Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Ohrenbetäubender Krach explodierte und hallte von den Wänden.
Die Kugel flog.
Kellermann fühlte sich, als hätte sie ihm in den Schädel geschossen. Der Knall brüllte schmerzhaft in seinen Ohren.
Ein kurzer Stich ließ Oliver zusammenzucken. Wärme durchflutete seine Brust. Der Kopf wurde ihm schwer, sackte mit dem Kinn gegen sein Brustbein. Die Arme ba umelten kraftlos links und rechts seines Körpers. Die Knie zitterten, bis sie schließlich sein Gewicht nicht mehr tragen konnten.
Oliver sackte zusammen. Sein Hintern plumpste auf die Fliesen.
Die Zunge klebte trocken am Gaumen, nur um gleich darauf von einer nach Kupfer schmeckenden Flüssigkeit umspült zu werden.
Er hustete. Das Atmen verursachte ihm höllische Schmerzen in der Brust. Tausend Dolche durchstachen sein Herz.
Oliver blickte an sich hinab. Sein Shirt war mit Blut getränkt.
Er runzelte die Stirn; für ihn wirkte es nicht real. So als hätte er sich mit Bratensoße bekleckert. Wären da nur nicht diese unerträglichen Schmerzen gewesen.
Aber sie dauerten nicht lange. Bald verblassten sie zu einem dumpfen Pochen bis auch davon nichts übrig blieb. Seine Lider waren schwer, aber er hatte Angst sie zu schließen. Dunkelheit umfing ihn. Er fiel auf die Seite und blieb liegen.
Eine rote Pfütze bildete sich unter ihm. Mit seinem Blut verließ Oliver auch das Leben. Sein letzter Atemzug galt seiner Familie: „Verzeiht mir…“
Melanie ließ die Waffe aus der Hand gleiten und begann zu weinen.
Kellermann hatte das Klingeln von tausend Silbergl ocken im Ohr. Sein Blick wanderte von dem leblosen Oliver zu Melanie. Er konnte ihr Weinen zwar nicht hören, aber sah Tränen ihre Wangen hinunterrollen.
Er nahm sie in den Arm.
Melanie vergrub ihr Gesicht in Kellermanns Schulter.
„Ich … ich werde einen Rettungswagen holen“, sta mmelte Kellermann. „Können Sie aufstehen?“ Er reichte Melanie die Hand.
Wie ein frischgeborenes Fohlen rappelte sich Melanie auf. „Wo ist mein Sohn?“, wiederholte sie immer und i mmer wieder.
Kellermann konnte sie nicht verstehen.
Er warf ihr einen Schlafmantel über den unbedeckten Körper.
Sie nahm es gar nicht wahr.
Beim Verlassen des Badezimmers konnte sie es nicht vermeiden ihren Mann anzusehen. Nochmals schluchzte sie. Oliver, der Mann denn sie liebte, war tot. Sie hatte ihm das Leben genommen.
Fünf Minuten später waren Einsatzwagen der Rettung und der Polizei eingetroffen. Einer der Nachbarn musste den Schuss gehört und sie verständigt haben.
Kellermann stapfte zusammen mit Melanie in den Ga rten. Sie stützten sich gegenseitig.
Es hatte aufgehört zu regnen und die Wolken brachen auf. Dahinter kam ein funkelnder Sternenhimmel zum Vo rschein. Es würde eine wunderbare Nacht werden.
Wenn auch nicht für alle.
„Wo ist Kevin?“, fragte Melanie erneut.
Kellermann blickte Richtung See. Das Gartentor zum Pfad stand offen.
Ein Meer von Blaulichtern drang schwach in den Hintergarten. Im zuckenden Blau-Rot erschien eine Gestalt in der Gartenpforte.
„Arthur!“, rief Kellermann.
Es war tatsächlich Arthur Sallinger. Er hielt etwas in den Händen: Kevin.
Melanie vergaß ihre Schmerzen, rief den Namen ihres Sohnes und stürmte zusammen mit Kellermann in ihre Richtung.
„Er lebt“, sagte Sallinger, als könne er es selbst nicht fassen.
Kevin lag in den Armen des alten Mannes, erblickte seine Mutter und fing augenblicklich an zu weinen.
Melanie nahm ihren Sohn auf den Arm und drückte ihn an sich.
„Er lebt“, wiederholte Sallinger erneut.
„Gut gemacht, alter Freund.“ Kellermann legte sanft einen Arm um Sallingers Schultern.
Garten und Haus der Ritters war nun bevölkert von Einsatzkräften. Zwei Sanitäter kamen heran und führten Melanie und Kevin, sowie auch Adam Kellermann zu den Krankenwägen.
Kapitel 28
Drei Tage waren vergangen seit dem tragischen Vorfall in jener Nacht.
Heute war der Tag, an dem Melanie und Kevin aus dem Krankenhaus entlassen wurden.
Niemand hatte sie besucht. Melanie wollte es so. Sie brauchte Abstand von allem.
Ein Wagen hielt auf der Straße. Arthur Sallinger hörte ihn durch das Küchenfenster. In erwartungsvoller Hoffnung begab er sich auf die Straße.
Es war Adam Kellermann.
Der Polizist stieg aus und marschierte auf Sallinger zu. Sein Schritt war schwer und er sah aus, als wäre er um zehn Jahre gealtert.
„Arthur.“
„Adam.“
Sie reichten sich die Hände. Es war die Art Händedruck, die jegliche Kommunikation
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