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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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dem eines ängstlichen Rehs, das in die Augen eines Wolfes sieht.
    Auch wenn er noch nie etwas mit dem Tod zu tun hatte, so spürte er seine Anwesenheit.
    „Ich will zu Mami.“ Seine Stimme war leise, fast fl ehend.
    „Sie wird bald bei dir sein“, lächelte der Vater. Er sah in die dunklen Augen seines Kindes, die im Mondlicht schimmerten wie zwei schwarze Opale.
    Es war Zeit. Es gab kein Zurück mehr. Er hatte seinen Entschluss gefasst.
    Bald sind wir wieder eine glückliche Familie.
    Er erhob sich aus seiner knienden Position, nahm seinen Sohn bei der Hand und ging langsam mit ihm zum Ufer. Der Kleine wusste zwar, dass etwas nicht stimmte, aber es war sein Vater, er vertraute ihm. Alles war in Ordnung. Zu keiner Sekunde drängte sich der Gedanke auf, dass der Mann, der ihn liebte, ihm etwas antun könnte.
    „Sieh mal, Junge. Tausende Diamanten.“
    Der Kleine sah fasziniert auf die sanften Wellen. Das Auf und Ab des Wassers entfachte ein Glitzermeer.
    „Los Kumpel, hol dir einen davon“, flüsterte der Mann.
    Zögerlich machte das Kind einen Schritt vorwärts und streckte den Arm aus.
    Der Schrei des Kauzes erstarb.
     
     

Kapitel 1
     
    Heute
     
    Oliver Ritter war froh, als sie den Stadtrand von Kirchbergen erreichten. Die ganze Autofahrt lang von Wien bis hierher hatte er kein einziges Mal geflucht, wie er es für gewöhnlich tat, wenn er längere Zeit am Steuer saß. Sei es nun über andere Verkehrsteilnehmer, die alle scheinbar den Führerschein in der Lotterie gewonnen hatten, oder über die Ungeduld seines Sohnes Kevin auf der Rückbank. Nichts hätte seine Stimmung trüben können an diesem Tag und noch nie zuvor hatte er sich so auf ein Vorstellungsgespräch gefreut wie in diesem Moment. Seine Frau Melanie strich ihm sanft übers Knie und blickte zufrieden in den Rückspiegel zu ihrem Sohn Kevin.
    „Bist du dir sicher, Schatz, dass wir das Richtige tun?“
    „Wir sind das doch bereits durchgegangen, Melli“, antwortete Oliver mit einem sanften Lächeln. „Außerdem ist es reichlich spät, um einen Rückzieher zu machen, meinst du nicht?“
    „Ja, da hast du wohl recht. Es ist nur … ich habe das Gefühl, wir stürzen uns in ein Abenteuer. Es kann auch nach hinten los gehen. Ich meine, du hast den Job ja noch nicht in der Tasche.“
    „Vertrau mir, Liebling. So wie Direktor Hartmann am Telefon geklungen hat, ist das heute nur noch Formsache. Ich spüre, nein, ich weiß, dass wir mit dieser Entscheidung aufs richtige Pferd gesetzt haben.“
    Melanie glaubte ihrem Mann. Sie schenkte ihm ihr b ezauberndstes Lächeln, wohlwissend, dass bessere Zeiten vor ihnen lagen. Es war noch gar nicht lange her, ungefähr ein dreiviertel Jahr, da hatte Oliver ein Burnout erlitten. Die stressige Arbeit mit den Jugendlichen in Wien und der Druck der Stadt selbst fraßen ihn förmlich auf, rissen ein Stück seines eigentlich fröhlichen und unbeschwerten Charakters aus ihm heraus und begruben es unter einem Berg von Sorgen und Niedergeschlagenheit. Seine einzige Chance Licht am Ende des Tunnels zu sehen, war den Job hinzuschmeißen. Melanie war zwar nicht glücklich mit dieser Entscheidung gewesen, aber was blieb ihr anderes übrig? Schließlich wollte sie nicht riskieren, dass Oliver bleibende Schäden davontrug. Natürlich hatte sie Bedenken, alles hinzuschmeißen und auf einen Neuanfang zu setzen. Vor allem mit einem Kind. Ein bisschen gutes Zureden seitens Olivers und ein klein wenig Überredenskunst überzeugten sie letztendlich es zu wagen. Die Ersparnisse reichten gerade noch, um die Ritters die nächsten Monate über Wasser zu halten, selbst wenn Oliver die Stelle nicht bekommen würde. Unbegründete Sorgen, wie sich zeigen sollte; es war, als hätte das Schicksal nur darauf gewartet die Weichen in eine bessere Zukunft zu stellen. Gedankenversunken strich sie ihrem Mann über die Wange. Ihr wurde warm ums Herz, als sie sah, wie aufgeregt Oliver war. Und wie zufrieden er strahlte. Vom Burnout keine Spur mehr. Er wirkte wie ein kleiner Junge, voller Freude und Energie. Ihr wurde schlagartig wieder bewusst, wie sehr sie ihn liebte.
    In diesem Moment trafen sich ihre Blicke und Oliver zwinkerte ihr zu.
    Sie spürten beide, dass sich ihr Leben für immer verändern würde. Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen.
    Als Mädchen vom Lande hatte sich Melanie in der Stadt nie wohl gefühlt. Einzig Olivers Job hatte sie dort gehalten.
    Sie selbst wuchs in einer verschlafenen Gemeinde im Bezirk Gänserndorf auf,

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