Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
wie eine Ratte in ihrem Käfig, und Übelkeit übermannte ihn.
Laura musste es bemerkt haben. Leise sagte sie: »Gehören die Fotos Ihnen?«
»Ja«, antwortete Sam und musste sich räuspern, damit seine Stimme wieder an Festigkeit gewann. Langsam verschwand die Übelkeit wieder.
»Sie können Sie natürlich behalten.«
»Ich danke Ihnen Laura, das bedeutet mir sehr viel.«
»Geht es Ihnen gut, Sie sehen so blass aus. Als hätten Sie einen Geist gesehen.«
»Danke, es geht mir gut. Alles bestens«, antwortete Sam und leerte sein Glas Eistee mit einem Zug.
»Wie lange leben Sie mit Ihrer Familie schon hier?«, fragte er und wechselte damit das Thema.
»Seit fünf Jahren.« Sie schien nachzudenken. »Ja, seit Joannas Geburt. Ursprünglich komme ich aus Ohio, Walt dagegen stammt aus Lincoln.«
Laura erzählte Sam, dass sie sich sofort in das Haus verliebt hatte.
Sie plauderten noch etwa dreißig Minuten miteinander. Hauptsächlich erzählte Sam von seiner Kindheit, darüber wie das Leben damals in Flagstaff war, und erhielt im Gegenzug Neuigkeiten aus dem Hier und Jetzt, wer heute noch lebte und wer nicht.
Der Bürgermeister Bob Granger, Jimmy Horowitz, und der nette Frank Sussman waren bereits alle verstorben. Nicht verwunderlich, bedachte man, dass sie zu Sams Zeiten schon betagte Männer gewesen waren.
Laura erkundigte sich nach seiner momentanen Arbeit (das würde Walt brennend interessieren) und Sam erzählte ihr ein wenig davon. Nicht zu viel, nur ein paar Happen um Walt Appetit zu machen. Darüber hinaus vergaß er wieder einmal die Zeit. Doch das störte ihn nicht im Geringsten. Er genoss die Plauderei mit Laura, und fand, dass er ihre Gastfreundschaft mit Füßen treten würde, wenn er sich jetzt überstürzt aus dem Staub machte. Er bedauerte es sogar, dass er Walt und ihre Tochter Joanna nicht kennenlernen konnte.
Erst als in der Ferne Donner grollte, beschloss Sam langsam aufzubrechen. Er wollte nicht in den Regen kommen.
»Es sieht nach einem Gewitter aus. Die können in dieser Gegend ziemlich heftig ausfallen, aber das wissen Sie bestimmt schon«, sagte Sam, trank seinen Eistee, den Laura ihm nachgeschenkt hatte, aus und erhob sich vom Sofa.
»Ja, wem sagen Sie das. Schade, dass Walt nicht zuhause war. Er wird sich unheimlich ärgern, wenn ich ihm erzähle, dass Sie hier waren, während er gearbeitet hat.«
»Richten Sie Ihrem Mann und Ihrer Tochter schöne Grüße aus und wer weiß, vielleicht schneie ich noch vor meinem Abflug nochmals herein.«
»Das wäre toll. Walt würde ausflippen. Sie sind bei uns immer herzlich willkommen, Sam.«
Sam verabschiedete sich von Laura und verließ das Haus.
Er kam nicht wieder.
Es hatte deutlich abgekühlt. Der Himmel über Flagstaff war völlig mit tief hängenden, purpurn- und schwarzfarbenen Wolken übersät.
Ein Blitz zerschnitt den dunklen Himmel wie ein Dolch. Sekunden später krachte es gewaltig. Das Gewitter war nahe.
Sam blickte gen Himmel und blinzelte, als die ersten Regentropfen in seine Augen fielen.
Gerade noch rechtzeitig schaffte er es in den Chevy, bevor der Regen richtig losbrach.
Er hatte beinahe schon vergessen, wie schnell Unwetter in dieser Gegend aufziehen konnten. Und genauso schnell konnten sie auch wieder verschwinden. Es war, als zogen sie nicht heran, sondern materialisierten einfach.
Wieder zuckten Blitze am Himmel. Das war`s dann wohl mit der Besichtigung für heute, dachte Sam. Er startete den Motor und machte sich auf den Weg zurück in sein Motel.
Er fuhr langsam, da der Regen nun immer heftiger niederging und der Scheibenwischer des Chevy selbst auf höchster Stufe Schwierigkeiten hatte Sam freie Sicht zu verschaffen. Alles war verschwommen und unscharf. Das Wasser schoss wie ein reißender Fluss die Rinnsäle entlang. Wie kleine Geschosse prasselte der Regen gegen das Autodach und hinterließ monotones Pling-Pling-Pling-Pling …
Aber der Regen hatte auch etwas Gutes. Denn er löste eine angenehme Erinnerung in Sam aus. Vom schönsten Tag seiner Kindheit. Auch wenn dieser von einem schrecklichen Ereignis überschattet worden war.
Es war der 20. Juni 1987.
Kapitel 13
Die Sommerferien wurden von einem Ereignis überschattet, das die Stimmung der gesamten Stadt trübte. Es war die gleiche Stimmung wie die des Himmels. Grau und düster.
Vor drei Wochen erfuhr Sam, dass Luke Smitsky verschwunden war. Der gleiche Luke Smitsky, den er am letzten Schultag auf dem Schulhof das Leben
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