DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
gesund zu werden.«
»So früh schon?«
»Ich war zu begriffsstutzig, um es zu merken, aber ja.«
»Wann ist dir klar geworden, dass du so empfindest?« Es ist mir peinlich, eine so jämmerliche Frage zu stellen, aber ich sehne mich danach, die Antwort zu hören.
Er legt nachdenklich den Kopf schräg. »Als die Äbtissin erklärt hat, dass du d’Albrets Tochter seist.«
Ich reiße die Augen auf. » Das war der Moment, in dem du beschlossen hast, dass du mich liebst?«
Er hebt die Hände, als wolle er sich ergeben. »Es gab nichts zu beschließen. Die Liebe war einfach da. Ein großer Schlamassel, der mich aus heiterem Himmel traf. Ich bin so wütend geworden, weil ich auf einmal dachte, die Götter erlaubten sich auf meine Kosten einen gewaltigen Scherz.« Er schüttelt ungläubig den Kopf.
»Also, bedeutet das, dass du bei mir liegen wirst?« Meine Stimme klingt eher verletzlich als verführerisch.
Er schwingt die Beine über die Bettkante und sein Gesicht wird ernst. »Sybella, bei all dem, was du durch männliche Gewalt erlitten hast, brauchst du dies nicht zu tun. Du brauchst deinen Körper nicht zu geben, um meine Liebe zu verdienen. Sie gehört dir bereits.«
»Ich weiß«, flüstere ich. »Aber ich könnte ruhiger sterben, wenn ich einmal wahrhaft geliebt habe.«
Er erhebt sich und überwindet den geringen Abstand zwischen uns. Ich vergesse jedes Mal wieder, wie weit er mich überragt. Höchstwahrscheinlich, weil ich ihn niemals voller Furcht betrachte. Er hebt die Hand, um mir das Haar aus dem Gesicht zu streichen, als wolle er es – mich – deutlicher sehen. Diese einfache Geste führt dazu, dass ich mich ihm ausgesetzt fühle, als stünde ich nackt da, statt in meinem Nachthemd.
»Ich will, dass du aus den richtigen Gründen mit mir zusammen bist. Nicht weil du das Gefühl hast, du müsstest es tun oder weil du befürchtest, dass wir sterben werden, sondern weil du es mit deinem Herzen und mit deinem Körper willst.«
Ich schaue in seine Augen – Augen, die nur zum Teil menschlich sind, geradeso wie ich mich nur zum Teil menschlich fühle. Wenn es irgendeinen Mann gibt, der die Dunkelheit in mir verstehen – und akzeptieren – kann, dann ist es die Bestie. »Wem könnte ich beides besser anvertrauen als de Waroch, der mächtigen Bestie?«
Er zieht mich enger an sich und sein Blick wandert hinunter zu meinen Lippen. Ich bin eingehüllt in die Wärme seines Körpers, kann sein Herz in seiner Brust donnern hören. Er senkt den Kopf, bis unsere Lippen sich beinahe berühren. Als er zögert, stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um den Abstand zwischen uns zu überwinden, und presse meine Lippen auf seine. Unser Kuss ist süß und unverstellt und voller Hunger. Meinem Hunger. Seinem Hunger. Einem Hunger, der aus zwei Leben heraus erwacht.
Es fühlt sich außerdem vollkommen richtig an. So wunderbar richtig. Keine Scham schnürt mir die Luft ab. Keine Stimme schreit in meinem Kopf Nein. Ich brauche nicht die Augen zu schließen und so zu tun, als sei ich hundert Stundenritte entfernt.
Seine Hand bewegt sich nach unten, und er streicht mit den Fingern über meinen Hals; ich koste das raue Gefühl seiner schwieligen Hand aus und staune darüber, dass eine Hand, die so gut tötet, auch so sanft sein kann. Seine andere Hand umfasst meine Taille, dann wandert sie langsam an meinen Rippen empor und hält inne, kurz bevor sie meine Brust erreicht. Er legt seine Stirn an meine und er atmet schwer. »Bist du dir sicher?«, flüstert er.
Ich nehme einen leicht ungläubigen Unterton in seiner Stimme wahr. »Ich war mir selten sicherer, als ich es in diesem Moment bin«, antworte ich.
Dann ist sein Mund wieder auf meinem, und die sorgsam verleugnete Hitze, die so lange zwischen uns geschwelt hat, explodiert. Noch immer droht keine Dunkelheit, mich für sich zu fordern. Stattdessen erwacht in meinem Körper wahres Begehren, so unsicher und unbeholfen wie ein neugeborenes Hengstfohlen. Meine eigenen Glieder werden mir unvertraut, meine Bewegungen fahrig. Und das, obwohl ich immer so geübt und geschickt gewesen bin. Aber es schert mich nicht, denn alles, was vorher war, ist nur noch eine ferne Erinnerung. Alles, was zählt, sind wir. Nur wir. Dieser Moment. Seine Hand auf meinem Körper. Unser Atem, der sich vermischt. Unsere Herzen, die sich so nah sind, dass sie jetzt wie eines schlagen.
Mit schwindelerregendem Schwung hebt er mich hoch, wiegt mich in den Armen und entlockt mir ein überraschtes
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