Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
mehr die Erinnerungen daran an die Oberfläche drängten.
Die Stewardess runzelte die Stirn, da sie offenbar nicht verstand, welche Aufregung er denn meinte und ging dann weiter ihren Aufgaben nach.
Seine Sitznachbarin war inzwischen ebenfalls wach geworden, auch sie hielt eine Sektflöte in der Hand.
Sam fand, wenn man sich schon in Gesellschaft befand, gehört es sich nicht zu trinken, ohne anzustoßen; also gab er ein leises, kaum hörbares Cheers von sich.
Sie ging darauf ein und ihre Gläser stießen mit einem kristallenen Klirren zusammen.
»Wo geht ihre Reise denn hin?«, fragte sie neugierig, nachdem nun das Eis des gegenseitigen Schweigens gebrochen war.
Na toll, Sam hatte mit seinem unüberlegten Trinkspruch ein Gespräch vom Zaun gebrochen. Sie war also doch eine Quasselstrippe. Aber irgendwie machte es Sam seltsamerweise nichts aus. Vielleicht ist es besser so, bevor die Vergangenheit mich nochmals einholt, dachte er.
»Flagstaff, Nebraska«, antwortete er kurz angebunden.
»Da haben sie ja noch ein paar Stopps vor sich.«
Sam nickte.
Sie nippte an ihrem Champagner und nach einer kurzen Pause fragte sie: »Geschäftlich?«
Es scheint nicht eines dieser belanglosen Gespräche zu werden, hatte Sam das Gefühl.
»Nein, privat.«
»Ich bin übrigens Cornelia Matzak.«
Ihrer Aussprache nach, war sie Norddeutsche. Ein bisschen kannte sich Sam mit den verschiedenen Dialekten schon aus, nicht viel und nicht besonders gut, aber immerhin.
»Samuel Coleman«, antwortete er und reichte ihr die Hand.
»Samuel Coleman? Der Samuel Coleman?« Cornelia starrte überrascht auf den Büchereinband und tippte mit ihrem Zeigefinger auf den Namen.
»Genau der«, lächelte Sam und erwischte sich dabei, wie er sich tatsächlich geschmeichelt fühlte.
»Das glaube ich ja jetzt nicht. Ich lese gerade ihr Buch und da sitzen Sie die ganze Zeit neben mir im Flugzeug.« Cornelia zwirbelte etwas verlegen eine Locke zwischen ihren Fingern.
Zuerst wollte Sam erklären, dass es ein Privileg eines Schriftstellers sei, nicht sofort erkannt zu werden. Ein Privileg, das er sehr genoss. Aber diese junge Frau war offensichtlich ein Fan von ihm, der ihn bewunderte, und wenn er ehrlich sich gegenüber war, behagte ihm dieses Gefühl. Es tat gut, zu wissen, dass er noch Fans hatte. Der reinste Balsam für seine angeschlagene Autorenseele.
»Ja, wissen Sie, wir Autoren sind ja nicht für unsere Gesichter berühmt und stehen nicht so im Rampenlicht wie Rockstars«, antwortete er bescheiden.
»Meine Güte, es gibt doch nichts Wertvolleres als Bücher, richtig? Ich bin ein riesiger Fan von Ihnen. Sie haben´s echt drauf. Können Sie mir mein Exemplar signieren?« Cornelia kramte in ihrer Handtasche nach einem Stift und überreicht ihn ihm zusammen mit dem Buch.
Das Schreiben von Romanen empfand Sam als einfach, doch paradoxerweise fiel ihm das Verfassen von Widmungen mehr als schwer.
Er überlegte kurz, tippte dabei nachdenklich mit dem Stift gegen sein Kinn und schrieb dann:
Für Cornelia, meinem größten Fan zwischen den Kontinenten. Danke fürs Lesen.
Samuel Coleman
Er gab ihr Stift und Buch zurück.
Cornelia betrachtete seine Widmung und blickte sie an, als sei es ein uraltes, wertvolles Artefakt.
»Wahnsinn. Vielen Dank, das werde ich meinen Freunden zeigen, wenn ich wieder zuhause bin.«
Sams Brust war vor Stolz geschwellt, er schenkte Cornelia ein ehrliches Lächeln und stellte fest, dass er sich das letzte Mal so gefühlt hatte, als er die allererste Widmung in seinen Debütroman schrieb. Es tat tatsächlich gut, wieder einmal gewürdigt zu werden.
»Sie leben ja jetzt in Frankfurt, richtig?«
»Ja, die große Liebe hat mich über den Ozean getrieben.«
War das ein Ausdruck der Enttäuschung, der sich da auf ihrem Gesicht breit machte, oder bildete er sich das nur ein?
Nach kurzem Überlegen sagte sie: »Also besuchen Sie Ihre alte Heimat?«
»Genau.« Sam nickte. »Ich habe eine Einladung zu einem Klassentreffen bekommen.«
Er hatte nicht beabsichtigt, ihr all das zu erzählen, doch die Worte sprudelten einfach so aus ihm hinaus. Er überlegte, dass sie auch ein verrückter Fan sein könnte, eine Stalkerin, die ihm nachstellte. Wenn er ihr noch mehr verriete, vielleicht sogar die Längen und Breitengrade von Flagstaff, dann könnte sie ihn verfolgen, ihren Lieblingsschriftsteller entführen und ... Ich sollte aufhören, dachte er. Das hier war nicht Mysery . Cornelia war einfach nur ein Fan. Er
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