Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
nicht der Kälte wegen.
Melanie betrachtete das Haus. Was hat er gesagt? Papa ist zuhause?
Plötzlich ging eines der Lichter an.
Ungläubig warf sie einen Blick zu Sallinger, zu Kevin und wieder zu Sallinger.
„Oliver scheint nach Hause gekommen zu sein“, sagte sie ruhig.
Arthut nickte.
„Alles in Ordnung?“
Oliver zuckte zusammen, als hinter ihm Melanies Stimme ertönte.
Er saß im Schlafzimmer auf dem Bett, verstaute irgendetwas schnell im Nachtkästchen.
„Alles bestens“, antwortete er kurz angebunden. Seine Augen verrieten ihr, dass er log.
„Wo warst du?“, fragte Melanie.
„Das könnte ich dich genauso gut fragen“, zischte er.
Sie verstand.
„Hör zu Oliver. Ich mache mir Sorgen um dich. Was war denn heute Morgen mit dir los?“
„Du brauchst dir um nichts Sorgen machen. Es ist für alles gesorgt. Alles kommt wieder in Ordnung.“
Es war nicht so sehr die Art, wie er es sagte, viel mehr war es sein Blick, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
„Ich bringe Kevin zu Bett. Dann werde ich schlafen gehen. Über das was passiert ist, reden wir morgen.“
Menschen verändern ihr Wesen, wenn ein Tumor auf das Gehirn drückt, dachte sie.
Melanie hatte Angst um ihren Mann. Große Angst. Er ist krank.
Als sie zu Bett ging, lag Oliver neben ihr, wie immer mit dem Rücken zu ihr gewandt.
Melanie lag noch lange wach, dachte nach, ließ ihre Gedanken kreisen.
Was sie nicht sah war, dass Oliver die Augen geöffnet hatte. Er starrte zum Fenster hinaus.
Kapitel 23
Der nächste Tag verlief ereignislos. Hartmann hatte des Öfteren angerufen. Er wollte Oliver sprechen. Aber Oliver schlief wie ein Stein. Melanie hatte mehrmals versucht ihn zu wecken; erfolglos.
Der Morgen wurde zum Tag, der Tag zum Abend. I rgendwie hatte sich alles verändert. Aus einem Traum war ein Albtraum geworden.
Das Licht der Sonne war dumpf, als hätte ihre Leuch tkraft nachgelassen. Gewitterwolken brauten sich im Westen zusammen. Wie ein großes Heer aus Riesen schoben sich die Wolken zusammen und vereinten sich. Drohend schwarz hingen sie am Horizont. Sie schienen alles verschlucken zu wollen.
Die Blätter tanzten in den Wogen des immer stärker werdenden Windes, der den Vorboten zu dem Unwetter bildete.
Melanie wählte Dr. Kunzes Nummer.
„Ich kann auf dem Befund nichts erkennen, aber schicken Sie doch ihren Mann später bei mir vorbei. Ihre Schilderung seiner Symptomatik ist mir rätselhaft. Es ist zwar möglich, dass ein Gehirntumor im Spiel ist, aber meine Kollegen in Gänserndorf müssten sich schon gewaltig geirrt haben. Vielleicht ist auch etwas anderes schuld an seiner Aggression. Doch um das festzustellen müsste ich ihn sehen“, sagte Kunze am Telefon.
Noch als Melanie darüber nachdachte und das Gespräch mit Kunze auf sich wirken ließ, klingelte das Telefon in ihrer Hand.
Es war Johann Lackner.
„Frau Ritter … Johann Lackner hier. Ich wollte nur wissen, ob es Ihnen gut geht.“
„Danke, mir geht es blendend“, antwortete sie gereizt. Was wollte denn dieser Mann schon wieder von ihr?
„Hören Sie, Herr Lackner. Ich kenne die schreckliche Geschichte von damals. Es tut mir leid was mit Ihrem Vater passiert ist, aber das hat nichts mit mir und Oliver zu tun.“
Für einen Moment herrschte Stille.
„Tatsächlich? Und was ist das über Ihrem Auge?“
„Hingefallen.“
Sie wusste, das war die Standartantwort einer Frau, die von ihrem Mann geschlagen worden war. Johann Lackner wusste es natürlich auch.
Als sie telefonierte, stierte sie aus dem Fenster. Der er ste Blitz zuckte purpurweiß am Himmel. Es dauerte lange, bis das darauffolgende Grollen erklang. Dennoch war es so gewaltig, dass die Fensterscheiben zitterten.
Die Leitung wurde unterbrochen. Kurz darauf klingelte es erneut
„Wir sind unterbrochen worden. Das muss der Blitz gewesen sein.“
„Ja, scheint heftig zu werden. Hören Sie, Herr Lackner. Ich weiß, dass Sie sich nur Sorgen um mich machen, aber es ist wirklich alles bestens. Glauben Sie mir. Sie sehen Gespenster.“
„Gespenster“, hörte sie ihn in die Muschel flüstern, „das ist genau das richtige Wort.“
Es folgte eine längere Pause.
„Vermutlich haben Sie recht. Vermutlich bin ich tatsächlich paranoid. Aber Melanie, passen Sie trotzdem auf sich auf, ja?“ Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Wissen Sie, das was damals passiert ist, hat uns noch immer im Würgegriff. Es ist einfach die Angst, dass sich
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