Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
ihrer Aufbewahrung - zwischen Lattenrost und Matratze - und las sie heimlich. Auch Sam und Jake hatten ein Geheimversteck, jedoch für Lektüre anderer Art.
»Isaac hat recht. Holen wir uns noch etwas Süßes von Frank und fahren dann nach Hause. Meine Eltern werden sonst sowieso wieder sauer, wenn ich zum Abendessen zu spät komme«, sagte Sam. Obwohl sie alle sich stets über Little Joes übertrieben panische Reaktion pünktlich zuhause zu sein lustig machten, änderte das nichts an der Tatsache, dass sie selbst ebenfalls von ihren Eltern zum Abendessen erwartet wurden. Sams Vater legte großen Wert darauf, dass die Familie zusammen das Essen einnahm. Er war der Patriarch und Sam musste verdammt gute Ausreden parat haben, versäumte er ein Abendmahl. In den Ferien war sein Vater in der Regel nachsichtiger, doch während der Schulzeit kannte er in dieser Hinsicht keine Gnade.
»Ihr seid ein paar Weicheier. Wir haben doch morgen den letzten Schultag«, antwortete Jake. Er schätzte sich glücklich, dass seine Eltern nicht so streng waren. Tatsächlich waren die beiden derart mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht groß darauf achteten, was ihr Sohn den ganzen Tag trieb. Jakes Vater war der Gemeindearzt von Flagstaff, seine Mutter die Sekretärin des Bürgermeisters. Jake hatte gelernt sich selbst zu versorgen, seit er neun war. Selbst die Waschmaschine konnte er betätigen. Aber das würde er vor den anderen nicht zugeben. Waschen war Mädchensache. Einzig und allein Sam wusste davon. Aber auch nur, weil er Jake einmal erwischt hatte, als der, bekleidet mit einer Schürze, vor dem Fernseher die Wäsche der Familie bügelte. Jake hatte gedroht, dass er Sam umbringen würde, wenn er den anderen davon erzählen würde - Freundschaft hin oder her.
Sam hatte sich bei Jakes Waschweiberanblick schief gelacht, hatte es aber niemandem erzählt.
»Die Jungs haben recht, Jake«, warf sich Madison ins Gespräch ein. »Ab morgen Mittag haben wir ohnehin Ferien, dann können wir jeden Abend einen draufmachen«. Einen draufmachen bedeutete für die dreizehnjährigen Freunde baden gehen, im Diner abhängen oder einfach die brütende Hitze des Sommers in der herrlichen Kühle ihres Verstecks auszusitzen und sich dort zu amüsieren.
»Also gut. Dann ab zu Frank´s und dann ab nach Hause mit euch«, lächelte Jake Anderson und schüttelte verständnislos den Kopf.
Die Freunde schoben ihre Fahrräder zu Frank´s Grocery in der West Street. Der Laden war der einzige Greißler in Flagstaff. Den alten Frank gab es schon seit sie im Kindergarten waren. Mindestens. Isaac meinte sogar, und stützte sich dabei auf seine Nachforschungen, dass er schon ihrer aller Eltern, als diese noch im Kindergartenalter gewesen waren, mit süßen Leckereien versorgt hatte. Demzufolge musste Frank Sussman uralt sein. Das zerfurchte Gesicht Sussmans untermalte Isaacs Theorie. Frank Sussman hatte ein Abkommen mit ein paar Farmern getroffen, die ihre Waren nicht an den Großmarkt lieferten, weil die Abgabemengen viel zu wenig Ertrag einbrachten. Es waren hauptsächlich kleine Farmen drüben im Westen und dem restlichen Umland, die genauso glücklich waren mit Frank Geschäfte zu machen, wie er mit ihnen. Ihre Ernte fiel zu klein aus, um für den Großmarkt interessant zu sein, und Frank bezahlte nicht schlecht für tadellose Qualität. Die Symbiose funktionierte, doch wie lange noch, wusste er nicht. Frank war alt und stand, wie man so schön sagte, schon mit einem Bein im Grab. Wenn er tot war, müssten sich die Farmer wohl oder übel mit den großen Agrarkonzernen arrangieren.
Sam und seine Freunde lehnten die Fahrräder an die Hausmauer des Ladens und betraten ihn. Der altvertraute Geruch von frischem Obst, Gemüse und Süßigkeiten strömte in ihre Nasen. Die Kinder liebten den Grocery Store an der Ecke. Frank´s war ein wundervoller Laden.
Links von der Eingangstür befand sich der Verkaufstresen mit erntefrischem Obst und dem frischesten und saftigsten Fleisch südlich von Kanada (was somit die kompletten Vereinigten Staaten, ausgenommen Alaska einschloss), wie Frank selbst nicht ohne Stolz sagte. Einmal hatte der alte Mann den Freunden erklärt, dass das Fleisch so frisch sei, dass man es noch muhen hören konnte, wenn man nur genau hinhörte.
Da waren sie neun Jahre alt gewesen. Joshua war fasziniert von der Vorstellung und nahm zwei Tage später ein Dreihundert-Gramm-Steak, das er sich ans Ohr hielt, um die Richtigkeit dieser
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