Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
zitterte.
„Gott hat damit nichts zu tun“, antwortete Kellermann schockiert.
„Was ist mit dem Jungen?“
„Was?“
„Mikey“, schrie Sallinger und rannte davon. Kelle rmann folgte ihm auf dem Fuße.
So schnell die Beine sie nur tragen konnten liefen sie durch den Garten, Richtung See. Elly hat gesagt, Robert ist vom See zurückgekommen, Mikey hat sie nicht gesehen, erinnerte sich Sallinger.
„Arthur, was ist passiert?“ Elly stand im Garten. Die Vermutung quälte sie, dass ein Unglück geschehen sein musste. Warum sonst sollten die beiden Männer derart aufgelöst sein?
Ihr Verdacht wurde bestätigt.
„Später, Elly. Ruf einen Krankenwagen. Und geh nicht in das Gardener-Haus hinein. Hörst du, geh auf keinen Fall da rein“, brüllte Arthur ihr im Vorbeilaufen zu.
Sie schrie ihm noch etwas nach, doch er achtete nicht darauf. Genauso wenig achtete er auf den Kauz, der nun wieder seine Klagelaute äußerte.
Am See angekommen, brüllte Arthur immer und immer wieder den Namen des Jungen.
Kellermann war schleierhaft, warum sie den Jungen ausgerechnet hier finden sollten, aber er zog seine Stabt aschenlampe aus dem Gürtel und leuchtete das Ufer ab.
Der Schein der Lampe gab den Jungen preis. Er trieb im seichten Wasser, mit dem Rücken nach oben.
„NEIN!“ Sallinger watete ins kniehohe Wasser, zog den kleinen Jungen ans Land. Er drehte ihn auf den Rücken.
Mikey Gardeners Gesicht war leichenblass, eine T otenmaske im Mondlicht.
Sofort begann Arthur mit Reanimationsmaßnahmen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, beatmen. Er presste seine Lippen auf Mikeys. Sie sind so kalt. So furchtbar kalt.
Und blies ihm Luft in die Lungen. Der Brustkorb des Jungen wölbte sich. Fiel wieder in sich zusammen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, beatmen.
Kellermann fühlte den Puls.
„Hör auf Arthur. Es ist zu spät, hör auf.“
Doch Sallinger achtete nicht auf ihn. Unbeirrt wiede rholte er die Herzmassagen und Beatmungsversuche.
Kellermann zerrte ihn mit Gewalt am Arm. Weg von dem Jungen.
„Er ist tot, Arthur. Hörst du. Er ist tot“, sagte Kellermann ruhig. Er hockte sich so vor Sallinger, dass er den Blick auf den Jungen versperrte.
Arthur ließ sich auf sein Gesäß fallen, blickte fassung slos auf seine Hände und vergrub sein Gesicht darin. Er begann zu weinen.
Elly kam herbei. Ihr gefror das Blut in den Adern. Noch niemals zuvor hatte sie ihren Mann so verzweifelt gesehen.
Kapitel 22
„Das ist ja eine schreckliche Geschichte“, sagte Mel anie.
Es war fast Mitternacht.
Sallinger blickte in den Himmel.
„Ja. Aber leider ist sie wahr. Wissen Sie, wenn ich auf meine Frau gehört hätte, dann wäre das alles vielleicht nicht passiert.“ Er nahm einen großen Schluck von seiner zweiten Flasche Bier.
„Dafür können Sie doch nichts, Arthur. Es wäre so oder so passiert.“
„Vielleicht. Aber ich hätte den Jungen retten können. Zum Teufel, wenn ich doch bloß auf Elly gehört hätte. Ich habe immer gesagt, sie hätte den sechsten Sinn. Sie hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte, als Robert Gardener vom sogenannten Spaziergang zurückkam. Sie hatte es g ewusst, als er in jener Nacht vor unserer Tür stand.“
Melanie beugte sich über den Tisch. Sanft strich sie über Sallingers raue Hand.
Kevins Stimme ertönte im Hintergrund: „Papa ist z uhause.“
Langsam wandte Sallinger seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Kevin saß aufrecht auf der Woh nzimmercouch. Er blickte Sallinger und seine Mutter direkt an. Doch der Alte hatte nicht das Gefühl, dass der Junge sie wahrnahm. Sallinger erinnerte er an einen Schlafwandler. Hier, und doch ganz weit entfernt.
„Ich hab meinen Papa sehr lieb, Mikey“, sagte Kevin.
Jede einzelne Sehne und jeder einzelne Muskel in Sallingers Körper verspannten sich.
Was hat er da gesagt?
„Haben Sie das gehört, Melanie“, flüsterte Arthur.
„Ja, er spricht wieder mit seinem unsichtbaren Freund.“
„Er hat Mikey gesagt.“
„Sie wissen doch wie Kinder sind. Sie schnappen alles auf, was sie hören und plappern es dann nach.“ Es klang wie eine faule Ausrede. Nichts weiter als eine müde Erkl ärung, um sich selbst die Angst zu nehmen. Sallinger hatte die Geschichte im Flüsterton erzählt und Kevin hatte geschlafen. Unmöglich, dass er etwas davon mitbekommen hatte.
Ihren Sohn mit einem Unsichtbaren sprechen zu sehen, verpasste ihr einen Schlag in die Magengrube. Ihr blieb der Atem weg und ihr wurde kalt. Sie zitterte. Doch
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