Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Isaac.
Joshua sagte kein Wort, sondern warf Isaac nur einen dankenden Blick zu. Obwohl die Freunde eine geschlossenen Gruppe darstellten, so gliederte sich diese doch in mehrere Lager. Zum einen Little Joe und Isaac, zum anderen Madison und Sam und natürlich Jake, der vor nichts und niemandem Respekt hatte. Wobei Jake Samuels bester Freund war, trotz dessen riesiger Klappe. Aber wenn man in Schwierigkeiten war, konnte man sich auf ihn verlassen. Egal um was es sich dabei handelte. Und Jake hatte seine eigene ausgefeilte Methode Bedrohungen entgegenzutreten. Er schlug erst zu und stellte dann die Fragen. Zugute kam ihm natürlich noch, dass er aus gutem angesehenem Hause kam und nicht sofort Zielscheibe Nummer eins für die älteren Schläger im Ort war. Im Gegensatz zu Joshua Dearing, der alleine schon aufgrund seines Erscheinens ein willkommenes Opfer für scheinbar jeden bot, der sich abreagieren wollte.
Jeder der Jake Anderson kannte, wusste wie er etwas meinte, wenn er Blödsinn redete. Meistens waren seine Kommentare für die anderen erheiternd, aber die Sprüche über Joshua sollte er bleiben lassen, wie ihn seine Freunde etliche Male bereits ermahnt hatten. Jake Anderson war einfach ein gutmütiges – jedenfalls seinen Freunden gegenüber – Schandmaul.
Während Jake der Sportliche und Unerschütterliche unter ihnen war, bildete Joshua das komplette Gegenstück zu ihm. Er war kleiner als die anderen gleichaltrigen Kinder. Sams Mom hatte ihm einmal erklärt, dass Mrs. Dearing erzählt hatte, Joshuas geringe Körpergröße läge an einer Wachstumsstörung. Keiner wusste wieso. Andere Leute in Flagstaff hatten da ihre eigenen Theorien. Alkohol und Zigaretten während der Schwangerschaft sollten Schuld an Little Joes Problemen gewesen sein. Sogar von Drogen war die Rede. Nick Zubarsky hatte einmal in der Schule erzählt, dass Joshuas Mutter eine stadtbekannte Hure wäre und Joshua aus vielen Männern gemacht wurde. Noch nie sah man Little Joe so geknickt. Aber damals waren sie elf Jahre alt gewesen und niemand hatte den Mumm gehabt, gegen Nick Zubarsky etwas zu unternehmen. Außer man wollte zerquetscht werden wie eine Made. Und wer wollte das schon? Joshua war umhergesprungen wie ein Giftzwerg und schwor Nick Zubarsky eines Tages zu töten. Natürlich hatte er das erst getan, als er mit seinen Freunden allein in Dead Oak war und ihn nick Zubarsky nicht hören konnte.
Niemand wusste, wer oder was wirklich schuld an Joshuas Wachstumsstörung war. Vielleicht traf von jeder Theorie eine Winzigkeit zu, denn Joshuas Mom achtete auf ihren Sohn wie eine Glucke und schien sich, vor allem aber seinem Vater, von dem niemand sicher war, dass er es auch wirklich war - die Schuld zu geben. Dieser elende Säufer, wie Mrs. Dearing ihren damaligen Ehemann stets nannte, hatte sich aus dem Staub gemacht, als Joshua noch ein Kleinkind war. Wie auch immer. Joshua wuchs ohne Vater auf.
Täglich um Sechs musste er zuhause sein, um seine nicht gerade kleine Zahl an Medikamenten einzunehmen. Es waren dermaßen viele, dass er sich das eigentliche Abendessen sparen könnte. Pillen, die das Wachstum anregen sollten, verschrieben von irgendeinem Kurpfuscher aus Lincoln, Pillen gegen Allergien verschiedenster Art (Joshua war tatsächlich gegen alles Mögliche allergisch, vielleicht war es aber auch nur Einbildung, wer wusste das schon so genau), Tropfen und Pillen für seine Sehschwäche und Gott allein weiß, welche Medikamente ihm seine Mutter sonst noch verabreichte.
Natürlich hatte es Joshua in seiner Kindheit nicht leicht.
Zum Glück gab es da noch Isaac Bennett, der den Kleinen stets verteidigte, natürlich nur bei verbalen Auseinandersetzungen. Er war alles andere als ein Schläger. Mit Worten konnte er umgehen, aber selbst Madison, das einzige Mädchen der Clique, konnte eine höhere Schlagkraft aufbieten.
Nein, Isaac würde sich nie prügeln. Er widmete sich lieber seinen Büchern, die selbst der schlaue Sam nicht verstand. Isaac war belesener als die meisten Jungen und Mädchen in seinem Alter. Er konnte an allem Interessantes entdecken: dem Universum, den Naturwissenschaften, der Geschichte. Vor allem interessierte ihn die Erschaffung der Erde, in wissenschaftlicher Hinsicht selbstverständlich, was seinen streng katholischen Eltern natürlich widerstrebte. Blasphemie und Ketzerei nannten die Bennetts die Bücher ihres Sohnes. Seit sie Isaac gedroht hatten, sämtliche Bücher wegzunehmen, hatte er ein Geheimversteck zu
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