Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
Vom Netzwerk:
die Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben prasselten. Normalerweise mochte er den Regen, doch nicht in den Sommerferien. Zugegeben, es war eine angenehme Abkühlung nach den letzten höllisch heißen Wochen aber auch irgendwie deprimierend. Man konnte bei diesem Wetter so wenig unternehmen (Computer in jedem Haushalt waren damals noch Utopie gewesen). Die einzigen, die sich wirklich über den Regen freuten, waren die Farmer. Sie sehnten den Regen ungeduldig herbei, drohte die Hitzeperiode doch die gesamte Maisernte zu vernichten (seit sechs Tagen war der Mais keinen Zentimeter mehr gewachsen).
    Sam saß auf seinem Bett und blätterte durch ein paar alte Comics. Lustlos blickte er durch die bunten Bildchen hindurch. Er kannte diese Heftchen fast auswendig.
    Seine Eltern waren diese Woche beide zuhause und wollten die Zeit nutzen endlich mal ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Das Wetter machte auch ihnen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
    Seine Mutter nutzte den regnerischen Tag um die Wohnung einem Generalputz zu unterziehen und sein Vater schlug bereits seit dem frühen Vormittag vor dem Fernseher die Zeit tot.
    Da Sams Dad nicht gerade gesprächig war, besonders nicht wenn er fern sah und seine Mutter ohnehin beschäftigt war, langweilte er sich zu Tode. Auch von seinen Freunden hatte niemand Zeit oder ihnen fehlte die Motivation etwas zu unternehmen.
    Jake wurde verdonnert zuhause klar Schiff zu machen, Isaac war bei einem Wetter wie diesem zu nichts zu motivieren, sondern steckte seine Nase wahrscheinlich den ganzen Tag über heimlich in seine Wissenschaftsbücher und Joshua war mit seiner Mutter wieder einmal bei Dr. Scharlatan in Lexington um sich die nächste Monatsration an Wunderpillen zu besorgen. Außerdem litt er offenbar wieder an einer neuen Allergie. Gegen irgendwelche Gräser oder so. Sam wusste es nicht. Die Freunde befürchteten, dass sie Little Joe bald nur noch zuhause besuchen durften, wo er unter einem Sauerstoffzelt und eingepackt in Watte liegend auf seinen Tod wartete. Seiner Mutter wäre das nur recht und billig gewesen, ihren Sohn in ihrer Obhut zu wissen.
    Was Madison trieb, wusste  Sam nicht. Wahrscheinlich erging es ihr wie ihm selbst. Sie langweilte sich zu Hause. Er hatte sich nicht danach erkundigt. Vielleicht sollte er bei ihr vorbeischauen, fragen, ob sie Lust hatte irgendetwas zu tun. Doch er zögerte. Vor drei Wochen, vor dem Kinobesuch, wäre dem nicht so gewesen. Da waren sie noch ganz normale Kumpels gewesen. Doch seit dem Kinobesuch war alles anders zwischen ihnen. Er hing in einem Dilemma fest, wollte er ihr doch aus dem Weg gehen und gleichzeitig mit ihr allein sein. Doch nicht nur die Gefühle seiner besten Freundin gegenüber, hatten sich verändert, auch seine Wahrnehmung. Er reagierte jetzt gänzlich anders auf bestimmte Musikstücke. Früher hätte er bei einer Ballade angewidert die Augen verdreht. Wurde jetzt eine im Radio gespielt, wünschte er Madison eng an ihn gekuschelt bei sich. Der Gedanke beängstigte ihn ziemlich. Selbst die Magazine mit den Nackedeis interessierten ihn nicht sonderlich. Anstatt der barbusigen Mädchen stellte er sich Madison vor. Warum geschah das bloß alles? Zuerst verlor er das Interesse am Spielzeug, dann kam der Stimmbruch, dann entdeckte er gänzlich neue Facetten an  seinem Körper und nun das. Es ging einfach alles viel zu schnell.
    Vor ein paar Tagen, als das Wetter noch keinem Wasserfall glich, hatten sich die Freunde am See getroffen. Madison und Sam langten zuerst am Treffpunkt ein. Madison meinte, sie müssten reden. Die Art, wie sie das sagte, machte Sam nervös. Warum mussten sie reden, und worüber? Doch eigentlich wusste er genau, was sie beide zu besprechen hatten. Es ging darum, was im Kino zwischen ihnen vorgefallen war. Die Angelegenheit war ihm peinlich, er druckste herum.
    Er sah es in Madisons Augen. Sie funkelten, sagten Ich habe genauso viel Angst wie du . Sie wollte nicht mit ihm reden, sie wollte mit ihm REDEN. Und er wusste haargenau, wohin das führen würde. Seine Angst steigerte sich ins Unermessliche. Herrgott, wir sind Kumpels!
    Er war heilfroh - und irgendwie enttäuscht zugleich -, als Jake und die anderen Jungs aufkreuzten. Gott allein weiß, was sonst passiert wäre. Aber das war doch absurd. Was hätte schon passieren sollen? Sie war schließlich Madison. Die kleine Madison Franklin von nebenan. Die Madison Franklin, die zusammen mit ihm in Windeln in der Sandkiste gespielt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher