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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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fast erreicht, als ich spüre, dass etwas mich beobachtet. Es ist weder Julian, denn Jamette ist damit beschäftigt, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, noch ist es Pierre, der Viennes schlechten Gesundheitszustand voll ausnutzt und praktisch vor unser aller Augen seine Frau verführt. Ich schaue über meine Schulter, aber da ist niemand.
    Ich drehe mich in meinem Sattel um. Sind die französischen Truppen nah genug, dass sie Späher in der Nähe haben könnten? Oder ist ein Teil der Garnison aus Rennes zurückgeblieben, um ein Auge auf d’Albrets Kommen und Gehen zu haben?
    Oder ist es gar kein lebendes Wesen, das ich spüre, sondern die Seele eines der Männer, die auf dem Schlachtfeld einen so gewaltsamen Tod gefunden haben?
    Ich schaue noch einmal über meine Schulter. Als ich das tue, flattert eine Krähe von einem fernen Baum zu einem näheren. Einer ihrer Flügel ist schief, als sei er einmal gebrochen worden.
    Merde.
    Ich wirbele in meinem Sattel wieder herum. Es ist meine eigene Krähe. Der Vogel, den Schwester Widona gerettet und in einem Käfig gehalten hat, als ich im Kloster ankam. Sie hat das verängstigte, verletzte Geschöpf benutzt, um mich aus dem Morast zu ziehen, in den mein umnachteter Geist gesunken war. Ohne diese Krähe wäre ich vielleicht immer noch dort.
    Das Kloster hat mir eine Nachricht geschickt. Es sind vier lange Monate vergangen, seit ich das letzte Mal von dort gehört habe, und ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals wieder etwas hören würde. Aber jetzt, jetzt ist eine Nachricht gekommen. Mein Geist jubiliert, genau wie die Falken es eben getan haben. Vielleicht hat die alte Schwester Vereda gesehen, was ich nicht sehen konnte – d’Albrets Tod.
    »Du wirkst rastlos.« Julians Stimme reißt mich aus meinen Tagträumen. Der Zeitpunkt des Eintreffens der Krähe könnte nicht unpassender sein.
    »Ganz und gar nicht«, sage ich.
    Immer eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die Julian mir zollt, steckt Jamette ihre Nase in unsere Angelegenheiten. »Warum folgt Euch diese Krähe?«, fragt sie.
    »Ihr täuscht Euch«, spotte ich, »die Krähe folgt mir nicht. Ich denke, sie ist hinter der Wühlmaus her, die Ihr erbeutet habt.«
    »Nein, nein«, beharrt sie, und es juckt mich in den Fingern, ihr dummes Gesicht zu ohrfeigen. »Sie folgt Euch. Seht!«
    Die Krähe flattert einen weiteren Baum näher.
    » Tss. Begreift die räudige Krähe nicht, dass sie viel zu gering ist, um die Aufmerksamkeit meiner Schwester zu verdienen? Hier.« Julian bewegt die Hand auf die Fesseln seines Falken zu. »Ich werde mich für dich um das ungehobelte Geschöpf kümmern.«
    »Nein!«, sage ich, zu scharf.
    Er zieht eine Augenbraue hoch und ich bedenke ihn mit einem kühlen Lächeln. »Was soll ich mit einer Krähe anfangen? Sie mit Jamettes Wühlmaus in eine Pastete geben? Außerdem«, füge ich mit gelangweilter Stimme hinzu, »ist sie verwundet oder tollwütig. Keine gesunde Krähe würde Falken so nahe kommen. Und siehst du, wie sie den Flügel hält? Lass sie in Ruhe. Oder«, füge ich hinzu und lächle in offener Herausforderung, »besser noch, versuch doch, sie zu fangen. Auf diese Weise kann ich vor dir in der Burg sein.«
    Mit dieser Ankündigung gebe ich meinem Pferd die Sporen und fliege vorwärts. Einen Sekundenbruchteil später folgen mir die anderen.
    Ich lasse Julian sogar gewinnen.
    Als wir die Burg erreichen, übergebe ich meinen Falken dem wartenden Stallburschen, dann sitze ich ab. Ich suche den Horizont nach der Krähe ab und fürchte halb, dass sie vor allen auf meiner Schulter landen wird. Ich muss mir eine Methode einfallen lassen, wie ich die Nachricht empfangen kann, ohne dass die halbe Burg es sieht. Jamette trödelt in der Nähe des Stalles und versucht immer noch, mit Julian zu flirten, und Tephanie ist nirgends zu sehen. Vielleicht kann ich mich für einige ungestörte Momente in mein Zimmer stehlen und das elende Geschöpf lange genug zum Fenster locken, um ihm seine Nachricht abzunehmen. Ich überlasse die anderen ihren Unterhaltungen, verlasse den Innenhof und betrete den Palast, dann mache ich mich auf den Weg zur Treppe.
    Niemand folgt mir. Das Glück ist mir hold, und als ich mein Zimmer erreiche, ist niemand da. Ich gehe direkt zum Fenster und öffne einen Flügel – aber von der Krähe ist nichts zu sehen. Ich warte noch einige Sekunden und sende ihr die stumme Botschaft, mich zu finden, dann stoße ich einen frustrierten Seufzer aus. Gerade als ich das

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