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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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fallen kann. »Ich will, dass sie mir über die Stimmung in der Stadt, die Garnison und die Vorräte Bericht erstatten. Ich will wissen, ob die Stadt einer Belagerung standhalten kann und für wie lange. Sie sollen herausfinden, wer der Herzogin ergeben ist und wer den Franzosen und wessen Ergebenheit noch zu haben ist.«
    »Betrachtet es als erledigt, Euer Erlaucht«, erwidert de Lur.
    Pierre beugt sich vor und seine Augen blitzen unter den halb gesenkten Lidern. »Und was ist mit Eurer Botschaft an die Herzogin? Wann werden wir sie schicken?«
    Wie eine zubeißende Schlange schießt d’Albrets Arm vor und er schlägt ihm auf den Mund. »Habe ich dir die Erlaubnis erteilt, über die Angelegenheit zu sprechen, Welpe?«
    »Nein, gnädiger Herr.« Pierre wischt sich das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe und wirkt grollend und mürrisch. Er hätte mir beinahe leidtun können, aber er hat so hart gearbeitet, um genauso zu werden wie sein Vater, dass ich nichts als Verachtung empfinde.
    Im Raum wird es still, und ich blinzele um die Stoffkante, um d’Albret besser zu sehen. Er mustert Tilde, die sich sehr bedächtig auf den dampfenden Wasserkrug konzentriert, den sie gerade in den Zuber leert. »Lasst mich für mein Bad allein«, befiehlt d’Albret den anderen.
    Mit ein oder zwei wissenden Blicken in Tildes Richtung ziehen sie sich schnell zurück.
    Ich kann Tildes adretten Leinenschleier zittern sehen, als sie vor Furcht erbebt. D’Albret macht zwei Schritte auf sie zu und ich habe ihn zum ersten Mal voll vor Augen. Er packt ihr Kinn und zieht ihren Kopf hoch, sodass er ihr ins Gesicht sehen kann. »Du bist nicht so dumm, von dem zu sprechen, was du in meinem Gemach hörst, nicht wahr?«
    Sie hält den Blick abgewandt. »Es tut mir leid, Euer Erlaucht. Ihr werdet lauter sprechen müssen. Mein Vater hat mich so oft auf die Ohren gehauen, dass ich schwerhörig bin.«
    Oh, kluges Mädchen! Meine Achtung vor Tilde wächst, aber diese List wird nicht ausreichen, um sie zu retten.
    D’Albret mustert sie für einen langen Moment. »Nun gut«, sagt er, und Tilde legt den Kopf schräg, als mühe sie sich, ihn zu verstehen. Er mustert sie noch einige Sekunden länger, bevor er ihr Kinn loslässt.
    D’Albret streckt die Arme zur Seite aus, ein stummer Befehl, ihm sein Hemd auszuziehen. Als Tilde vortritt, um es ihm über den Kopf zu heben, streifen d’Albrets Augen über ihren schlanken Körper, und ich sehe genau den Moment, in dem sein Verlangen erwacht. Das brünstige Schwein wird sie sich in sein Bett holen, bevor er ihren Tod befiehlt.
    Jetzt werde ich einen Weg finden müssen, Tilde ebenfalls aus dem Palast zu schmuggeln, genau wie ihre kleine Schwester. Es sei denn, ich habe vorher die Gelegenheit, d’Albret zu töten.
    Tilde zieht ihm das Hemd aus und tritt beiseite.
    D’Albrets Brust ist geformt wie ein riesiges Weinfass, seine Haut von dem blässlichen Weiß eines Fisches, aber statt mit Schuppen versehen zu sein, ist sie bedeckt von groben, schwarzen Haaren. Ich ignoriere meinen Abscheu und zwinge mich, seinen Körper abzusuchen. Mortain muss ihn für den Tod gezeichnet haben.
    Aber nirgendwo unter all dieser Behaarung ist das Mal, nach dem ich suche. Kein Fleck, kein Schatten, nichts, das mir erlauben wird, dieses Ungeheuer mit Mortains Segen zu töten. Ich umklammere die seidenen Wandbehänge und zerknautsche sie in den Fäusten. Es wäre zu gefährlich, ihn offen anzugreifen. Vielleicht ist es Mortains Absicht, dass ich ihm einen Dolch in den Rücken stoße oder seinen Nacken mit einer dünnen, nadelähnlichen Klinge durchsteche.
    D’Albret schnürt seine Hosen auf und tritt aus ihnen heraus und in die Wanne. Ich recke den Hals, um einen Blick auf seinen Rücken zu werfen, aber ich kann ihn aus diesem Winkel nicht sehen.
    Als Tilde sich abwenden will, packt er ihre Hand. Sie erstarrt und hat Angst, sich zu bewegen. Langsam und ohne ihr Gesicht aus den Augen zu lassen, zieht er ihre Hand in den Zuber, ins Wasser, und seine Lippen erschlaffen in Erwartung der Wonne.
    Bitte, Mortain, nein! Das kann ich nicht mit ansehen, oder aber ich werde ihn töten müssen, Todesmal hin oder her.
    Wie ein aufgescheuchter Taubenschwarm schießen mir sämtliche Warnungen der Nonnen durch den Kopf: Wenn ich ohne ein Mal töte, töte ich außerhalb von Mortains Gnade, und ich werde meine unsterbliche Seele gefährden. Sie wird für immer von mir getrennt werden und gezwungen sein, für alle Ewigkeit verloren

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