Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
halfen Sams und Madisons Vater bei der Suche.
»Was wäre aus uns geworden, wenn wir es gemeldet hätten?« fragte Jake, während er sich seine Schuhe anzog.
»Die hätten uns bestimmt alle in eine Jugendhaftanstalt gesteckt«, sagte Joshua.
»Möglich. Aber dann müssten wir wenigstens nicht mit diesem schrecklichen Geheimnis leben.«
»Ach ja, meinst du, Isaac? Ich wäre heute vielleicht kein Familienvater und kein Romanautor. Du auf keinen Fall Priester. Joshua nicht bei der Polizei, Madison nicht in einer Anwaltskanzlei und Jake ... na ja, Jake war immer schon ein Überlebenskünstler«, antwortete Sam.
Jake grinste müde.
»Es war die einzige Möglichkeit, die wir hatten.« Sam sah sehnsuchtvoll in das Feuer, als würde er dafür beten, dass die Flammen die Vergangenheit auslöschen konnten.
»Dennoch war es falsch«, beharrte Casey auf ihren Standpunkt.
»Das wissen wir selbst auch. Aber wir waren Kinder und wussten es einfach nicht besser. Wir hatten Angst. Und Gott weiß, dass ich Schuldgefühle habe, genau wie die anderen auch. Aber damit müssen wir leben. Und irgendwann werden wir die Rechnung für unsere Sünde serviert bekommen.«
Ein kühler Wind brachte das Feuer zum Flackern. Sam starrte weiter in die Flammen, doch nun sah er darin das lodernde Feuer der Hölle.
Und genau dort werden wir enden.
Sam wandte seinen Blick ab und sagte zu Casey: »Du darfst keiner Menschenseele davon erzählen, hörst du? Wenn das rauskommt, knacken die uns ein. Egal, ob wir noch Kinder waren. Oder wie siehst du das, Madison? Als Anwältin, meine ich.«
Madison zupfte ihr schmutziges Abendkleid zurecht. Dann zuckte sie die Schultern. »Ich bin keine Anwältin, Sammy. Außerdem arbeite ich für eine Kanzlei, die sich darauf spezialisiert hat, Verkehrsdelikte, Trunkenheit am Steuer und so zu behandeln.«
Isaac sagte: »Vielleicht ist die Sache ja schon verjährt.«
Sam sah Madison noch kurz an, dann blickte er zu Boden. »Möglich. Das wäre dann noch ein Grund, nicht zu den Cops zu gehen. Es würde dann sowieso keinen Sinn mehr machen.«
»Du hast recht, Sam«, bekräftigte ihn Jake. »Und du hängst da jetzt auch mit drin. Du bist eine Mitwisserin.«
Casey riss die Augen auf. »Bist du verrückt? Ich will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.«
»Dafür ist es wohl jetzt zu spät«, sagte Joshua.
Nach einigem Hin und Her einigten sie sich darauf, weiterhin zu Schweigen und den Tod Jasper Sampsons als ihr Geheimnis zu betrachten.
»Wir sollten fahren. Wir können uns ja morgen bei klarem Verstand noch einmal unterhalten«, sagte Sam und die anderen nickten zustimmende. Madison gähnte.
Sie löschten das Feuer, indem sie Sand und Erde darüber schaufelten, packten all ihre Sachen zusammen und fuhren schweigend zurück nach Flagstaff.
Kapitel 33
Sie erreichten die Circle Road. Vor der Schule standen noch Grüppchen von Leuten, die sich unterhielten und ab und zu kicherten. Die meisten Autos waren bereits verschwunden. Nur noch Sams Chevy und Jakes Datsun standen an der East.
Madison fragte Joshua, ob er sie nach Hause bringen könnte und er bejahte.
Isaac beschloss das Stück zu Fuß zu gehen.
»Also, wir sehen uns morgen zu Mittag im Pink Flamingo.« Niemandem fiel auf, dass Isaac den längst nicht mehr gültigen Namen des Diners gesagt hatte. Alle wussten was gemeint war.
Sam verabschiedete sich von den anderen und stieg in den Chevy. In Madisons Augen konnte er die Hoffnung und Sehnsucht nach der einen Frage erkennen: Kommst du mit?
Aber Sam sagte es nicht. Es war ohnehin schon zu viel geschehen, mehr als gut war.
Saskia, Saskia, Saskia; immer und immer wieder rief er sich seine Ehefrau ins Gedächtnis, bis Madisons Bild in seinem Kopf verschwunden war. Er sah Saskia nun klar vor sich. Sah, wie sie mit den Mädchen im Bett lag, ihnen eine seiner Geschichten vorlas und die Zwillinge ... Angst vor dem Ding unter dem Bett hatten. Warum ließ ihn das Monster unter dem Bett nicht los?
Als er den Motor anließ und wegfuhr, sah er im Rückspiegel, wie Casey bei Jake einstieg.
Sam blickte auf die Uhr, es war bereits nach drei Uhr morgens. Wenn er jetzt doch noch Saskia anrufen und fragen würde, ob alles in Ordnung sei, dann würde vielleicht dieses komische Gefühl von Angst verschwinden. Oder bestätigen.
Sam konnte es sich selbst nicht erklären, woher diese plötzliche Furcht kam.
Er drehte das Radio auf, öffnete das Fenster und ließ die dunkle Nacht an sich
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