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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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zögern.
    »Perfekt. Tu so, als wärst du Patou. Tu all die frechen Dinge, die er tut, geh so wie er, spuck aus, wie er es macht. All das musst du heute Nacht tun.«
    Sie sieht mich argwöhnisch an. Ich beuge mich vor. »Es ist ein Spiel. Ein Streich, den du dem ganzen Palast spielen musst. Um zu beweisen, dass ein Mädchen besser ist als ein Junge. Kriegst du das hin?«
    Sie sieht Tilde an, die nickt, dann dreht sie sich wieder zu mir um, und ich bin erleichtert zu sehen, dass etwas von der Angst aus ihrem Gesicht gewichen ist. »Ja«, flüstert sie, so sanft und leise, dass niemand ihre Stimme jemals für die eines Jungen halten könnte.
    Ich wende mich an Tilde. »Versuche, dafür zu sorgen, dass sie nicht spricht. Ihre Stimme wird sie verraten.« Dann hebe ich mein Messer. »Ich muss auch dein Haar kürzen.«
    Das Dienstmädchen zaudert keinen Moment, sondern tritt näher, damit ich ihren Kopf besser erreichen kann. »Ich kann Euch das niemals wiedergutmachen«, flüstert sie.
    »Ihr braucht nur freizukommen«, sage ich, während ich ihr das Haar schneide. »Das ist Wiedergutmachung genug.«
    Eine Stunde später sitzen sie sicher oben auf dem Bock des nächtlichen Fäkalienkarrens. Zuerst protestiert Odette laut. »Aber es stinkt!«, sagt sie und hält sich die Nase zu.
    Ich sehe Tilde listig an. »Ich habe dich gewarnt, dass du mir vielleicht nicht danken wirst, aber es ist der einzige Karren, der während der Nacht das Gelände verlässt und mit dem ihr ohne Fragen in die Stadt kommt.«
    »Es ist schon gut«, sagt Tilde durch den Schal, den sie sich vor die Nase hält, um den Geruch zu dämpfen. Wir schauen einander für einen Herzschlag in die Augen, und die Dankbarkeit, die ich in ihren Augen sehe, wärmt mich und lässt mich denken, dass irgendein kleiner Funke von etwas Gutem in mir verblieben ist. Ich greife nach ihrer Hand und drücke sie. »Sei stark. Sobald ihr in der Stadt seid, begebt euch zum Kloster St. Brigantia. Sagt ihnen – sagt ihnen, die Äbtissin von St. Mortain habe darum gebeten, dass euch Zuflucht gewährt wird.«
    Daraufhin weiten sich Tildes Augen, aber bevor sie irgendetwas sagen kann, ruft der Fäkalienkutscher aus: »Werdet ihr die ganze Nacht quatschen oder kann ich jetzt meine Arbeit tun?«
    »Psst – Ihr habt Euren Lohn bekommen«, rufe ich ihm ins Gedächtnis.
    Er spuckt aus. »Der wird mir nichts nutzen, wenn ich nicht hier wegkomme.«
    Was durchaus der Wahrheit entspricht.
    Während ich ihnen nachschaue, bin ich erfüllt von einem fast überwältigenden Verlangen, ihnen zu folgen. Ihnen aus dem Stallhof zu folgen, vorbei am Wachtturm und hinein in die Straßen der Stadt, wo ich mich im Gedränge der Menschen verlieren kann. Ich mache einen Schritt und noch einen, dann bleibe ich stehen. Wenn ich mit ihnen gehe, wird d’Albret mindestens ein Dutzend Verfolger hinter uns herschicken. Tildes und Odettes Chancen auf Flucht sind ohne mich besser.
    Außerdem wurde ich hierhergeschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen, und wie dieser letzte Ritter, der d’Albrets Männer heute Nachmittag aufgehalten hat, werde ich das Feld nicht räumen, bis die Aufgabe erfüllt ist.
    Ich bin nicht länger als die halbe Drehung eines Stundenglases im Bett gewesen, als das Kratzen an meiner Tür beginnt. Es ist zuerst leise, nicht mehr als das Wispern von Blättern im Wind oder das Schaben von Zweigen an der Mauer. Ich bleibe still liegen und lausche. Da ist es wieder. Diesmal deutlicher. Mein Herz beginnt zu hämmern und ich hebe den Kopf vom Kissen.
    Kratz, kratz, Pause, kratz, kratz, kratz.
    Es ist Julian, der den geheimen Code benutzt, den wir ausgeheckt haben, als wir Kinder waren, vor einem Dutzend Leben. Aber es ist kein Kinderspiel, das er heute Nacht spielen will. Ich drücke mich tiefer in die Matratze und ziehe mir die Decken über die Ohren, dann höre ich das gedämpfte Klappern, als er den Riegel anhebt. Ich halte ganz still und sorge dafür, dass meine Atmung gleichmäßig ist, während ich bete, dass er die Tür schließen und weitergehen wird. Ich bin erleichtert, als er es tut.
    Trotzdem folgt mir das Kratzen in meine Träume und verwandelt sie in Albträume.

Vier
    I CH WERDE AM M ORGEN geweckt, als meine beiden Hofdamen in den Raum platzen. Jamette de Lur tritt als Erste ein und verharrt kaum lange genug, um die Tür für Tephanie Blaine offen zu halten, die sich mit einem Tablett abmüht.
    »Habt Ihr schon gehört?«, fragt Jamette.
    Sie ist ein eitles, törichtes Mädchen mit

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