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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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dröhnte. Was war denn nun schon wieder los?
    Sicherlich hatte wieder einmal einer der Passagiere eine Beschwerde vorzutragen, derer sich nur der Kapitän anne hmen konnte. Hatte man denn nicht mal eine Sekunde Ruhe vor diesem nervenden Pack?
    Vorsichtig rollte er die Karte zusammen, schob sie in den Kartonzylinder, in dem er das wertvolle Stück aufb ewahrte, und schloss sie in seiner Schreibtischschublade ein. Dann stand er auf, wobei er nur schwerlich ein resignierendes Aufseufzen zu unterdrücken vermochte, und machte sich auf den Weg zur Brücke.
     
    Peter Thaler, der erste Offizier, erwartete ihn bereits in der Kommandozentrale. Eigentlich, überlegte Börnmann, glich der Aufbau eines Schiffes dem Bauplan eines lebendigen Wesens. Sicher, die Baumaterialien waren andere, aber davon abgesehen: die Gänge und Korridore entsprachen den Blutgefäßen, der Maschinenraum dem Herzen, die Besatzung dem Blut, Antriebswelle und Schraube den Extremitäten. Kombüse und Speisesäle konnte man ohne weiters als Verdauungsapparat betrachten. Der Ausguck erfüllte die Funktion der Augen, und die Brücke war das zentrale Nervensystem.
    Das niemals vollendete Biologiestudium, das er lange Zeit vor seiner Berufung zum Kapitän begonnen hatte, ha tte scheinbar seine Spuren hinterlassen.
    Börnmann sah sich um und stellte erleichtert fest: kein Passagier in der Nähe, der sich beschweren konnte. Also gab es ein anderes Problem, eines, das vielleicht wirklich seiner Aufmerksamkeit bedurfte.
    »Was gibt es, Thaler?«
    »Wenn Sie sich das bitte ansehen würden, Kapitän. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.« Thaler wies in Ric htung eines Fernsehschirms, auf dem eine dünne Linie ihre Kreise zog. Wie alle Geräte auf der Brücke strahlte auch das Radar einen kalten grünen Schimmer aus, eine Farbnuance, die Börnmann immer an Gefahr und Unheil denken ließ. Dieses intensive Leuchten war auch der Grund, warum die Brücke oft als Weihnachtsbaum bezeichnet wurde.
    Der Kapitän betrachtete das Radarecho.
    »Was meinen Sie dazu?«, fragte Thaler, der neben ihm stand und besorgt die Stirn runzelte.
    Der blinkende Punkt, der die Stolz der Meere repräsentierte, wurde von einem breiten Gürtel diffusen Grüns umgeben. Er lag laut Radar in einigen Kilometern Entfernung, steuerte aber langsam auf das Schiff zu.
    »Was ist das? Nebel?« Börnmann stellte die Frage mehr sich selbst, dennoch antwortete ihm sein erster Off izier.
    »Das war auch mein erster Gedanke, aber das ist nicht möglich, Kapitän. Diese ›Nebelwand‹ kommt von allen Se iten auf uns zu.«
    »Und?«
    »Verstehen Sie nicht? Das bedeutet, sie bewegt sich auch gegen den Wind.«
    »Das kann doch nicht sein.«
    »Ist es aber. Sehen Sie doch.«
    Thaler deutete auf einen weiteren Bildschirm, der die We tterdaten zeigte.
    Tatsächlich. Der Wind kam von Nordost, also konnte der Nebel - wenn es sich denn um Nebel handelte - nur nach Südwest ziehen. Tat er aber nicht.
    »Wie lautete die heutige Wettervorhersage für unseren derzeitigen Aufenthaltsort?«
    »Der Wetterdienst hat für dieses Gebiet keine Nebelwa rnung herausgegeben.« Thaler schüttelte den Kopf. »Was auch immer das sein mag, die haben jedenfalls nicht damit gerechnet.«
    Der Kapitän richtete sein Augenmerk wieder auf das Radar. Das grüne Etwas war dem Schiff ein kleines Stück näher g erückt. Das Bild erinnerte ihn an eine Fliege, die in einem Spinnenetz gefangen war.
    Scheiße, hätte er doch bloß niemals eine Biologievorl esung besucht.
    Er nahm sich ein Fernglas und ging an die halbkreisförm ige Panoramascheibe, wo er den Feldstecher an die Augen setzte und den Horizont absuchte. Zunächst konnte er nichts ausmachen, doch dann tauchten die ersten Ausläufer einer Nebelwand auf. Wie gespenstische Finger tasteten sie sich an die Stolz der Meere heran.
    Börnmann durchschritt die Brücke zur anderen Seite, und auch dort spähte er durch das Fernglas. Derselbe A nblick bot sich ihm. Der Nebel kroch unaufhaltsam auf sie zu. Gesetze der Physik hin oder her. 
    Auch wenn ihm das Verhalten merkwürdig vorkam, so handelte es sich doch nur um einfachen Nebel.
    Er zuckte die Schultern. Wahrscheinlich eine Wetteranomalie. Sicherheitshalber beschloss er, die Maschinen zu drosseln und das Vorbeiziehen des grauen Dunstes abzuwarten.
    Kaum hatte er den Befehl gegeben, erstarb auch schon das leichte Zittern, das mit dem Maschinenstampfen einhe rging. Das Schiff wurde merklich langsamer.
    Mittlerweile war die Nebelwand

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