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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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ich zu spät.« Meine Liebe ist geradeso gut wie ein Todesurteil.
    »Ihr denkt, er hat die Absicht, die beiden auf der Stelle zu töten?«
    »Es gibt andere Möglichkeiten, ihr wehzutun«, sage ich leise.
    Sein Kopf fährt herum. Sein Gesicht ist weiß geworden. »Wie sie Euch wehgetan haben.«
    Es ist keine Frage, sondern ein Moment der Erkenntnis. Sein Gesichtsausdruck wird grimmig und in seine Augen tritt ein wildes Licht. Ein tiefes Brummen steigt aus seiner Brust auf, aber er unterdrückt es. Stattdessen dreht er sich um und schlägt mit der Faust an den Fensterrahmen, sodass das Bleiglas klappert.
    Ich warte mit angehaltenem Atem, unsicher, was für eine Stimmung die Oberhand gewinnt.
    Als er mich wieder ansieht, ist das grimmige Licht in seinen Augen erloschen, aber sein Gesicht sieht aus, als sei es in grauen Stein gemeißelt. »Ich werde sie umbringen. Sie alle.«
    »Ich glaube nicht, dass die Mädchen in echter Gefahr sind, jedenfalls noch nicht.«
    Die Bestie zieht die Augenbrauen hoch und knurrt ungläubig. Dann hole ich tief Luft, denn dies ist kein Geheimnis, das ich jemals mit ihm hatte teilen wollen. »Julian – Julian liebt mich, auf seine eigene verzerrte Art. Ich denke, er sieht die beiden lediglich als ein Mittel, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem ist das, was zwischen meinem Bruder und mir ist, ebenso meine Schuld, wie es seine ist.«
    Ich trete ans Fenster, um in den Innenhof hinauszuschauen. Der Abend senkt sich herab, und die Diener, die die Burg versorgen, bereiten sich auf die bevorstehende Nacht vor. »Es war die Schuld meines Bruders Pierre, wie so oft. Als ich gerade einmal elf Jahre alt war, begann er an meiner Schlafzimmertür zu kratzen und wollte beweisen, dass er ein voll ausgewachsener Mann war. Zuerst dachte ich, es seien Geister, doch dann begriff ich, dass es Pierre war, und seine zwickenden, tastenden Finger und sein begieriger Mund machten mir viel größere Angst als irgendein Geist.
    In der ersten Nacht habe ich mich unter meinen Decken versteckt und mich gefragt, wie ich ihn von mir fernhalten könnte. Dann tat ich, was ich immer getan habe, um mich zu schützen. Ich habe mein Schicksal selbst in die Hand genommen und beschlossen, sein eigenes Tun gegen ihn zu benutzen. Als er in der nächsten Nacht an meiner Tür kratzte – lauter und beharrlicher –, war es Julian, der rief: ›Was willst du?‹
    Natürlich haben wir die Wirkung beinahe ruiniert, indem wir in Gekicher ausbrachen, aber wir haben uns die Kissen auf den Mund gedrückt, um unser Gelächter zu ersticken.
    Ihr müsst verstehen, Julian war nicht nur mein Bruder, sondern gleichzeitig mein liebster Freund. Meine erste Erinnerung sind Röcke – Röcke aus rauer Wolle oder gestärktem Tuch, als ich mit nackten Füßen über den steinernen Küchenboden tappte. Aber meine zweite Erinnerung ist Julian. Seine kleine, vier Jahre alte Hand, die meine ergriff und mich von der Familie wegzog. Seine freundlichen Augen und ein Gesicht, das immer ein Lächeln für mich bereithielt. Die Stunden, die wir uns versteckt und unsere geheimen Spiele gespielt haben, Spiele, die niemand sonst verstand und für die sich kein Mensch interessierte. Es war Julian, der viel riskierte, um mich vor dem Schaden und der Grausamkeit dieses Haushaltes zu verstecken, und er hat es getan, seit wir alt genug waren, um zu laufen.
    Also war er zuerst mein Freund, vor allem anderen. Zusammen waren wir immer stark genug gewesen; ich dachte, dies würde immer so bleiben.
    Ich wollte, ich könnte durch die Zeit zurückschwimmen oder irgendwie den Sand rückwärts durch das Stundenglas fließen lassen. Einen einzigen Augenblick anders leben, eine andere Entscheidung treffen, um mein Leben auf einen anderen Weg zu bringen. Gewiss hätten die Götter oder Heiligen, wenn sie wahrhaft existierten, mir eine Warnung gesandt, irgendeine Ahnung, dass meine Taten mein Leben eine Straße entlangschicken würden, die zu nehmen nicht in meinem Sinne sein konnte.
    Ein solchermaßen entscheidender Moment war der, als ich Julian in mein Zimmer einlud, denn ich rechnete nicht mit Julians eigenem reifenden Körper oder damit, dass meiner eine solche Wirkung auf ihn haben würde. Er hatte immer mein Bestes im Sinn, und ich habe mir nicht vorstellen können, dass sich dies jemals ändern würde.«
    Die Bestie schaut immer noch aus dem Fenster, was es mir leichter macht, fortzufahren. »Aber es ging sofort schief – schrecklich, vollkommen schief. Innerlich

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