Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
tot.
Robert betrachtete sein grausames Werk. Das Wasser der Wanner hatte einen Rosaton angenommen. In einigen Minuten würde es rot sein.
„Farewell and adieu, to you fair spanish ladies“, begann Robert plötzlich leise zu singen.
Genauso langsam wie er es betreten hatte, marschierte Robert aus dem Bad hinaus.
Seine Schritte waren leise, fast behutsam. Er wollte niemanden wecken. Seine Familie schlief.
Im Schlafzimmer öffnete er die Lade seines Nachtkäs tchens.
Er hatte den Tick, alte Fotos und Liebesbriefe seiner Frau in einer kleinen Schuhschachtel aufzubewahren. Er nahm die Erinnerungsstücke an eine immer währende Li ebe unter den Arm und verließ den Raum.
Mitten im Flur stoppte er, nahm den Holzstab mit dem Haken für die Dachbodenluke in die freie Hand, und fädelte den Haken gekonnt in den dafür vorgesehen Ring der Luke ein.
Mit einem Ruck schwang sie auf. Die Metallfedern quietschten. Er zog an der eingeklappten Leiter bis sie den Boden berührte. Dann kletterte er hoch. Wie in Trance streifte er den Ehering von seinem Finger, öffnete die Schachtel und legte den Ring behutsam hinein.
„Elly hier stimmt tatsächlich etwas nicht“, schrie Arthur Sallinger vom Haus der Gardeners seiner Frau zu.
Sie stand mit dem Telefon auf der Terrasse. Das Kabel schlängelte sich zurück ins Wohnzimmer.
„Es hebt auch niemand ab.“
„Ruf Kellermann an, ich glaub da ist was pa ssiert.“ Sallinger lief aufgelöst die Terrasse der Gardeners auf und ab, probierte abwechselnd beide Türen. Verschlossen.
Er warf einen Blick durch die Fenster. Am Boden lagen Kleidungsstücke.
Ganz leise spielte Musik.
Vielleicht machen sie sich bloß einen aufregenden Abend, beruhigte er sich. Doch das war Blödsinn, musste er sich eingestehen, reines Wunschdenken. Nein, Es musste etwas passiert sein.
Das Telefonläuten und das Klopfen hätten die Gard eners hören müssen.
„Scheiße“, fluchte er.
Elly stand mit dem Telefon in der Hand auf der Terrasse und winkte ihm. „Kellermann kommt gleich.“
Fünf Minuten später war Adam Kellermann bei ihnen.
„Was ist denn los, Arthur?“ Die Angst in Sallingers Gesicht sprang auf den Polizisten über.
„Adam. Ich glaube bei den Gardeners ist etwas pa ssiert.“
Arthur schilderte Kellermann die beunruhigenden E reignisse.
Der Polizist sah zunächst das Haus an, dann Sallinger und zuletzt auf die Straße. Ein Wagen sprang ihm ins Auge. „Wusste gar nicht, dass Anton Lackner auch hier ist.“
„Wieso Anton Lackner?“
“Sein Auto parkt dort.”
Sallinger folgte dem ausgestreckten Arm Kellermanns.
Kellermann erinnerte sich an heute Mittag. Annabelle und Lackner vor der Videothek…
Er stürmte an die Tür und hämmerte wie wild drauf ein.
„Lass gut sein. Das mach ich schon seit zehn Minuten. Es macht niemand auf. Wir werden sie eintreten müssen.“
Kellermann überlegte kurz. „Komm mit“, sagte er.
Beide liefen nach hinten.
„Glas ist einfacher einzuschlagen.“ Kellermann nahm einen großen Stein aus dem Steingarten der Gardeners und warf ihn gegen eine Scheibe. Das Glas zerbrach. Splitter regneten auf die Holzterrasse und den Fußboden, und knirschten unter den Schuhsohlen als die zwei Männer durch das eingeschlagene Fenster einstiegen. Nachdem sie das Untergeschoss untersucht hatten und ihre Rufe unbeantwortet geblieben waren, stürmten sie die Treppe empor.
Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich. Es war etwas passiert.
Robert Gardener baumelte zwanzig Zentimeter über dem Fußboden an seinem eigenen Gürtel von der Dachluke hinab.
Sein Gesicht war zu einer grässlichen Fratze verzogen. Die Augen weit aufgerissen, blutunterlaufen und halb aus ihren Höhlen getreten. Die Hände klauenähnlich ve rkrümmt. Er war nass.
Es war der Anblick eines Teufels.
Sallinger musste sich abwenden. Ihm wurde übel. Der Anblick war zu grauenerregend. „Kommen Sie. Ich ahne Schlimmes“, sagte Kellermann ruhig. Vorbei am erhängten Leichnam von Robert Gardener eilten sie weiter zum Badezimmer. Sie wünschten, sie hätten es nicht getan. Anton Lackner saß mit einem eingeschlagenen Schädel in der Badewanne. Ihm gegenüber, in fast schon waagrechter Position, saß Annabelle Gardener. Ein Duschschlauch war wie eine Würgeschlange um ihren Hals gewickelt. Kellermann stellte das Radio ab.
„Du großer Gott“, sagte Sallinger. Er hielt sich die Hand an den Mund gepresst, weil die gesamte Mahlzeit eines ganzen Tages drohte aus ihm zu brechen. Er
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