Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
gedacht: schau mal nach dem Sicherungskasten. Hat aber auch nichts gebracht. Dann habe ich mich halb blind in die Garage vorgetastet, um das Tor händisch zu öffnen.« Er zeigte ihr seine schmutzigen Handflächen. »Mit wenig Erfolg.«
Jetzt lachte auch Maria. »Komm, lass uns zu Bett gehen. Nach der ganzen Aufregung schlafe ich sicher wie ein Baby.« Sie zog ihn mit sich aus dem Flur, ins Wohnzi mmer und zur Stiege.
Plötzlich erhellte ein Blitz das Wohnzimmer. Beide erstar rten. Direkt vor der Treppe stand eine in einen schwarzen Regenmantel gehüllte Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Als der Fremde die Axt in seiner Hand hob, kreischte Maria los.
Ende
Die Legende der Stolz der Meere
Kapitän Oliver Börnmann saß an seinem Schreibtisch, eh rfürchtig über das alte Papier gebeugt. Vorsichtig strichen seine Finger über die raue Oberfläche des Pergaments. Es war, als würde die Berührung ihn in längst vergangene Zeiten verschlagen. Zeiten, in denen Schiffsreisen noch nicht zu einem Touristenausflug verkommen waren, sondern höheren Ehren gereichten. Der Entdeckung neuer Handelsrouten, der Erforschung unbekannter Länder. Die Menschen waren von Tatendrang und Neugier getrieben, ständig bestrebt ihren Horizont zu erweitern. Bei diesen tapferen Männern handelte es sich um Forscher, Wissenschaftler. Sie alle verschrieben sich dem Aufbau einer besseren, verständlicheren Welt. In Börnmanns Augen waren diese Pioniere Helden.
Er seufzte. Es war nicht leicht für ihn, im Schatten solch großer Geister zu stehen, g eschweige denn, ihnen gerecht zu werden. Kapitän war eben nicht Kapitän. Er war weit davon entfernt, ein zweiter Captain James Cook zu sein.
Börnmann betrachtete sich eher als einen Kindergärtner. Ständig durfte er sich die Probleme und Beschwerden se iner Kreuzfahrtsgäste anhören, erwachsene Frauen und Männer im Körper quengelnder Kinder, die kompromisslos auf ihre Rechte pochten. Immerhin waren sie ja zahlende Kundschaft, und als solche konnte man sich gegenüber dem Personal, zu dem letztendlich auch der Kapitän zählte, jegliche Freiheiten erlauben. Alles und jeder an Bord hatte sich nach den Wünschen der Gäste zu richten, ganz egal wie ausgefallen oder anmaßend diese auch sein mochten.
Ein Besuch der Maschinenräume um elf Uhr Nachts? Kein Problem.
Eine Führung durch die Brücke im Morgengrauen? Wie Sie wünschen.
Immer freundlich, immer nett. Und immer mit einem L ächeln im Gesicht. Die Kreuzfahrtsgesellschaft, in deren Besitz sich die Stolz der Meere befand, kannte kein Pardon anbetracht ungebührlichen Verhaltens gegenüber den Gästen. Man wollte schließlich, dass sie wieder kommen. Geld regiert bekanntlich die Welt.
Doch jedes Mal, wenn Börnmann das Knistern des alten Papiers zwischen den Fingern vernahm, waren all diese U nstimmigkeiten vergessen. Dann spürte er eine kräftige Brise durch sein Haar wehen, der salzige Geruch des Meeres stieg ihm in die Nase. Die Planken knarrten lautstark unter der Wucht der Wellen, die unaufhörlich gegen das Schiff schlugen. Die Segel bauschten sich im Wind. Ein Gefühl von absoluter Freiheit. Die Mannschaft wartete auf seine Befehle, bereit, sie ohne Widerworte in die Tat umzusetzen. Und was das Wichtigste war, keine Landratte von einem Touristen behelligte ihn. Auf diesem Schiff war er wirklich Kapitän und kein Lakai der Tourismusbranche.
Die Karte war ein Familienerbstück, seit Generationen von Vater an Sohn weiterg ereicht. Sie war schon durch so viele Hände gegangen, dass sie eher einem speckigen Stück Stoff denn einer wertvollen Antiquität ähnelte. Die Ränder waren ausgefranst, und tiefe Falten und Knicke zogen sich über die Oberfläche. Die Farbe des Papiers war von einem ausgeblichenen Gelb, als hätte man es in ein Fass mit Buttermilch getaucht. Die Zeichnungen und Markierungen waren im Licht der Zeitalter ebenfalls stark verblasst, dennoch strahlten sie eine geheimnisvolle Intensität aus.
Der Anblick der Karte erfüllte Börnmann mit Wehmut, aber auch mit Stolz auf seine ruhmreichen Vorfahren. Und mit Angst. Besonders die Bilder, die den Rand verzierten, ließen ihm eiskalte Schauer über den Rücken laufen. Gott sei Dank, dachte er, entsprach die Realität in keiner Weise diesen kunstvollen Abbildungen.
»Kapitän, bitte sofort auf der Brücke melden!« Börnmann zuckte erschrocken zusammen, als die Stimme seines ersten Offiziers aus dem Lautsprecher in der Ecke seiner Kabine
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