DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
endlich, und wir sind alle begierig, den Palast zu verlassen, der sich allmählich viel zu sehr wie ein Gefängnis anfühlt. Julian, Pierre und einige der Barone, Julliers und Vienne unter ihnen, haben eine Jagd arrangiert, und es ist nicht übermäßig schwierig, mich und meine Hofdamen einladen zu lassen. Natürlich brauche ich nicht bei der Jagd zugegen zu sein, damit das Gift wirkt, aber ich ziehe es vor, das Gelingen meiner Aufgabe zu überwachen.
Außerdem befürchte ich, dass ich noch ganz verrückt werde, wenn ich nicht aus der Burg komme, und sei es auch nur für ein paar Stunden.
Die Jäger reiten voraus, gefolgt von den Treibern und ihren Hunden, die herumspringen und bellen und kläffen in ihrem Eifer, von der Leine gelassen zu werden. Ich sorge dafür, dass ich mich neben Julliers und Vienne positioniere, vermeide es aber sorgfältig, ihnen Aufmerksamkeit zu zollen, damit nicht irgendjemand es bemerkt.
Pierre hat auf einen Hirsch gehofft, aber der Jäger war außerstande, eine Fährte zu finden, was wahrscheinlich gut war, da der Boden vollgesogen ist und schlammig nach mehr als einer Woche Regen, und die Pferde hätten leicht straucheln und sich ein Bein brechen können, wenn wir Jagd auf Rotwild gemacht hätten. Stattdessen werden wir uns auf kleines Wild stürzen und haben daher unsere Falken mitgebracht.
Mein eigener Falke sitzt auf meinem Handgelenk, ein Weibchen. Ihre kleine Lederhaube mit den leuchtend roten und blauen Federn bedeckt ihre Augen und sorgt dafür, dass sie inmitten der Aufregung des Aufbruchs ruhig bleibt. Julian hat sie mir zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt. Als ich ins Kloster davongelaufen bin, hat er die ganzen drei Jahre, die ich fort war, über sie gewacht, als hätte er gewusst, dass ich zurückkommen würde. Als ich dann wieder da war, hatte sie sich so sehr an ihn gewöhnt, dass sie zuerst nur auf sein Handgelenk fliegen wollte, nicht mehr auf meins.
Gleich außerhalb der Stadtmauer gerät sie in Erregung, dreht den Kopf von einer Seite zur anderen und lässt die winzigen Silberglöckchen an ihren Fesseln klimpern. Wir haben eben die Stelle erreicht, an der die Männer der Herzogin vor nur einer Handvoll Tagen den Tod gefunden haben, und ich frage mich, ob die sensible Kreatur noch einen Hauch der Gegenwart des Todes spüren kann. Das herzzerreißende Brüllen des letzten Ritters, als er zusammenbrach, hallt in meinen Ohren wider und versetzt mich in Unruhe.
»Ist alles in Ordnung?«
Als ich aufschaue, sehe ich, dass Julian sein Pferd näher an meines herangetrieben hat.
Ich werfe ihm einen Blick zu, sorgfältig darauf bedacht, meine Erregung zu verbergen und einen verärgerten Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Abgesehen davon, dass die Hälfte unserer Gruppe Narren sind? Ja, abgesehen davon ist alles bestens.«
Er lächelt. »Ich bin froh, dass du beschlossen hast mitzukommen. Ich wäre ansonsten vor Langeweile gestorben. Vielleicht hätte ich sogar auf einen der Barone geschossen, nur um mich zu unterhalten. Sie wären alle dankbar, wenn sie wüssten, dass deine Gegenwart sie vor einem solchen Schicksal verschonen wird.«
In seinen Worten schwingt ein Anflug von Unbehagen mit. Hat er den Verdacht, dass ich hinter den Todesfällen stecke, die sich während der letzten paar Monate hier und da in unserer Gruppe ereignet haben? Ich verziehe den Mund zu einem grausamen Lächeln. »Du brauchst nicht das Gefühl zu haben, dass du meinetwegen darauf verzichten musst, sie zu erschießen. Ich könnte selbst ein wenig Unterhaltung vertragen.«
Julian lacht laut und unbefangen. Das trägt viel dazu bei, meine Sorgen zu zerstreuen. »Es wird sicher amüsant sein zu beobachten, wie Pierre Baron Viennes Frau vor seiner Nase verführt.«
Ich richte den Blick auf Pierre. Er flirtet unverschämt mit einer drallen Dame in zinnoberrotem Samt. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, was sie in ihm sieht. Er ist muskulös und bullig wie unser Vater und er trägt sein Haar lang und glatt. Sein Mund ist voll und rot wie der eines Mädchens.
Zwischen Pierre und mir ist keine Liebe. Als er zwölf Jahre alt war, wollte er beweisen, dass er kein kleiner Junge mehr sei, sondern ein voll ausgewachsener Mann, und er hat es getan, indem er mir meinen ersten Kuss aufgezwungen hat, als ich gerade neun Jahre alt war.
Ich war so erschrocken über den Kuss, so verblüfft und gekränkt von dieser Verletzung meiner Persönlichkeit, dass ich auf die einzige Weise zurückgeschlagen habe, die mir
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