Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Jugendlicher. In gewisser Weise war er wie Peter Pan, nur dass er nicht ewig Kind blieb, sondern einfach niemals wachsen wollte. Zu seinem Schrecken hatte er vor einigen Monaten sogar festgestellt, dass er schrumpfte. Verdammt, das passiert doch nur richtig alten Knackern, hatte er betrübt gedacht.
»In Ordnung. Wenn ein Notfall eintritt, ruf mich auf meinem Handy an. Sollte Mrs. Rosner anrufen, weil ihr blödes Katzenvieh wieder verschwunden ist, dann sag der alten Schabracke, sie soll jemand anders holen und uns nicht belästigen.«
»Das soll ich ihr wirklich sagen?« Joshuas ohnehin schon durch die dicken Brillengläser großen Augen, wurden riesig.
Callahan lachte auf und schüttelte den Kopf. »Blödmann. Natürlich nicht. Aber sag ihr, sie muss sich noch gedulden, bis ich wieder zurück bin.«
»Geht klar, Boss.«
Der Sheriff verließ das Office und Joshua widmete sich wieder dem Fußboden.
»Wer hier der Blödmann ist. Ich wär ein tausendmal besserer Sheriff als du je sein wirst. Du Pisser«, murmelte Joshua und wischte mit dem Mob über den nassen Boden.
Er konnte Callahan zwar gut leiden und war ihm auch dankbar, dass er ihm diesen beschissenen Job gegeben hatte, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, ihn Blödmann zu nennen. Verflucht. Niemand durfte ihn einen Blödmann nennen.
Trotz seines Missmuts, hätte Joshua niemals gegen Sheriff Callahan aufbegehrt. Auch wenn er unzufrieden war, einen anderen, besseren Job, würde er ohnehin nicht finden. Und Gott weiß, dass er bereits alles ausprobiert hatte. Mit geringem bis gar keinem Erfolg.
In der Holzfabrik draußen am Highway hatte er einen Monat lang gearbeitet. Das war ein Monat länger gewesen, als seine Mutter prophezeit hatte, dass er durchhielt. Diesen Job musste Joshua wegen seiner Holzstauballergie aufgeben.
Oder in Charleys Place hinter dem Tresen. Dort hatte er drei Monate gearbeitet, bis er mit den beschissenen Erdnüssen in Berührung gekommen war. Man glaubt gar nicht, wie sehr ein Kopf anschwellen kann.
Den Aushilfsjob in der Bäckerei musste er aufgrund seiner Lebensmittelallergien schmeißen.
Und dann war da noch die Stelle im Beautysalon als Reinigungskraft. Die verschüttete Flasche Haartöner hatte dafür gesorgt, dass sich seine Haut einen Monat lang schuppte wie der Schwanz einer Echse.
Aber hier im Sheriff-Büro kam Joshua mit keinen lebensbedrohlichen Sachen wie Erdnüssen und Holzstaub in Berührung. Die Reinigungsmittel für Allergiker suchte er selbst aus und beim Besorgen von Frühstück für den Sheriff und Deputy Warren konnte er nichts falsch machen.
Das Telefon klingelte. Joshua fluchte, denn wenn er jetzt rangehen würde, dann müsste er zurück zum Schreibtisch, mitten über den frisch gewischten Flur. Das würde hässliche Fußabdrücke geben. Es klingelte rund zwanzig Mal, bis er sich entschied ranzugehen. Vielleicht war es ja ein Notfall. Na klar, das musste einer sein. Niemand ließ das Telefon sonst so lange klingeln.
Joshua schmiss den Mob achtlos zur Seite und eilte zum Telefon.
»Sheriffs Departement, Dearing am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
»Ist dort Sheriff Callahan?«
»Nein, hier ist Joshua Dearing.« Wer auch immer dran ist, muss schwerhörig sein, dachte Joshua. »Mit wem spreche ich?«
»Eleonore Rosner hier am Apparat«, sagte die krächzende Stimme am anderen Ende.
Joshua verdrehte die Augen. Wieder kein Notfall. Nur die alte Rosner. Ihre Anrufe waren mittlerweile zur Gewohnheit geworden, meldete sie sich doch beinahe jeden zweiten Tag im Sheriff-Büro.
»Was gibt es denn, Mrs. Rosner?«, fragte Joshua gelangweilt. Natürlich kannte er die Antwort bereits.
»Mein Kater Herb ist wieder verschwunden.«
»Das machen Katzen manchmal, Mrs. Rosner. Das liegt in ihrer Natur.«
»Nicht bei meinem Herb. Er hat sich, glaub ich, verkrochen, in der Höhle.«
»In welcher Höhle?«
»Neben meinem Haus. Ich komm da ja nicht rein. In die Höhle, meine ich, nicht in mein Haus. Und Herb kommt nicht mehr raus. Aber ich kann ihn hören. Klar und deutlich. Nur sehen tu ich ihn nicht. Ist zu finster da drin.«
»Mrs. Rosner. Der Sheriff wird sich darum kümmern, sobald er wieder hier ist.«
»Herb könnte in der Zwischenzeit sterben. Bitte er muss gleich kommen.« Mrs. Rosners Stimme klang seit ungefähr hundert Jahren so schrill, wenn sie aufgeregt war.
Joshua und seine Freunde hatten sie einmal aufgesucht, als sie noch Kinder waren. Damals hatte sie gefragt, ob sie ihren Rasen
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