Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
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Sein Dad blickte auf die Uhr, musterte ihn, lächelte, salutierte ebenfalls und rief: »Rühren, Soldat.«
Sam setzte sich. Sein Vater servierte ihm einen Teller mit Speck und Rührei.
»Lass es dir schmecken, Junge.«
Noch trug Joe Coleman lediglich seine Freizeithose und ein Unterhemd, doch das würde sich am Nachmittag ändern. Statt seines alltäglichen Geschäftsanzugs, würde er in seine alte Uniform schlüpfen. Zu Ehren seiner Kameraden und einer großen Nation.
Aber noch war es zeitig am Morgen und Joe wollte nicht riskieren die Uniform zu beschmutzen.
Gloria Coleman torkelte schlaftrunken die Treppe hinunter.
»Was ist denn das für ein Gebrüll?«, sagte sie und gähnte.
»Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, Mom.«
»Schon gut, Sammy.«
»Setz dich, Gloria. Ein paar Eier sind noch da«, sagte sein Dad und schwang die Pfanne.
Seine Mom nickte und ging hinüber zur Kaffeemaschine, als sie kurz aufschrie.
»Was ist denn?«, sagte Dad.
Fassungslos blickte Mom auf den Boden hernieder.
»Wer hat diese Sauerei hinterlassen?«, sagte sie und blickte zu ihrem Mann.
»Sieh mich nicht so an. Das war ich nicht.« Auch wenn Joe Coleman das Familienoberhaupt war, so ging auch er in Deckung, wenn seine Frau vor einem Wutanfall stand. Und der stand meist bevor, wenn man ihr Schmutz in das stets ordentlich geputzte Haus trug.
Sein Dad meinte einmal im Scherz, dass das Dauerfeuer des Vietcong nur halb so schlimm war wie ein Wutanfall seiner Frau.
Sam hatte den Vergleich irre komisch gefunden. Seine Mom nicht und hatte ihn mit einem finsteren Blick bedacht.
»Samuel Travis Coleman.« Sie drehte sich zu ihm um.
Sam stoppte augenblicklich seine Kaubewegung. Er kannte diesen gewissen Ton in ihrer Stimme. Und immer wenn sie sauer war, nannte sie ihn bei vollem Namen.
»Was soll das hier? Bist du verrückt geworden, du Ferkel? Was ist das überhaupt?« Seine Mom bückte sich, griff mit einem Finger nach dem Schmutz und schnupperte daran. Sam hätte am liebsten die Portion Speck und Eier an der er kaute wieder ausgespuckt. Er wollte schreien: »Fass das nicht an Mom«, aber mit welcher Begründung? »Das ist vollgepisste Erde?« Wie sollte er das erklären? Das würde einen Rattenschwanz von Fragen hinter sich herziehen und mit der Tatsache enden, dass er ihren geheiligten Holunderbusch geschändet hatte. Sam schluckte und sagte kleinlaut: »Erde, Mom. Nur etwas Erde. Ich wisch es gleich weg.«
»Das will ich dir auch raten.«
Sam hoffte nur, dass sie sich die Hände wusch. Sie tat es.
»Wo die Lappen sind, weißt du ja.«
Sam nickte. Sein Vater sagte nichts. Es galt bei ihnen zuhause eine feste Regel. Wenn einer von ihnen ihm etwas sagte, dann mischte sich der andere nicht drein. Gloria Coleman hatte diese eiserne Regel nur einmal gebrochen. Was dabei raus kam, hat Sam ja gesehen.
»Was soll das überhaupt mit der Erde? Wo um Himmels Willen hast du dich rumgetrieben?«
Sam überlegte was er antworten sollte.
»Ich ... ich hab drüben bei den Franklins etwas gehört und bin dann raus um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.« Das entsprach zumindest zur Hälfte der Wahrheit.
»Und? War alles in Ordnung?«, fragte seine Mom und aß von dem Rührei, das ihr Mann ihr auf den Teller geschaufelt hatte.
Sam schüttelte den Kopf.
»Denke nicht. Madisons Eltern haben anscheinend wieder gestritten. Dann ist Mr. Franklin mit dem Wagen davongefahren und Madison hat geweint und dann hat ihre Mutter gebrüllt, sie solle wieder reingehen.«
Seine Eltern warfen sich gegenseitig Blicke zu. Sie wussten, was das zu bedeuten hatte. Sie wussten von Lilly Franklins Freizeitsport, der darin bestand, in der Gegend herumzuvögeln. Lilly Franklin war nie eine gute Freundin von Sams Mom gewesen und sie duldete sie nur, weil sie Peter Franklin mochte. Nicht nur, weil Peter der beste Freund ihres Mannes war, sondern weil er einfach ein grundanständiger und netter Kerl war und er etwas Besseres als Lilly verdient hatte.
Sam war ob dieses Themenwechsels erleichtert; der angepinkelte Hollunderbusch würde so sein Geheimnis bleiben.
»Dad? Mom? Madison hat mich gefragt, ob sie mit uns heute den Independence Day feiern könnte. Ich habe ja gesagt, ist das in Ordnung?«
»Natürlich, Sammy. Ich finde es schön, dass sie mit uns feiert.« Seine Mom hatte wieder ihre normale Stimmlage. Besser noch, sie klang freundlich. Das hieß aber nicht, dass sie den Dreck auf ihrem Küchenboden vergessen hatte. Es gab im Moment
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