DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
»Sorgt dafür, dass es nicht wieder vorkommt«, sage ich müde.
Sie legt besorgt die Stirn in Falten. »Ja, gnädiges Fräulein«, erwidert sie. »Seid Ihr krank?«
»Nein, nur müde.«
»Aber Ihr zittert! Bitte erlaubt mir, Euch etwas Heißes zu trinken zu holen.«
Ich gestatte ihr, einen ziemlichen Wirbel um mich zu veranstalten, und sobald sie mir einen Kelch gegeben hat, geht sie, die Decke auf dem Bett zurückzuschlagen und die Laken zu wärmen.
Während sie leise und geschäftig durch den Raum geht, stehe ich neben dem Kamin und trinke meinen Wein und warte darauf, dass das Zittern vergeht. Ich wünsche mir verzweifelt, ein Bad zu nehmen, aber es ist viel zu spät und würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Trotzdem, von Mathurins Blut und Julians Kuss fühle ich mich unerträglich besudelt.
»Gnädiges Fräulein?«
Als ich aufschaue, hält Tephanie mir meinen Morgenmantel hin. »Soll ich Euch helfen, Euch auszukleiden?«
»Bitte.«
Ihre Hände sind sanft, als sie mir aus meinen Kleidern hilft. Anders als Jamette weiß sie, wie man schweigt, und ich finde die Stille ihrer Gesellschaft tröstlich. Als sie mein Gewand weghängt, gehe ich mit dem Becher Wein zu meiner kleinen, juwelenbesetzten Schatulle und öffne sie. Nachdem ich den Kelch abgestellt habe, nehme ich eine winzige Kristallphiole aus dem Kistchen. Es ist ein Schlaftrunk, den Schwester Serafina mir als Abschiedsgeschenk gegeben hat, als ich das Kloster verließ. Sie hat es nicht gesagt, aber ich konnte sehen, dass sie unzufrieden mit der Äbtissin war, weil diese mich so bald fortgeschickt hat, und sie hat gewusst, dass ich Hilfe brauchen würde, wenn ich überhaupt Schlaf finden sollte.
Für einen kurzen Moment erwäge ich, den ganzen Inhalt in meinen Wein zu schütten. Wenn ich alles trinke, werde ich nie wieder aufwachen. Der Gedanke, einzuschlafen und mich nie wieder mit d’Albret oder der Äbtissin oder Julian herumschlagen zu müssen, ist so verführerisch wie Sirenengesang.
Aber was, wenn der Tod mich einmal mehr zurückweist? Dann werde ich gezwungen sein dazuliegen, schwach und verletzbar, anderen ausgeliefert, während ich genese. Ein überaus furchteinflößender Gedanke.
Außerdem, was ist, wenn der Ritter wirklich noch am Leben ist – was wird aus ihm werden, wenn ich tot bin? Ich schütte zwei Tropfen in meinen Wein, lege die Phiole in die Schatulle zurück und schließe sie ab.
Wichtiger noch, wenn ich tot bin, wer wird d’Albret dann töten? Denn er muss sterben, ob er nun ein Mal trägt oder nicht.
Tephanie ist damit fertig, das Bett anzuwärmen, und kommt zu mir, um mein Haar zu lösen. Sie beginnt, es zu kämmen, und ihre Berührung ist überraschend sanft, wenn man bedenkt, wie unbeholfen sie sonst ist. Ich schließe die Augen und erlaube den sanften Bürstenstrichen, etwas von der Angst in mir zu vertreiben. Tephanies Bemühungen erinnern mich daran, wie Ismae, Annith und ich uns im Kloster gegenseitig gekämmt und frisiert haben. Bei Mortain, wie sehr ich sie vermisse.
Abrupt drehe ich mich um. »Ihr werdet heute Nacht hier schlafen«, sage ich.
Sie hält in ihrem Tun inne und sieht mich überrascht an. »Gnädiges Fräulein?«
Ich kann ihr nicht sagen, dass ich sie brauche, weil ich mir ihre Gesellschaft wünsche, also erkläre ich stattdessen: »Ich fühle mich nicht gut und werde vielleicht während der Nacht jemanden brauchen, der mir aufwartet.«
Sie wirkt verblüfft, aber erfreut. Die kleine Närrin denkt, dies sei eine große Ehre und nicht die verzweifelte Tat eines Feiglings, und ich kläre sie nicht über ihren Irrtum auf.
Als Julian in dieser Nacht an meiner Tür kratzt, steht Tephanie auf, um nachzusehen, wer es ist. Ich höre nicht, was sie sagt, da mein Kopf benommen ist von Schwester Serafinas Trank, aber ihre Anwesenheit genügt, um ihn zu vertreiben. Sie kehrt zum Bett zurück und kriecht wieder unter die Decken. »Euer Bruder wollte sehen, wie es Euch geht. Er sagte, Ihr hättet beim Abendessen Kopfschmerzen gehabt, und er wollte sich davon überzeugen, dass die Schmerzen fort sind.«
»Das sind sie«, sage ich und rutsche zur Seite, um ihr die wärmste Stelle zu überlassen. So viel zumindest verdient sie dafür, dass sie die Ungeheuer vertrieben hat.
Acht
A LS ICH AM M ORGEN erwache, gilt mein erster Gedanke dem Ritter, den ich für die Äbtissin befreien soll. Sein gequältes Brüllen, als er niedergestreckt wurde, hat mich bis in meine Träume verfolgt.
Selbst im Kloster hatten wir
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