich nichts mehr sehen konnten. Außerdem war so ein Sturm eine hervorragende Tarnung für einen Diebeszug.
    »Das ist live«, sagte ich. »Er muss da gerade irgendwo sein.«
    »Es ist über eine Autostunde bis dahin«, sagte sie bestürzt. »Da hat er sich längst wieder abgesetzt, wenn wir dort ankommen.«
    Ich überlegte fieberhaft. »Ja, schon, aber wohin abgesetzt?«
    Ich stöberte meine Küchenschubladen durch und fand eine alte Straßenkarte von Arizona, in die Roland und ich irgendwann mal sämtliche Tore eingetragen hatten. Die meisten kannte ich auswendig, aber ich wollte sichergehen. Ich legte einen Finger auf die Stadt, in der Pagiel gerade war, und sah nach den nächstgelegenen Toren.
    »Am dichtesten dran wäre eins im eigentlichen Phoenix«, sagte ich. »Egal, ob sie zu Pferd oder zu Fuß unterwegs sind, sie riskieren es bestimmt nicht, mitten durch die Stadt zu gehen. Dann gibt’s noch eins nördlich von Phoenix, das ins Weidenland führt, aber dafür müssten sie die Stadt umrunden. Das hier dagegen … « Ich tippte mit dem Finger auf eine Stelle, die näher an Tucson, aber abseits der größeren Straßen lag. »Es ist abgelegen und leichter für sie erreichbar.«
    »Du meinst, sie springen gleich wieder zurück in die Anderswelt?«, fragte Jasmine.
    »Also, das auf jeden Fall. Sie wollen doch nicht riskieren, dass sie von Menschen geschnappt werden, und wir wissen, dass sie die geklauten Sachen an die Feinen weitergeben.«
    »Pagiel ist wahrscheinlich stark genug, um ohne Tor springen zu können«, erinnerte mich Jasmine.
    »Aber seine Gefolgsleute nicht. Er nimmt dieses Tor, jede Wette. Und wir werden dort auf ihn warten. Wenn wir sofort losfahren, sind wir schneller als er.« Eine solche Chance bekamen wir so rasch nicht wieder. Alle möglichen anderen Orte hatten zu viele Tore oder lagen zu weit entfernt.
    Jasmine kam hinterher, als ich mir meine Autoschlüssel schnappte und zur Tür ging. »Wohin öffnet sich das Tor?«
    »Ins Dornenland.«
    »Ganz schön dreist.«
    Ich lachte. »Sieht so aus. Aber ich glaube, es ist eine ziemlich abgelegene Ecke des Landes. Da kann er sich leicht verstecken und kommt auch rasch rüber ins Eichenland.«
    Ich wäre am liebsten doppelt so schnell gefahren wie erlaubt, aber mir war natürlich klar, dass es noch länger dauern würde, wenn ich angehalten wurde. Trotzdem kamen wir auf der Interstate gut voran. Langsamer ging es erst, als wir abbiegen und in die Wüste hinaus mussten. Immer wieder sah ich nervös auf die Uhr und rechnete herum, wie lange er mit seiner Bande wohl brauchte. Alles sprach dafür, dass wir vor ihm dort sein würden, aber ich hatte längst gelernt, nichts als gegeben vorauszusetzen, wenn es um die Anderswelt ging.
    Wir erreichten das Tor, und ich parkte das Auto ein Stück davon entfernt. Pagiel würde nicht wissen, dass es meins war, aber ich wollte vermeiden, dass er kopfscheu wurde, weil er glaubte, dass Menschen in der Nähe wären. Es war später Nachmittag und, mitten im Wüstenland, so heiß wie nur irgendwas. Jasmine und ich waren klug genug gewesen, Wasserflaschen mitzunehmen, aber die verhinderten auch nicht, dass der Schweiß nur so von uns runtertropfte, während der Sand die gnadenlosen Sonnenstrahlen reflektierte. Wir fanden eine Stelle bei einigen Saguaro-Kakteen. Viel Schatten boten sie nicht, dafür aber einen geschützten Blick auf das Tor. Ich wollte ja nicht, dass Pagiel uns gleich sah.
    Der Nachmittag verging, und allmählich kamen mir Zweifel. Vielleicht lag ich ja falsch mit dem Tor, und

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