Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
Vom Netzwerk:
versucht in der Bibliothek etwas darüber herauszufinden, fand aber nichts dergleichen. Der Name Samuel J. Coleman tauchte nirgends auf. Jedoch gab es eine Gedenktafel im Museum von Montana, die angeblich seinen Namen tragen sollte. Sam hatte keine Ahnung, ob dem wirklich so war. Er war bisher noch nie in Montana.
    Joe Coleman pflegte am Höhepunkt seiner Rede über die traditionsreiche Familie Coleman zu sagen: »Sohn, die Colemans sind Krieger. Und das werden sie immer sein. Wir sind geborene Anführer.«
    Manchmal kam es Sam vor, als vermisse sein Vater den Vietnamkrieg. Vielleicht war der Krieg schuld daran, dass er so gefühlskalt und streng war, weil er Dinge gesehen hatte, die Sam sich nicht einmal vorstellen konnte. Trotz des immer selben Themas genoss Sam die Erzählungen seines Vaters. Dann hatte er das Gefühl, dass dieser sich öffnete und den Emotionen freien Lauf ließ, die er  sonst tief in sich verborgen hielt. Es ließ den ansonsten eher emotionslosen, um nicht zu sagen kalten, Joe Coleman menschlicher erscheinen. Auch wenn diese Emotionen im Grunde um Krieg, Tod und Zerstörung kreisten. Gefühle waren Gefühle.
    Außerdem erachtete Sam die Kriegserzählungen seines Dads als inspirierenden Quell zur Unterstützung seiner eigenen Fantasie. Unschätzbar wertvoll für einen Schreiberling wie ihn.
    Nach der sechsten Flasche Bier, wenn seinem Vater das Reden allmählich schwer fiel, ging dieser ins Schlafzimmer und holte aus der Schublade seines Nachtkästchens eine Schatulle hervor, die seine Orden und Medaillen enthielt. Zwei Purple Hearts und ein Silver Star waren Beleg seiner Tapferkeit und Dankeschön für die Narben, die er davongetragen hatte. Im Vietnamkrieg hatte Sams Vater zusammen mit Peter Franklin, Madison Dad, gekämpft und ihm das Leben gerettet. Wahrscheinlich waren sie deshalb auch heute noch füreinander da und unterstützten sich, wenn Hilfe am Mann war. Einmal Soldat, immer Soldat. Und Soldaten ließen einander nicht im Stich.
    Sam teilte die Ansichten seines Dads was den Krieg anging nicht. Von Mr. Hershner, ihrem Lehrer, hatten sie gelernt, dass der Vietnamkrieg nichts weiter als unnötiges Blutvergießen und die größte Niederlage der amerikanischen Geschichte war.
    Mr. Coleman war, als er davon erfahren hatte, ziemlich ungehalten darüber, und nannte den Lehrer einen Hippie.
    Dank des guten Zuredens von Sams Mutter eskalierte kein Streit.
    Damals hatte Sam seinen Dad die Unterhaltung mit seinem Lehrer erzählt. Dad wurde fuchsteufelswild, hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Erstens weil Sam über den Krieg beim Mittagessen gesprochen hatte und zweitens weil dieser Scheiß-Kommunistenfreund, wie Joe Coleman den Lehrer nannte, die Frechheit besaß, so etwas überhaupt zu sagen. Mr. Hershner, sagte Dad, war ein verfluchter Hippie, der nur als Lehrer arbeiten durfte und überhaupt atmete, weil Leute wie Joe Coleman dieses Land zu dem gemacht haben, was es nun ist. Amerika wurde auf Blut gebaut und mit Blut wurde der Grundstein für die Freiheit gelegt. Selbst die Verfassung dieses großartigen Landes wurde mit dem Blut der Feinde niedergeschrieben. Als er Mr. Hershner einen Pot rauchenden, pazifistischen Hurensohn nannte und verlautbaren ließ, was man mit solchen Vaterlandsverrätern anstellen sollte, stand seine Mom auf und schrie ihn an, dass er endlich still sein sollte. Das war das erste Mal, dass Gloria Coleman ihrem Mann vor den Augen ihres Sohnes widersprach. Sams Dad sagte in diesem Moment nichts. Er war einfach zu perplex. Am selben Abend jedoch stritten seine Eltern bis tief in die Nacht hinein und sprachen für fast eine Woche kein Wort miteinander.
    Sam hatte daraus gelernt und nie wieder ein Wort gegen den Krieg verlauten lassen. Obwohl er die Meinung seines Dads nie teilte. Aber aus Liebe - und auch Angst vor ihm - nickte Sam nur und sagte »Ja, Sir«, wenn Joe Coleman wieder in einem Meer von Patriotismus badete.
    Sam duschte sich, schrubbte die ohnehin nicht mehr vorhandene Erde – den größten Teil hatte er auf dem Küchenboden liegen lassen - von seinen Fußsohlen und zog sich eine Hose an. Er blickte auf die Uhr und stellte fest, dass er lediglich neun Minuten für die Morgenhygiene gebraucht hatte. Das Shirt zog er sich an, während er die Treppe hinunter eilte.
    »So, Sir. Melde mich gehorsam zum Dienst«, sagte Sam in knackig, schneidendem Ton, salutierte in khakibraunen kurzen Hosen, Pantoffeln und einem Shirt mit dem Logo des Star Spangled

Weitere Kostenlose Bücher