Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
die nasse Fahrbahn, und pe ndelte, bis es schließlich wieder in der Spur lag.
Sallinger fluchte. Das Licht ging aus. Ein Blitz hatte den Strom in der gesamten Straße lahm gelegt. Mitten unter der Quizshow, die er so gern sah. Die Frage hatte er noch mitbekommen, aber die Antwort würde sprichwörtlich im Dunkeln bleiben.
Wenigstens waren die purpurweißen Blitze hell genug, um ihm den Weg durch das Haus erkennen zu lassen. Die Gefahr zu stolpern verringerte sich so.
Seine Taschenlampe, wie auch ein paar Kerzen und Streichhölzer, bewahrte er immer in einer Lade im Wohnzimmer auf. Für einen Fall wie diesen. Allzeit bereit, wie schon die Pfadfinder sagen.
Sallinger stand vor der Kommode neben der Terrasse ntür, kramte in der Lade der alten Ahornvitrine. Als er sie gefunden hatte, knipste er die Taschenlampe an. Sie funktionierte nicht. Vermutlich waren die Batterien leer. Aber das machte nichts; er bewahrte immer eine Notfallpackung Batterien in der selben Schublade auf.
„Das ist vielleicht ein Wetter“, murmelte er, während seine Hände mühevoll neue Batterien in die Taschenlampe schoben. Dann drückte er den Schalter und ein Lichtfinger stach in die Dunkelheit.
Sallinger blickte aus der Glastür. Die Regenrinne sah aus, als ob sie jeden Moment mit einem lauten Krach herabfallen würde. Sie konnte die Wassermassen darin nicht bewältigen.
Im Garten verwandelte sich der Rasen allmählich zu Matsch. Ellys Blumen schienen dem Untergang geweiht.
„Du alter Narr“, zischte er zu sich selbst.
Das erste Mal in all den Jahren seit Elly tot war, hatte er vergessen die Blumen abzudecken, wie er es sonst bei zu heftigen Unwettern tat. Aber er bezweifelte, ob das bei di esem Sauwetter etwas genützt hätte.
„Verzeih mir, mein Engel“, flüsterte er, als ob Elly hier wäre.
Er öffnete die Tür, stapfte hinaus, wild entschlossen, die Blumen doch noch zu retten. Sandsäcke hatte er auf der überdachten Terrasse stets bereit liegen. Eine blaue Plastikplane befand sich ebenfalls in derselben Ecke.
Mit größter Kraftanstrengung nahm er jeweils einen Sandsack in die Hand und begann die Fluten vor den Be eten aufzuhalten.
Die Plane war schnell übergeworfen.
Nach einigen mühseligen Handgriffen hatte er es geschafft.
Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig als abzuwa rten, ob die Blumen es auch schaffen würden.
Gerade als er wieder hineingehen wollte, um seine vö llig durchnässten Klamotten zu wechseln, nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Nachbarsgarten wahr. Er traute seinen Augen kaum.
Oliver spazierte seelenruhig vom kleinen Tor Richtung Haus. Und das bei dem Wetter!
Das ist ein Deja vu. Sallinger fühlte sich in das Jahr ´89 versetzt.
„Oliver!“, brüllte er. Aber das Wettertosen verschluckte sein Rufen.
Er lief zum Zaun, brüllte erneut. Keine Reaktion. Doch Sallinger hörte etwas. Oliver sang ein Lied.
Farewell and adieu…
Gänsehaut überströmte den gesamten Körper des Alten.
Weitere drei Male schrie er Olivers Namen.
Doch dieser ging schnurstracks weiter ohne darauf zu reagieren.
Sallinger öffnete das kleine Verbindungstor. Stapfte durch den nassen Rasen.
Ruf ihn bei seinem richtigen Namen. Du weißt verdammt genau, wer er ist. Ruf seinen Namen!
„ROBERT!!“, brüllte er mit aller Kraft, die seine alten Lungen noch aufbringen konnten.
Oliver blieb stehen, seine Lippen hörten auf sich zu bewegen.
Langsam drehte er sich um. Wie ein Raubtier, das ein potenzielles Opfer in seiner Nähe witterte. Und genauso sah er Arthur Sallinger jetzt auch an.
Fünf Meter trennten sie vielleicht. Der alte Mann achtete nicht auf den Regen, die Blitze oder irgendeines der zahlreichen Geräusche. Er blickte Oliver nur tief in die Augen. Und verspürte unsagbare Furcht. Das hier war nicht Oliver. Der Mann, der vor ihm stand, war seit langem tot.
„Was hast du getan, Robert?“
„Ich bringe alles in Ordnung.“ Er klang unendlich traurig, dabei aber so als ließe er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.
„Du gehörst hier nicht hin. Du hast genug Kummer a ngerichtet auf dieser Welt.“ Er tat einen Schritt auf Oliver zu. „Wo ist Kevin? Was hast du ihm angetan?“ Dann, wütender: „Lass die Familie in Ruhe. Hörst du, Robert. Verschwinde!“
Olivers Antlitz war wutverzerrt, er blickte drein als würde er sich gleich auf Sallinger stürzen um ihn zu zerst ückeln. Arthur überlegte, ob es nicht besser wäre sich aus dem Staub zu machen. In seinem Alter hatte er
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