DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
mehr sehen können, und reiten weiter, sobald es dazu hell genug ist. De Waroch nimmt Yannic und Lazare und zwei seiner Bewaffneten mit. Es bleibt wenig Zeit zum Reden und wir brechen jeden Abend völlig zerschlagen auf unseren Bettrollen zusammen und versinken in einen traumlosen Schlaf.
Als wir in die Nähe von Rennes kommen, entsendet die Bestie die beiden Bewaffneten mit Botschaften für Duval und die Herzogin. Als wir abbiegen und nach Süden reiten, frage ich mich, ob dies die ganze Zeit über mein Schicksal war, mich d’Albret mit der Bestie an meiner Seite zu stellen, denn gewiss wird es der Macht unserer beider Heiligen bedürfen, um ihn zur Strecke zu bringen. Oder – ich betrachte den schweigsamen Lazare, dessen kleines Arbeitspferd kämpft, um mit unseren beiden großen Pferden Schritt zu halten – zweier Heiliger und der Dunklen Mutter selbst.
Als wir uns Nantes nähern, haben wir einen festen Plan. Der Wunsch, auf der Stelle loszureiten und durch die Tore der Stadt zum Palast zu stürmen, ist beinahe überwältigend. Aber wir werden keine Chance auf Erfolg haben, wenn wir uns d’Albret in unserem gegenwärtigen erschöpften Zustand stellen. Wir haben ohnehin schon kaum eine Chance auf Erfolg, selbst wenn wir ausgeruht und bestens vorbereitet sind, daher machen wir in dem verlassenen Gutshaus halt, ebenjenem, in dem diese Reise begonnen hat, und wir hoffen, dass es immer noch verlassen ist.
»Leer«, sagt de Waroch, als er zurückkehrt. »Es sieht nicht so aus, als sei jemand hier gewesen, seit wir fortgegangen sind.«
Das ist alles, was wir Übrigen hören müssen. Wir geben unseren Pferden die Sporen und reiten auf den Stall zu. Sie brauchen kaum geführt zu werden, denn sie sind genauso erschöpft wie wir und folgen eifrig dem Duft des Heus und dem Versprechen auf Ruhe.
Trotz all meiner Erschöpfung kann ich nicht schlafen. Ich wälze mich hin und her, dass die Bettseile protestierend knarren. Ich kann nur an den morgigen Tag denken und daran, dass ich meine Schwestern in Sicherheit bringen muss. Ich frage mich, wo sie festgehalten werden und wer sie bewacht. Hoffentlich sind sie in einem der vielen Räume des Palastes und nicht im Kerker, denn Louises Widerstandskraft wird schnell versagen, wenn sie an einem solch abscheulichen, feuchten Ort festgehalten wird. Und auch wenn d’Albret nichts an ihr liegen mag, würde er doch ein Faustpfand in diesem Spiel, das er spielt, nicht verlieren wollen.
Das Verlangen, auf der Stelle aufzubrechen, ist so überwältigend, dass ich fürchte, ich werde mich selbst ans Bett fesseln müssen. Hier ganz allein auf den Morgen zu warten, damit ich endlich handeln kann, ist pure Qual.
Aber du bist nicht allein, wispert eine kleine Stimme in meinem Kopf. Im Nebenzimmer wartet eine gewaltige, riesengroße Liebe.
Plötzlich habe ich den Wunsch, mich in dieser Liebe zu ertränken, sie überzustreifen wie einen Schild oder eine Rüstung, um meine Zweifel in Schach zu halten. Ohne nachzudenken, werfe ich die Decken beiseite, stehe auf und trete in den Flur hinaus.
Als ich an der Tür innehalte, holen meine Zweifel mich ein. Wird er mich für lüstern oder für verkommen halten? Gewiss nicht, denn er kennt jetzt jedes schreckliche Geheimnis, das ich besitze, und hat nicht mit der Wimper gezuckt. Es ist unmöglich, angesichts dieses überwältigenden Geschenks nicht mit Demut erfüllt zu sein.
Ich klopfe einmal an die Tür, dann öffne ich sie.
Der Raum ist dunkel bis auf einen Strahl Mondlicht, der durch das Fenster auf das Bett fällt. Bei meinem Eintritt greift de Waroch nach seinem Schwert, dann hält er inne. »Sybella?«
Ich schließe die Tür leise hinter mir. »Ich habe mit fünf Männern geschlafen, nicht mit Dutzenden. Mit dreien, weil ich gezwungen wurde, mit einem, weil ich dachte, er könnte mich retten, und mit dem fünften, damit ich ihm nahe genug kommen konnte, um ihn zu töten.«
Er sagt nichts, aber er beobachtet meine Finger, während ich mein Unterkleid aufschnüre.
»Ich habe noch nie aus Liebe bei einem Mann gelegen.« Ich sehe ihm fest in die Augen. »Ich würde das gern wenigstens einmal tun, bevor ich sterbe.«
»Ihr liebt mich?«
»Ja, du großer Tölpel. Ich liebe dich.«
Er stößt einen Seufzer aus. »Bei Camulos! Das wurde aber auch Zeit.«
Ich kann nicht anders. Ich lache. »Wie bitte?«
»Ich habe dich geliebt, seit du das erste Mal diesen abscheulichen Rindenmulchwickel auf mein Bein geklatscht und mir befohlen hast,
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