Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
mit Autos, ja selbst mit Puppen hatte er mit ihr gespielt. Obwohl er das nie jemanden erzählen würde. Die Madison Franklin, die ihm immer seine Hausaufgaben gebracht hatte, wenn er krank war und mit ihm Actionfilme geguckt hatte. Nein, das war tatsächlich absurd. Sie waren nichts weiter als gute Freunde. Aber warum musste er dann immer an sie denken? Warum war er anders zu ihr als früher? Wenn Sam mit ihr sprach - wenn es sich nicht vermeiden ließ - dann konnte er keinen zusammenhängenden Satz hervorbringen. Und Sam war schließlich ein Meister der Worte. Irgendwie schien sein Hirn bei Madisons Anblick mit allem anderen überfordert zu sein. Es war ein Wunder, dass er nicht aufhörte zu atmen.
Jake hatte vor Kurzem angedeutet, dass Sam in Madison verknallt sei. Sam hatte gespürt wie sein Blut ihm ins Gesicht schoss und Jake nur geantwortet: »Spinnst du? Hast du einen Knall? Wie kommst du denn auf diese wahnsinnige Idee.« Sam hatte sich aufgeplustert, viel zu heftig reagiert. Das schien Jake Antwort genug gewesen zu sein. Denn er hatte wissend gelächelt. Es war das Anderson-Lächeln gewesen, wie man es von ihm kannte. Immer wenn Jake etwas auf die Schliche gekommen war, setzte er es auf.
Keine Ahnung warum dieser Hund es weiß, sieht man es mir etwa tatsächlich an? Ist mir womöglich ins Gesicht geschrieben: Ich bin verliebt in Madison Franklin?
Sam bemerkte, dass er den Comic gar nicht richtig las und immer noch auf Seite Eins war. Mann, was war passiert? Sam war nicht einmal mehr fähig einen verfluchten Comic zu lesen. Madison war in seinem Kopf, egal was er auch tat. Selbst Flash trug das Gesicht von Madison. Er legte den Comic achtlos zur Seite und seufzte.
»Sam, du hast Besuch«, rief seine Mutter vom Erdgeschoß herauf.
Besuch? Sam hoffte, dass sich Isaac oder die anderen Jungs doch noch anders entschieden hatten. Immerhin wurde auch der Regen deutlich schwächer umso näher der Abend rückte.
Auch wenn die Jungs sonst nicht viel machen konnten, aber es war der perfekte Tag, um zum See fischen zu gehen, dachte Sam voller Motivation. Der Regen hatte die Fische sicherlich an die Oberfläche gelockt.
Vielleicht wird es ja doch noch ein kurzweiliger Tag werden, dachte er. In Vorfreude eilte Sam die Treppe hinunter und blieb wie angewurzelt stehen, als er seinen Besuch sah.
Jake, Joshua und Isaac waren nirgends zu sehen.
Zu seiner Überraschung besuchte ihn Madison - und sie war allein.
»Hi«, sagte sie.
»Hi«, stammelte er mit einer Stimme, die selbst ihm fremd und viel zu hoch vorkam.
»Hi«, sagte Sam nochmals, dieses Mal etwas tiefer. Das klingt auch nicht besser. Wieso stelle ich mich in ihrer Nähe nur wie ein Vollidiot an?
War das Liebe? Bedeutete verliebt zu sein, sich wie ein Geisteskranker aufzuführen?
Vielleicht hatte sein Vater ja recht gehabt, als er versuchte, ihn mit Unterstützung seiner Frau Gloria, Sams Mutter, aufzuklären. Er hatte gesagt: »Sohn, Liebe ist eine Krankheit, die man nicht mehr los wird. Wenn sie dich packt, ist es bereits zu spät. Dann bist du ein Gefangener und es wird verdammt noch mal schwer aus dieser Sache wieder raus zu kommen.« Gloria boxte ihm nach diesem Satz in die Rippen.
Sein Dad hätte es nicht treffender ausdrücken können.
»Es regnet nicht mehr so stark und da dachte ich, ich schau mal bei dir vorbei.«
»Klasse.« Noch vor wenigen Wochen wäre Sam hinuntergestürzt, hätte ihr auf die Schulter geklopft und sie wären losgezogen. Aber jetzt stand er da ein wie eine Statue und war noch nicht einmal fähig, einen ganzen Satz zu sagen.
Beharrliches Schweigen trat ein. Seine Mom warf zuerst ihrem Sohn, dann Madison einen fragenden Blick zu. Sam stand da wie eine Statue und spürte, dass er einen seltsamen Gesichtsausdruck hatte.
»Wo bleiben denn deine Manieren, Samuel Travis Coleman? Willst du denn deinem Besuch nichts zu trinken anbieten?«, sagte seine Mutter tadelnd.
»Ist schon gut, Mrs. Coleman. Ich habe keinen Durst«, sagte Madison ohne dabei die Augen von Sam zu nehmen.
»Willst du ein bisschen raus?«, fragte er, ohne zu merken, was er da eigentlich von sich gab. Er redete nur, um nicht wie ein stummer Vollidiot dazustehen.
»Aber es regnet doch immer noch. Seht doch fern ihr beiden. Außerdem wird es bald dunkel. Du weißt schon, die Ausgangssperre.«
Sam warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo sein Vater nach wie vor in die Glotze stierte.
»Ich denke nicht, dass wir fernsehen wollen. Dad sieht doch einen alten Film«,
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