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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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schiebt. Er beugt sich dicht über mich. »Schwörst du es?«
    Mein Herz schlägt zu schnell – er darf diese Furcht nicht riechen. Ich nehme die Furcht und benutze sie, um das Feuer meines Zorns zu schüren. Ich versetze ihm einen heftigen Stoß. »Du benimmst dich wie ein Narr. Ich schwöre es bei Gott und allen neun Seiner Heiligen. Jetzt lass mich los, du tust mir weh.«
    Wie Quecksilber verändert sich seine Stimmung. Er reißt meine freie Hand hoch und führt sie an die Lippen. »Ich hätte nicht an dir zweifeln sollen.« Sein Atem streicht warm über meine Haut, er dreht meine Hand um und presst den Mund auf mein Handgelenk.
    »Nein, das hättest du nicht tun sollen.« Ich ziehe meine Hand zurück, erleichtert, als er sie endlich loslässt. Um sicher zu sein, dass er sie nicht wieder ergreift, beginne ich mein Haar zu ordnen. »Wie werde ich unserem Vater das erklären?«
    Julians Blick wandert zu dem toten Mathurin. »Wir werden sagen, dass er schuldig war, genau wie unser Vater es vermutet hat, und dass du ihn auf frischer Tat ertappt hast. Du hattest keine andere Wahl, als ihn zu töten, bevor er der Herzogin eine weitere Nachricht hätte zukommen lassen können.«
    » Eine weitere Nachricht?«
    Julians Miene ist undurchdringlich. »Natürlich – denn du hast erfahren, dass er es war, der die Herzogin vor unserer gescheiterten Falle gewarnt hat.«
    Widerstrebend bewundere ich, wie geschickt Julian dies zu unserem Vorteil gewendet hat. Zu meinem Vorteil, denn einmal mehr hat er einen Weg gefunden, mich vor d’Albrets Zorn zu schützen. Aber dies bedeutet auch eine neue Gefahr, denn ich muss jetzt annehmen, dass Julian den Verdacht hat, dass ich diejenige war, die diese Warnung ausgesprochen hat.
    »Ich werde mich um den Leichnam kümmern«, fügt er hinzu.
    Ich ziehe eine Braue hoch und schniefe. »Es ist das Mindeste, was du mir für deinen Mangel an Vertrauen in mich schuldig bist.«
    Er ergreift meine Hände. »Ein Kuss«, fleht er, »um zu beweisen, dass du nicht wütend auf mich bist.«
    Ich erwäge es abzulehnen, aber ich bin ein Feigling und wage es nicht, nicht, wenn er vielleicht so viele von meinen gefährlichsten Geheimnissen kennt. Grauen hämmert durch meine Adern, als er sich vorbeugt und seinen Mund auf meinen drückt. Ich lasse meinen Geist aus meinem Körper wehen, geradeso wie Mathurins Seele aus seinem geweht ist. Es ist die einzige Möglichkeit, wie ich Julians Berührung ertragen kann.
    Er ist nicht mein Bruder, er ist nicht mein Bruder.
    Es gibt noch einen Grund, warum ich mich so heftig an meinen zerrütteten Glauben an Mortain klammere. Wenn Er tatsächlich mein Vater ist, dann teilen Julian und ich nicht einen einzigen Blutstropfen.
    Julian schickt mich in mein Zimmer zurück, während er bleibt, um all das Blut wegzuwischen. Ich bewege mich steif, wie eine Marionette an einer Schnur, und fühle mich so hohl und ausgenommen wie der Fisch, den wir zum Abendessen hatten.
    Als ich endlich mein Gemach erreiche, ist es leer bis auf eine Magd, die das Feuer für die Nacht schürt. Sie sieht mich und huscht davon, voller Angst, dass ein einziger Blick von mir sie in eine Kröte verwandeln wird oder dass ich sie schlagen werde, weil sie es wagt, die gleiche Luft zu atmen wie ich.
    Diener meines Vaters sind für geringere Vergehen bestraft worden.
    Ich trete sofort in den behaglichen Schein der leuchtend gelben Flammen und stelle mich so dicht an das Feuer, wie ich es wage. Meine Hände zittern, ich friere bis auf die Knochen, und jede Faser meines Wesens schreit mir zu, zu fliehen.
    Ich denke an das Flattern von Mathurins Seele, als sie seinen Körper verlassen hat. Ich will – ersehne – diese Erlösung für mich selbst, mit einer Sehnsucht, die so tief und schmerzhaft ist, dass sie brennt wie der Schnitt einer scharfen Klinge. Ich erinnere mich daran, wie ich auf den Zinnen gestanden und ein berauschendes Gefühl von Freiheit verspürt habe, als der Wind versprach, mich weit, weit fortzutragen. Ist es das, was die Seelen fühlen, wenn sie aus ihren irdischen Körpern freigelassen werden?
    Genau in dem Moment kommt Tephanie herein und ihre großen, unbeholfenen Füße schlurfen über den Boden. Sie knickst hastig, dann eilt sie an meine Seite. »Gnädiges Fräulein! Es tut mir so leid, dass ich Euch allein gelassen habe. Ich dachte, Ihr wäret …« Sie macht eine unwillkürliche Handbewegung.
    Ich bin zu erschöpft und zu bekümmert, um auch nur so zu tun, als würde ich sie anfahren.

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