Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Ringo sich erneut verkroch. Es hatte den Anschein, als wolle er sich unter dem Teppich verbuddeln. Das konnte nur eines bedeuten. Sie war wieder da.
Langsam drehte ich mich um. Das Mädchen stand hinter mir und starrte mich an.
»Was willst du von mir?« stammelte ich leise, ohne der Erwartung eine Antwort zu bekommen.
Die Kleine ging weg von mir. Schweben wäre aber hierfür das passendere Wort.
Nach einem kurzen Moment des Überlegens begriff ich. Sie wollte, dass ich ihr folge. Und genau das tat ich.
Das Kind ging voran, ich folgte ihr mit einem gehörigen Respektabstand. Keine Ahnung wieso, aber ich hatte in di esem Moment keine Angst mehr. Denn hätte sie mir etwas antun wollen, so hatte sie mehr als eine Chance dazu.
Ihr gleißendes Licht verschluckte die Dunkelheit. Sie ve rschwand durch die Tür des Kellers. Tatsächlich hindurch, wie in den Hollywoodfilmen. Die lügen doch nicht.
Da ich diese Fähigkeit nicht besaß, öffnete ich die Tür und folgte ihr die Treppen hi nunter.
Der alte Keller war noch voll mit meinen Umzugskartons und altem Gerümpel. Wir marschierten/schwebten den alten Korridor entlang, bis wir an eine Tür gelangten, der ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Beachtung g eschenkt habe. Als ich sie mit einem Ruck öffnete, ächzte die Tür. Als stöhnte sie erleichtert auf, dass endlich wieder frische Luft durch sie hindurch kam. Augenblicklich kam mir ein stark abgestandener Gestank entgegen. Irgendwie eine Mischung aus feuchtem Erdreich, faulenden Kartoffeln und Moder.
Weitere Stufen führten uns tiefer in die Erde hinab.
Ein unspektakulärer Raum mit Lehmmauern offenbarte sich mir am Ende der Treppe. Durch den Lichtschein des Mädchens konnte ich ein paar alte, mit Spinnweben und dem Staub der Zeit bedeckte Weinflaschen erkennen, sowie ein paar Werkzeuge, deren Griffe aus Holz schon morsch waren. In der Ecke stand eine Schaufel.
Noch bevor ich meinen gespensterhaften Begleiter fragen konnte, was ich denn hier unten solle, wies das Mä dchen mich an, zu der Schaufel zu gehen.
Unmissverständlich war mir klar, was sie verlangte. Ich sollte graben.
Mir schwante, wonach ich suchen sollte. Auch das hatte ich tausende Male in Filmen gesehen. Wenn das der einzige Weg war diese Horrorshow zu beenden, dann sollte es so sein.
Sie meinen das sei wieder ein Klischee? Natürlich ist es das. Fragen Sie mich mal. Ich hasse Klischees. Übe rhaupt wenn sie sich als wahr erweisen.
Der erste Spatenstich ließ meine Hände erzittern, so hart war der Bode. Aber eben nur an einer Stelle. Dennoch bu ddelte ich wie ein Verrückter und merkte nicht einmal, dass meine Hände bereits voll Blut waren.
Die halbe Nacht verbrachte ich damit ein Loch in meinem eigenen Keller zu graben, bis ich schließlich in gut eineinhalb Meter Tiefe auf etwas Weiches stieß. Ich konnte eine Decke erkennen. Umwickelt mit einem durchsichtigen Sack.
Nachdem ich die Schaufel weggeworfen hatte, barg ich behutsam das erstaunlich leichte Bündel. Ich öffnete es. Was ich bereits vermutete, als ich zu graben begann, bewahrheitete sich. Ich fand das Skelett eines Kindes. Keine Zweifel wessen Gebeine das waren.
Als ich dem Geistermädchen meinen Fund zeigen wollte, war sie weg. Keine Ahnung wie lange schon.
Verschwitzt und voller Dreck begab ich mich zurück in mein Haus und wählte die Nummer der Polizei, die kurz darauf bei Morgengrauen zusammen mit der Kriminalpolizei vor meinem Haus stand.
Ein Beamter der Mordkommission stellte mir sämtliche Fragen und nahm meine Daten auf. Namen, Telefonnu mmer, einfach alles. Das Geistermädchen erwähnte ich mit keinem Wort.
Ich hatte keine bessere Erklärung warum ich mitten in der Nacht meinen Keller u mgrub, als es auf Ringo zu schieben, der bei der Tür anschlug und unten zu buddeln begann.
Das reichte dem Beamten. Braver Hund nannte er ihn und tätschelte seinen Kopf.
»Vielleicht sollten wir dich als Leichensuchhund anheuern.«
Ringo blickte ihn verwirrt und immer noch ängstlich an. Wedelte aber kurz drauf fre udig mit dem Schwanz.
»Wissen Sie«, sagte der Ermittler »endlich können wir den Fall schließen. Hier wohnte vor Jahren ein Mann z usammen mit seiner Tochter. Er war bekannt für seine Trinksucht und die daraus resultierenden Wutanfälle. Seine Frau verschwand, als das Mädchen noch klein war. Angeblich war sie davongelaufen. Dieser Fall bereitete uns damals schon Kopfzerbrechen. Aber als er dann noch seine Tochter als vermisst meldete, verwickelte er sich bei
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