Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
erinnern konnte, dass er vor wenigen Sekunden ihren toten Ehemann erwähnt hatte. Wahrscheinlich nicht.
Wieder seufzte er. Diesmal vor Erleichterung.
Ohne weiter auf das Thema Weltkrieg und gefallener Ehemann einzugehen, schritt Joshua auf das Haus zu. Gleich neben der Veranda schien tatsächlich eine Art Höhle zu sein.
»Meinten Sie das? Ist das da vorn die Höhle?«
»Oh ja. Das ist sie. Da hab ich ihn das letzte Mal gesehen.«
»Sie meinen Herb?«
»Na klar, wen sonst? Ich lebe ja schon lange allein. Nur Herb ist noch hier. Mein Jack ist schließlich in der Normandie gefallen, falls ich das nicht erwähnt habe. Armer Jack. Er war ein so gut aussehender Mann, mein Jack.«
Joshua nahm, ohne ein Wort zu erwidern, die Taschenlampe aus dem Holster am Gürtel und kniete sich vor den Bau. Diese Höhle dürfte von einem Tier stammen. Oder Mrs. Rosner hatte in ihrer Verwirrung den Tunnel selbst gegraben. Blödsinn! Warum sollte Mrs. Rosner so etwas tun? Joshua stellte sich die Alte auf allen Vieren vor, wie sie mit den Händen einen Tunnel buddelte. Vielleicht hatte sie auch ihren Mann hier vergraben, wer wusste das schon so genau.
Es ist nicht witzig, sich über eine alte Frau lustig zu machen, ermahnte er sich.
Dennoch kicherte er leise vor sich hin.
»Haben Sie ihn schon?«, sagte Eleonore Rosner hinter ihm.
»Nein, haben Sie doch etwas Geduld. Ich hab ja noch nicht einmal nachgesehen, Herrgott.«
»Für was bezahl ich Sie denn, junger Mann?«
»Alte Hexe«, murmelte Joshua, schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete den Bau aus. Zu seiner Überraschung endete der Tunnel nicht nach einem Meter, sondern führte weit in das Erdreich hinein.
»Herb? Herb, mein Junge, bist du da drin?«, rief Joshua und ahmte so gut er konnte ein Kätzchen nach.
»Das war er, haben Sie gehört? Das war mein Herb«, sagte Mrs. Rosner ganz erquickt.
»Das war nur ich. Ach was, vergessen Sie es.«
»Was?«
»Nichts. Ich werde jetzt noch einmal nachsehen.«
Wieder schrie Joshua nach dem Kater und bekam diesmal eine Antwort in Form eines lauten Miauens. Na also, dachte er, du bist wirklich in dem Erdloch.
Die Höhle war viel zu eng für einen normal gewachsenen Mann, aber Joshua mit seinem gedrungenen Körperbau könnte bestimmt problemlos hineinkriechen.
Nicht lange darüber nachdenken, tu es einfach!
Er hatte ohnehin schon zu viel Zeit vergeudet. Der Plan lautete: Rein, Katze schnappen, wieder raus. Klang doch ganz einfach. Und die Uniform könnte er dann zuhause waschen, sollte sie dreckig werden. Beziehungsweise die Pflegerin seiner Mutter.
»Also gut, Herb. Ich komme jetzt«, rief Joshua ein letztes Mal in den Tunnel und kroch hinein.
Es roch nach Erde, verfaulten Wurzeln und etwas, dass Joshua nicht identifizieren konnte. Sein Instinkt (und seine Nase) sagte ihm, dass es sich um ein totes Tier handeln musste. Der Geruch trieb einem die Tränen in die Augen. Der Kater konnte es nicht sein, der hatte ja miaut. Wahrscheinlich handelte es sich um eine verendete Ratte; Herb hatte sie gerochen und konnte nicht widerstehen.
Joshua war weder gegen die Erde noch gegen Wurzeln allergisch. Wie es sich mit toten Tieren verhielt, wusste er nicht. Doch fiel ihm ein, dass er sehr wohl gegen Katzen allergisch reagierte. Verdammt, er hätte sich Handschuhe überziehen sollen. Jetzt war es zu spät.
Der Lichtkegel seiner Taschenlampe vertrieb die Dunkelheit im Erdloch und Joshua kam ganz gut vorwärts. Wie ein Maulwurf robbte er geschickt durch den Gang, nur um dann festzustellen, dass nach gut drei Metern Schluss war. Keine Sackgasse, sondern ein Loch, zu eng zum Durchschlüpfen, hielt ihn vom Weiterkommen ab. Als er von draußen rein gesehen hatte, schien der Tunnel endlos gewesen zu sein. Wahrscheinlich eine optische Täuschung.
»Herb?«, rief Joshua so gut man mit eingequetschten Lungen schreien konnte.
»Miau.«
»Herb. Ich bin hier.«
»Miau.«
»Ja, schon gut, du blödes Vieh. Was kriechst du auch hier rein? Da heißt es immer Katzen sind clever. Von wegen.«
»Miau.«
»Ja verdammt, ich bin ja hier.«
Mit größter Mühe streckte Joshua seinen linken Arm in das Loch hinein, während er mit der Rechten die Taschenlampe umklammert hielt.
Seine Finger ertasteten etwas. Etwas Weiches, Flauschiges. Fell? Was sonst? Er schob den Arm weiter hinein. Ja, er konnte die Katze fühlen. Das Loch war zum Glück nicht sonderlich tief.
»Hab ich dich endlich, du Scheißvieh«, sagte Joshua lächelnd und packte Herb im
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