Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
wieder zum Vo rschein.
Der Blondine blieb das Herz stehen, ihr stockte der Atem, die Augen sprangen beinahe aus den Höhlen. Die vor Schr ecken geweiteten Pupillen fixierten den langen metallenen Gegenstand zwischen seinen Fingern. Als der Mörder das Messer drohend vor dem Mädchen hin und her schwenkte, funkelte es mit hypnotisierender Macht. Das Mädchen hatte nur noch Augen für die Waffe, folgte jeder ihrer Bewegungen mit ihrem Blick. Das Licht reflektierte von der Klinge und tanzte als matter Todesschimmer über die in der Ecke kauernde junge Frau.
Seine tiefe Stimme riss sie von dem Anblick los. »Zeit zu sterben, kleines Mädchen.«
Langsam hob sich sein Arm.
Ihr Flehen war zu einem unhörbaren Flüstern verko mmen.
Dann fuhr er hinab.
Rasend schnell stach der Killer zu. Wieder und wieder. Ihre Schreie durchschnitten die Luft, wie das Messer Muskeln, Sehnen und Knochen.
Maria zog sich die Decke über den Kopf und presste zur Sicherheit die Lider fest zusammen. Die Schreckensszene war einfach zu viel für sie. In ihrer Brust hämmerte das Herz, dass es beinahe schmerzte. Sie spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihrer Haut aufrichteten, als ihr eine e isige Hand das Rückgrad empor kroch.
Wie war sie bloß auf die hirnverbrannte Idee gekommen, sich diesen blutrünstigen Horrorfilm anzusehen? Noch dazu heute, wo sie alleine zu Hause war? Und als ob das noch nicht genug wäre, tobte draußen auch noch ein furchtbares Gewitter. Wahrlich nicht die richtige Kulisse für einen zart b esaiteten Menschen wie Maria, sich einen Gruselfilm anzusehen.
Die Schreie aus den Lautsprecherboxen des Fernsehers verebbten.
Vorsichtig schob Maria die Decke zurück und wagte einen Blick auf den Bildschirm. Die Blondine lag in einer Pfütze aus Blut, die sich immer weiter ausbreitete.
Maria keuchte angewidert. Genug war genug. Sie tastete nach der Fernbedienung, die irgendwo unter den Wülsten der Decke versteckt sein musste, und machte das Fernse hgerät aus. Sofort erfüllte eine unheimliche Stille das Haus, die nur durch die gegen Dach und Fenster prasselnden Regentropfen und das Heulen des Windes, sowie des einen oder anderen Donnergrollens, gestört wurde. Das Unwettertosen machte Maria nervös, weswegen sie beschloss, den Fernseher wieder anzumachen, dabei aber auf einen anderen Kanal wechselte.
Ja, eine Komödie. Das war besser.
In Gedanken schwor sie sich, nie wieder solche Filme anzusehen, zumindest nicht ohne ihren Mann. Sie hasste es, wenn Georg auf Geschäftsreise war.
Was er wohl jetzt gerade machte? Sicherlich schlief er tief und fest in seinem Hotelzimmer und träumte von ihr. Bei di eser Vorstellung musste sie lächeln.
Marias Mund fühlte sich an, als hätte sie einen Sack voll Mehl gegessen. Die Aufregung hatte ihn vollkommen ausg edörrt. Daher wand sie sich aus der Umklammerung der Couch und marschierte in die Küche, wo sie sich an der Spüle ein Glas frisches kaltes Leitungswasser eingoss. Sie setzte es gerade an die Lippen, als ein ohrenbetäubendes Grollen die Wände ihres Hauses zum Wackeln brachte. Der Schreck durchzuckte sie so heftig, dass sie meinte, ihre Zähne klimpern zu hören, und das Glas fallen ließ. Der Donnerlärm verschluckte das Geräusch des zerspringenden Wasserglases zur Gänze.
»Verdammt«, fluchte sie, rollte mit den Augen und ä rgerte sich über ihre Ungeschicklichkeit. Achselzuckend trat sie an das Regal mit den Putzutensilien heran und nahm sich Besen und Schaufel. Nachdem die Scherben aufgefegt waren, beförderte sie sie in den Abfalleimer. Sie ermahnte sich, Georg davon zu erzählen, damit er sich nicht verletzte, wenn er den Müll hinausbrachte. Anschließend verstaute sie Besen und Schaufel wieder in dem Schränkchen, als abermals tiefes Brummen ihr Heim vibrieren ließ. Dieses Mal sogar noch lauter. Maria schob den Vorhang am Fenster beiseite und lugte in die Nacht hinaus. Im Schwarz des Himmels hing ein Netz aus knisternder Elektrizität. Immer wieder stießen Blitze zur Erde herab, begleitet von Trommelfell zerfetzendem Donner. Sogar im Innern des Hauses schien ein schwacher Duft nach Ozon in der Luft zu schweben.
Das Licht flackerte, erlosch zunächst aber nicht. Plötzlich gab es einen lauten Knall, wie ein Kanonenschuss; vor dem Fenster wurde es für den Bruchteil einer Sekunde gle ißend hell.
Und dann stockfinster.
Ein Blitz musste irgendwo in der Nähe eingeschlagen haben, begriff Maria. Sie wartete einige Minuten in der Hoffnung, dass der Strom
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