Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
gegen den jungen Kerl keine Chance. Alles was ihn noch aufrecht hielt, waren zwei kaputte Knie und ein nicht weniger lädierter Rücken.
„Es ist meine Familie, du alter Narr“, knurrte Oliver.
„Alles wiederholt sich. Großer Gott, ich muss etwas tun“, sagte Sallinger leise und mehr zu sich selbst, denn an Oliver gerichtet. „Ich muss zu dem Jungen, ich muss ihm helfen.“ Die Gedanken an die Geschehnisse von 1989 g erichtet, lief er an Oliver vorbei. Er steuerte auf den Weg zu, der hinunter zum See führte.
Doch wie sich zeigte, war es ein Fehler gewesen, Ol iver den Rücken zuzukehren. Dieser rannte wie der Teufel persönlich hinter seinem Nachbarn her und schlug ihn mit voller Wucht auf den Hinterkopf.
Arthur Sallingers Welt drehte sich.
Es war Entspannung pur. Das Wasser war warm, der Schaum duftete herrlich. Das Unwetter draußen machte das Schaumbad noch wohliger.
Dennoch konnte Melanie nicht abschalten, drehten sich ihre Gedanken doch nur um eines: Oliver. Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihn. Er war nicht mehr der Mann, den sie geheiratet hatte. Keine Frage, Menschen verändern sich. Aber Oliver war vollkommen anders als früher. Als ob ein Fremder in seinem Körper wäre und ihn steuerte. Ein Parasit. Ja, das war der richtige Ausdruck, nach dem sie gesucht hatte. Vollkommener Blödsinn, natürlich, aber sie fand keine bessere Erklärung.
Aber egal, was ihr Mann hatte, sie würden es schaffen.
In guten wie in schlechten Zeiten, richtig? War das nicht dein Schwur? Euer Schwur?
Melanie wünschte sich nichts mehr, als ihren Oliver wieder zu bekommen. Gesund und voll der Liebe.
Wo ist er überhaupt ? Vermutlich trieb er sich wieder auf dem Dachboden herum. Sie hatte keine Ahnung was er ständig da oben machte.
Es war, als würde er sich dort oben zurückziehen, um alleine zu sein.
Langsam stieg Melanie aus der Wanne. Das Wasser begann abzukühlen. Vom Haken nahm sie sich ein Badetuch und rieb sich trocken. Anschließend wickelte sie ihren Körper darin ein.
Sie hatte die Angewohnheit, rund um die Badewanne kleine Teelichter aufzustellen. Eine entspannendere Lich tquelle als die übliche Hundert-Watt-Birne.
Sie betätigte den Lichtschalter. Nichts. Sie versuchte es nochmals, aber bis auf den flackernden Kerzenschein blieb es dunkel.
Der Strom muss ausgefallen sein.
Und zwar im ganzen Haus, wie sie feststellen musste, als sie auf den ebenfalls finsteren Gang lugte.
Sie machte ein paar Schritte. In Kevins Zimmer war es stockdunkel.
Mit der Hand tastete sie sich zum Bett voran. Wann immer Melanie nach ihrem schlafenden Sohn sah, zog sie ihm die Decke zurecht und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
Ihr Herz schnürte sich schmerzhaft zusammen, als sie das Bett leer vorfand.
„Kevin?“, flüsterte sie. Dann nochmals. Lauter diesmal. Doch Kevin gab keine Antwort.
Hat ihn das Unwetter erschreckt und er ist unter das Bett gekrochen?
Melanie sah nach, wurde jedoch nicht fündig.
Er muss nach unten gegangen sein. Vielleicht ist er durstig geworden? Möglich.
Sie wollte sich vergewissern und verließ Kevins Zi mmer.
Ein lauter Knall hallte durch den dunklen Korridor. Melanies Ohren klingelten. Den Bruchteil einer Sekunde wurde es taghell. Ein Blitz, von Donner begleitet, musste ganz in der Nähe eingeschlagen haben. Verbranntes Ozon stieg ihr augenblicklich in die Nase und setzte sich in ihren Schleimhäuten fest.
Am Ende des Flures stand jemand. Die Silhouette zeichnete sich deutlich gegen die Helligkeit des Blitzes ab.
Melanie zuckte zusammen.
„Oliver?“, sagte sie misstrauisch.
„Oliver, hast du Kevin gesehen?“
Er antwortete nicht.
„Oliver, sag doch was. Das ist nicht witzig. Du machst mir Angst.“
Oliver kam langsam auf sie zu. Ein höhnisches Kichern entkam unüberhörbar seinem Mund.
„Hör auf. Du machst mir höllische Angst“, wiederholte sie.
Oliver marschierte weiter unbeirrt auf sie zu. Wieder kicherte er, diesmal lauter.
Donner grollte laut über dem Dach.
„Schlampe“, sagte Oliver plötzlich in einer leisen, hohlen, provokanten Stimmlage.
„Schlampe“, wiederholte er. Fast sang er das Wort.
Melanie war wie versteinert. „Oliver … was …“, stammelte sie. Ihr Mund stand offen. Was wollte er nur von ihr?
Trotz der Dunkelheit meinte sie mordlüsternes Glitzern in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Er will mich umbringe n, schoss es ihr durch den Kopf. Mein Gott!
Es war nicht nur ein Gedanke. Es war grausame G
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