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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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vorbeibrausen. Seine Gedanken kreisten wie verrückt um den vergangenen Abend. Warum hatten sie das bloß alles wieder aufgewühlt? Warum konnten sie die Vergangenheit nicht einfach ruhen lassen? Aber war es nicht Sam selbst, der damit angefangen hatte? Ja, aber es musste sein. Zu lange schon, seit Ewigkeiten, schlummerte das Geheimnis in einer verstaubten, verschlossenen Schublade tief in seinem Unterbewusstsein; und nun war es frei.
    Die Müdigkeit lag schwer auf seinen Augenlidern und die Elwood Road verschmälerte sich zu einem Tunnel.
    Plötzlich kreischte das Radio, schaltete wie von Geisterhand auf einen anderen Sender und verstummte gleich darauf. Die Scheinwerfer des Chevy zuckten stroboskopartig.
    Sam fluchte. Was war denn jetzt los? Ein Fehler in der Bordelektronik? Unwahrscheinlich, das Modell war so alt, dass kaum Elektronik vorhanden war, die hätte ausfallen können. Der gute Chevy baute auf die Zuverlässigkeit der Mechanik.
    Eine Gestalt tauchte vor ihm am Straßenrand auf. Sie Sie ging über die Straße und blieb am Mittelstreifen stehen.
    Sam riss die Augen auf, sein Mund formte sich zu einem überraschten O. Fluchend stieg er bis zum Anschlag in die Bremsen, sodass das Heck des Chevy ausbrach, über den Asphalt schlitterte und schließlich mit einem höllischen Quietschen zum Stillstand kam. Der Gestank nach Gummi setzte sich in seinen Schleimhäuten fest. Die Rauchwolke, die bei der Vollbremsung entstanden war, legte sich wie Nebel vor seine Sicht, löste sich allmählich langsam auf und verschwand in den Nachthimmel.
    Das Adrenalin ließ seinen Körper beben. Die Müdigkeit war mit einem Schlag verschwunden. Sam blickte in den Rückspiegel und sah die Gestalt mitten auf der Elwood Road stehen. Gute sechzig Meter hinter ihm. Wenigstens hatte er diesen Lebensmüden nicht über den Haufen gefahren; das hätte ihm gerade noch gefehlt. Noch ein Toter, noch ein Geheimnis.
    Sam stieg aus dem Wagen. Sam war unschlüssig, was er tun sollte. Dieses Arschloch fragen, ob alles okay sei, oder ob er einen Knall hatte?
    »He, Sie. Was zum Henker ...«, rief er schließlich. Doch seine Stimme erstickte in der Dunkelheit.
    Die dunkle Gestalt kam auf ihn zu und ... lachte. Herrgott, dieser Wahnsinnige lachte tatsächlich. Sam wusste nicht, ob er sich freuen, oder Angst haben sollte.
    Umso näher der Schemen kam, desto mehr roch es nach totem Fleisch, Verwesung und … waren das faule Eier, die er da sonst noch roch?
    Der ekelerregende Gestank schien von diesem Kerl auszugehen. Sam würgte und fühlte sich wieder an das tote Eichhörnchen erinnert.
    Nein, das hier war schlimmer.
    »Sammy ... Sammy ...«, rief die Gestalt. Die Stimme war so ... unmenschlich. Viel zu kalt, um von einem Lebenden zu stammen. Sie war mehr ein Raunen oder ein Krächzen, als wären Kehlkopf und Stimmbänder, die sie eigentlich hervorbringen sollten, längst verwest.
    Ein Schauer überkam Sam, kroch ihm den Rücken bis zum Steißbein hinab. »Wer sind Sie?«, rief er erneut.
    »Du weißt wer ich bin, Sammy. O ja, du weißt es genau, hab ich nicht recht?«
    Oh ja, er wusste, wer das war. Aber sein rational denkender Verstand sträubte sich dagegen. Das war irgendein Verrückter, ein Killer. Aber woher kennt er meinen Namen?
    Sam verspürte nicht die geringste Lust seinen Fragen nachzugehen. Er löste sich aus seiner entsetzten Versteinerung, stieg in den Wagen, drehte den Zündschlüssel und der Chevy erwachte mit donnerndem Motor zum Leben. Als er das Licht anmachte, hüllten die roten Schlussleuchten die Straße in gespenstischen Schein. Die Gestalt war nur noch fünf oder sechs Meter vom Wagenheck entfernt, und sah aus als würde sie dem Feuer der Hölle entsteigen.
    Sam konnte einen genaueren Blick auf die Gestalt werfen, und wünschte er hätte es nicht getan. Was Sam sah, ließ ihn schaudern. Es war der Banker mit der Fratze. Und dann war sie es plötzlich nicht mehr. Das Gesicht schien eine Metamorphose durchzumachen: die Haut wölbte sich, als würden Maden unter ihr kriechen, die Knochen verschoben sich; Sam konnte ihr Knacken deutlich vernehmen. Die Nasenknorpel knirschten, plötzlich materialisierte sich eine Brille auf der Nasenspitze, die Augenfarbe wechselte, Haare fielen zu Boden.
    Mr. Hershner!
    Es war sein ehemaliger Lehrer, der hinter dem Heck des Wagens stand. Jetzt konnte Sam ihn ganz klar erkennen. Der Anzug den sein Lehrer immer trug, die zarte Brille, das schüttere Haar, alles stimmte. Und doch spürte Sam, dass es

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