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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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Fenster schließen will, höre ich ein heiseres Krähen und sehe ein Flattern schwarzer Flügel. Aber zu spät. Ich kann Jamette und Tephanie an der Zimmertür hören. Ich schlage das Fenster zu und schließe die dicken Samtvorhänge.
    »Was macht Ihr da?«, fragt Jamette, als sie in den Raum tritt. »Jetzt ist es zu dunkel hier drin.«
    Ich greife mir an die Schläfe. »Ich habe Kopfschmerzen«, sage ich ungehalten.
    Ein Ausdruck echter Sorge erscheint auf Tephanies rundem Gesicht, als sie an meine Seite eilt. »Soll ich einen Kräutertee holen? Oder Lavendelwasser?«
    Natürlich könnte ich sie wegschicken, um einen Kräutertee oder heißen Wein zu holen, aber das beschäftigt nur eine von ihnen. Außerdem wird Jamette einfach im Flur trödeln und ihr großes Ohr an die Wand kleben.
    »Vor ein paar Sekunden ging es Euch noch gut«, bemerkt sie.
    Ich bedenke Jamette mit einem bösartigen Blick. »Ach wirklich, Jamette? Habt Ihr genau genug aufgepasst, um das zu wissen?«
    Sie errötet bei dieser Erinnerung daran, wie schlecht sie sich um mich gekümmert hat. Dann treffe ich eine Entscheidung. »Ich gehe nach draußen.«
    Jamette starrt mich an. »Aber Ihr habt Kopfschmerzen!«
    »Die habe ich in der Tat. Ich glaube, Eure schrille Stimme und das abscheuliche Parfüm, das Ihr bevorzugt, ist der Grund, warum ich frische Luft brauche.«
    Sie schließt hörbar den Mund, und ich verspüre schwache Gewissensbisse, denn Ihr Duft ist in Ordnung. Doch dann erinnere ich mich daran, dass sie meinen Vater über jede meiner Bewegungen ins Bild setzt, und meine Reue löst sich in Luft auf.
    Draußen ist der Tag stürmisch geworden, und der Wind beweist, dass der Februar tatsächlich der stürmischste Monat ist. Genau wie die Blätter und Zweige auf dem Hof herumwirbeln, tanzt Hoffnung tief in mir. Vielleicht trägt d’Albret das Todesmal an einer Stelle, die zwar ich nicht sehen kann, Schwester Vereda mit ihren Seherinnenfähigkeiten jedoch sehr wohl. Der Gedanke, endlich in der Lage zu sein, etwas gegen ihn zu unternehmen, erfüllt mich mit einem dunklen Glück. Wenn ich ihn töten kann, werden die Herzogin und die Bretagne sicher sein vor seiner Habsucht und seiner Brutalität. Vielleicht kann ich sogar arrangieren, dass meine Schwestern ihre Ausbildung im Kloster beenden können. Nicht um sie in den Künsten des Todes zu unterweisen, sondern weil das meiste von dem, was die Nonnen uns lehren, ganz ähnlich der Ausbildung ist, die jeder Edelfrau zuteilwird. Dann wären meine Schwestern sogar vor Pierre und Julian sicher. Obwohl ich nicht denke, dass Julian ihnen jemals etwas antun würde. Zumindest nicht mit Absicht.
    Die Gärten sind verlassen, da nach der Jagd jeder froh ist, wieder im Palast zu sein. Ich hole langsam Luft und genieße die Abgeschiedenheit. Immer wartet mir irgendjemand auf – meine Hofdamen, meine Brüder, die verschiedenen Gefolgsleute des Hofs meines Vaters –, und ich sehne mich nach Abgeschiedenheit. Danach und nach Freiheit. Ich schaue auf und versuche, das Hochgefühl zurückzugewinnen, das mich durchströmt hat, als sich mein Falke von meinem Handgelenk erhob, aber es gelingt mir nicht.
    Stattdessen holt mich ein verärgertes Krächzen auf den Boden der Tatsachen zurück, als Monsieur Krähe auf einem Zweig vor mir landet und dann den Kopf schräg legt, als frage er sich, warum ich so lange gebraucht habe.
    »Du hast gut reden«, schelte ich ihn, aber er weiß, dass ich es nicht so meine, und hüpft näher heran. Als ich mich auf den Zweig zubewege, sehe ich, dass der Brief fest um seinen Knöchel gewickelt und mit schwarzem Wachs bedeckt ist, sodass jemand sehr nah herankommen müsste, um zu sehen, dass er eine Nachricht trägt.
    Ich ziehe mein Messer aus seiner Scheide und der Vogel stößt ein Krächzen des Protestes aus. »Ich habe keine andere Möglichkeit, an den Brief zu kommen, du törichtes Geschöpf.« Ein schneller Schnitt, dann bröselt Wachs, und ich kann den Brief von seinem Bein wickeln. Als ich ihn in die Messerscheide an meinem Handgelenk schiebe, sieht die Krähe mich in Erwartung einer Belohnung an. »Heute habe ich nichts für dich – es tut mir leid. Jetzt flieg. Schnell! Bevor du noch fertigbringst, dass wir beide getötet werden.« Ich wedele mit den Händen und er hüpft einen Busch weiter. »Hsst!«, sage ich, und mit einem tadelnden Krächzen erhebt er sich in den Himmel und verschwindet über der Burgmauer.
    »Ihr sprecht mit den Krähen, gnädiges Fräulein?«
    Bertrand

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