Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Kindheit.
»Sam, lass die Vergangenheit ruhen. Wir haben geschworen kein Wort mehr darüber zu verlieren«, zischte Jake.
»Ja, er hat recht, Sam. Hör auf. Das ist eine längst vergessene Geschichte. Und ich für meinen Teil habe damit abgeschlossen«, sagte Isaac und leerte den Rest seines Biers.
»Vielleicht ist die Sache für dich abgeschlossen, was ich aber bezweifle. Aber was ist, wenn es von sich aus noch nicht abgeschlossen ist.«
»Schluss damit, Sammy.«
»Nein, Madison. Es ist unser Gewissen, das uns fertig macht. Das ist der Grund für Joshuas Erlebnis, der Mann unter dem Bett und der hässliche Banker. Das ist unser Gewissen, verdammt.« Sams Stimme wurde hoch und schrill.
Niemand von den anderen wusste, was er mit dem hässlichen Banker und dem Mann unter dem Bett meinte. Sie warfen sich lediglich fragende Blicke zu.
»Sam hat recht«, sagte Joshua. »Wir hätten nie schweigen dürfen. Es hätte nie so weit kommen dürfen.«
»Und dennoch ist es passiert. Verflucht, wir waren Kinder und hatten Angst«, murmelte Isaac.
»Wenn ich mich einmischen darf«, sagte Casey kleinlaut. Sie hatte die ganze Zeit schweigend zugehört und nichts verstanden. »Wovon redet ihr eigentlich?«
»Ach nichts Casey. Das ist nicht so wichtig«, beruhigte Jake sie und küsste ihren Hals.
»Nicht so wichtig? Jake, verdammt. Es war nicht richtig. Ich möchte nicht weiter dieses Geheimnis mit mir herumschleppen. Wir müssen darüber reden. Darüber, was wir getan haben.«
Die anderen blickten wortlos und verschämt zu Boden. Ihr ehemaliger Anführer war im Begriff, ihr dunkelstes Geheimnis auszugraben. Dabei waren sie sicher gewesen, es für immer verscharrt zu haben. Und nun war es frei.
Sam kniete sich vor das Feuer, nahm ein Häufchen Sand und ließ ihn durch die Finger rieseln.
Als er zu erzählen begann, und damit den Pakt brach, der vierundzwanzig Jahre gehalten hatte, schlossen die anderen die Augen. Hinter ihren Lidern wurde die Vergangenheit lebendig.
Kapitel 22
4. Juli 1987 – Das Ende der Unschuld
Es war der Morgen des 4. Juli, Unabhängigkeitstag, als Sam noch vor Sonnenaufgang die Augen aufschlug. Er hatte diesen Tag sehnlichst herbeigewünscht, und nun war es soweit. Sie hatten ihr Vorhaben gut geplant, damit auch ja nichts schief ging. Seit Luke Smitskys Verschwinden war es schwierig, nahezu unmöglich, nach Einbruch der Nacht als Kind unterwegs zu sein. Wurde man von einem Erwachsenen erwischt, wurde man sofort nach Hause geschickt. Der Ausgangssperre sei Dank.
Sam trug nur eine Unterhose, sonst nichts. Sie klebte nass an seinen Hinterbacken. Die Nacht war unmenschlich heiß gewesen und das Thermometer kroch unbarmherzig nach oben. Es hatte schon fünfundzwanzig Grad Celsius. Dabei war es kurz vor Sonnenaufgang und somit noch dunkel. Die ersten Vögel waren bereits erwacht und sangen ihre Lieder, als wollten sie den anbrechenden Tag willkommen heißen. Sam lächelte, blickte aus dem Fenster und lauschte der Musik eines unvergesslichen Sommers.
Und der heutige Tag sollte die absolute Krönung sein.
Bald sollte Sam herausfinden, dass er sich noch niemals so sehr geirrt hatte.
Auf den Geburtstag der Vereinigten Staaten freute sich Sam jedes Mal aufs Neue, aber dieses Jahr war es etwas Besonderes. Die Freude auf die bevorstehenden Feierlichkeiten lag nicht nur in der hiesigen Parade an der Circle Road und dem Familienpicknick mit den Andersons begründet - das wurde sowieso jedes Jahr so gehandhabt -, sondern vor allem in der Feier, die Sam und seine Freunde schon zu Beginn der Sommerferien geplant hatten.
Jake Anderson hatte erst gestern Abend verlautbart, dass ihrem eigenen Feuerwerk nichts mehr im Wege stünde. Er hätte alles Notwendige organisiert. Die Kinder reagierten mit Begeisterungsstürmen.
Diesmal würden sie ihren Beitrag leisten, wenn es darum ging, ein Stück des Himmels zu erleuchten. Sie hatten vor, die Gemeinde in ihren Bemühungen für ein angemessenes Feuerwerk zu sorgen, tatkräftig zu unterstützen.
Und noch etwas würde diesen Tag unvergesslich machen. Seit Kurzem waren Sam und Madison offiziell ein Paar. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich.
Jake hatte nur lapidar gemeint, dass das sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen wäre; Isaac und Joshua hingegen waren zu Anfangs ein wenig verdattert, da es irgendwie unnatürlich erschien. Freunde hatten einfach nichts miteinander, schon gar nicht, wenn man sich so lange kannte wie sie. Für
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