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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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Nasenspitze zu einem einzigen dicken Tropfen geformt hatte, fiel mit einem leisen Platsch auf die aufgeschlagen Sache seines Buches und hinterließ darauf einen dunklen Fleck.
    Die halbe Strecke (gnädigerweise ohne erwähnenswerte Turbulenzen) und zweihundert Seiten  später war Sams Sitznachbarin eingeschlafen. Sam hoffte, dass es nicht an seinem Buch, sondern an dem monotonen, einlullenden Vibrieren der Boeing lang. Er selbst verspürte ebenfalls Müdigkeit, die in seine Adern strömte wie Gift. Sorgfältig steckte er das Lesezeichen in seinen neuesten Laymon und stierte hinaus zum Fenster.
    Es war ein strahlend, sonniger Tag. Oberhalb des Flugzeugs erstreckte sich nur das helle Blau des Himmels und zehn Kilometer darunter das schier endlos große, dunkel glitzernde Blau des Atlantiks. Normalerweise hatte Sam Höhenangst, doch bei zehntausend Meter machte es nichts mehr aus, wenn man fiel. Das schmerzt bestimmt nicht so, wie ein Sturz aus fünf Metern. Der unter ihm wie eine Decke dahinziehende Ozean verstärkte das Gefühl der Müdigkeit, die Lider wurden schwer und schlossen sich schließlich. Von einer Sekunde auf die andere eingeschlafen, neigte sich sein Kopf auf die Stütze. Mit dem Beginn seines Traums befand er sich plötzlich wieder im Sommer 1987.

 
     
     
     
     
     
    Kapitel 4
     
    Der junge Samuel Coleman starrte auf die Oberfläche des unter ihm liegenden Sees. Eine glitzernde Decke vollgespickt mit Diamanten breitete sich zu Füßen der Bäume aus. Die Sonne wärmte seinen Körper, während er versuchte, vom Schwindel übermannt, nicht zu fallen. Ein sanfter Wind fuhr hörbar durch die Blätter des Waldes und strich über seine nackte Haut. Obwohl die Brise wunderbar warm war,  fröstelte er. Das Blätterrasseln der Bäume ertönte als mehrstimmiger Choral; sie feuerten ihn an, flüsterten sanft er solle endlich springen.
    Das Summen der Bienen über seinem Kopf machte Sam noch nervöser, als er ohnehin bereits war. Aus schwindelerregender Höhe von einem Baum ins Wasser zu springen war schon schlimm genug, aber von einer Biene gestochen zu werden und daraufhin zu fallen war noch weitaus schlimmer. Wessen Schnapsidee war das hier überhaupt gewesen? Noch während die Frage durch seinen Kopf schoss, kam die Antwort. Natürlich war es die verfluchte Idee von diesem verfluchten Jake Anderson gewesen. Wer sonst aus ihrer Clique würde einen derart waghalsigen Vorschlag äußern. Die Höhe, in der sich Sam nun befand, betrug bestimmt gut und gerne sieben Meter. Was Sam vorhatte, war weder Mutprobe noch Spaß, sondern ein gefährliches Spiel mit dem Leben. Mit seinem Leben.
    Sams Höhenangst übermannte ihn. Seine Muskeln waren ein einziges verkrampftes Etwas. Seinen Kumpels hatte er nichts von seiner Phobie erzählt, da sie ihn nur aufgezogen hätten. Jetzt bereute er es, es verschwiegen zu haben. Wem musste er etwas beweisen? Ich kann einfach hinunterklettern und sagen, dass ich Schiss habe, dachte Sam.
    Na klar, genauso gut hätte er auch seine kleinen Eier in einen Schraubstock zwängen und zudrehen können, bis sie platzen. Das wäre sogar vermutlich weniger schmerzhaft gewesen, als zuzugeben, ein Hasenfuß zu sein.
    »Was ist nun? Springst du, oder willst du da oben übernachten, großer Anführer?«
    Ohne hinunterblicken zu müssen, wusste Sam, dass das die Spottstimme von Jake Anderson kam.
    Er atmete tief durch und blickte nach unten. Sam hatte keine Ahnung, wie lange er schon da oben verharrte. Jedenfalls so lange um über sein Leben nachzudenken. Wenn du vierzehn werden willst, dann klettere runter, verdammt.
    Am Ufer des Sees standen seine Freunde in ihren Badehosen, hielten vor der Sonne schützend die Hand über ihren Augen, als sie zu ihm hochblickten, und murmelten etwas, dass seine Ohren nicht wahrnehmen konnten. Es musste lustig gewesen sein, denn alle lachten. Wahrscheinlich ein Witz auf seine Kosten.
    Sie lachen dich aus, du Memme, dachte Sam. Natürlich taten sie es, und sie hatten allen Grund dazu.
    Alle waren sie bereits gesprungen. Jake als erster. Aber das war keine sonderliche Überraschung; er würde auch vom Kirchturm in ein ein Quadratmeter großes Becken springen, wenn man ihn nur aufforderte. Isaac »Newton« Bennett, der sonst so besonnene Klugscheißer war gesprungen. Ja, selbst der gegen alles allergisch reagierende Joshua - den sie alle wegen seiner Größe nur Little Joe nannten – hatte sich getraut zu springen. Gegen Höhe war er anscheinend nicht allergisch.

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