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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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wieder dem Brief zu.
    Liebste Tochter,
    wir glauben, dass Graf d’Albret Baron de Waroch gefangen genommen hat. Die Herzogin braucht die Bestie de Waroch dringend, um eine Armee gegen d’Albret oder die Franzosen aufstellen zu können. Wir befehlen dir hiermit zu ermitteln, ob er tatsächlich noch am Leben ist, und wenn ja, eine Möglichkeit zu finden, seine Freilassung herbeizuführen und dafür zu sorgen, dass er unverzüglich nach Rennes gebracht wird.
    Äbtissin Etienne de Froissard
    Ungläubigkeit brodelt in mir und mein ganzer Körper wird zuerst heiß und dann kalt und dann wieder heiß. Ich drehe den Brief um und hoffe, dass ich etwas übersehen habe, dann überprüfe ich den Code noch einmal. Aber es bleibt dabei. Und es ist kein Befehl, d’Albret zu töten.
    Zorn steigt in mir auf, so gewaltig, dass er mir den Atem aus den Lungen sengt. Sie hat versprochen, dass ich ein Instrument göttlicher Rache sein würde – dass d’Albrets Strafe von der Hand seiner eigenen Tochter kommen würde.
    Allein dieses klare Versprechen hat mich daran gehindert, der Äbtissin ins Gesicht zu lachen, als sie mir von ihrer Absicht erzählte, mich in seinen Haushalt zurückzuschicken. Dieses Versprechen hat mich veranlasst, in den letzten Wochen meiner Ausbildung meine Bemühungen zu verdoppeln und so viele Mordvarianten zu erlernen, wie ich konnte, bevor ich das Kloster verließ.
    Aber mehr als das hat ihr Versprechen allem, was ich erlitten und erduldet habe, eine Bedeutung verliehen. Ohne diese göttliche Absicht, meinem Leben einen Sinn zu geben, bin ich nichts als ein glückloses Opfer. Der Zorn in mir wallt wieder auf, so feurig und überwältigend, dass ich befürchte, ich werde unter seiner Glut ersticken.
    Ich werde aus dem Orden austreten. Sie kann mich nicht zwingen hierzubleiben. In ihrer Abgeschiedenheit, weit fort auf ihrer kleinen Insel, wird sie nicht einmal erfahren, dass ich fortgegangen bin.
    Aber d’Albret wird es wissen.
    Und kein Ort ist sicher vor ihm, denn sein Arm ist lang, und er könnte mich überall in der Bretagne oder in Frankreich aufgreifen. Nirgendwo bin ich sicher, außer vielleicht hinter den Mauern von Rennes, und nicht einmal dort, wenn d’Albret beschließt, die Stadt einzunehmen.
    Und so muss ich dahocken wie ein hirnloses Karnickel. Meine Zukunft erstreckt sich vor mir, grimmig und endlos. Das Kloster hat mich zum Narren gehalten, und jetzt soll ich zur Hure werden für d’Albret, während er übelste Ränke gegen seine Feinde schmiedet.
    Nein. Ich balle die Fäuste, zerknittere den Brief und werfe ihn dann in den Abtritt. Nein.
    Als ich aus dem Ankleidezimmer auftauche, ignoriere ich die besorgten Blicke meiner Hofdamen und reiße mir die Kleider vom Leib, bevor sie mir behilflich sein können. Die nächste Stunde verbringe ich damit, die schmutzigen Ränke meines Vaters und der Äbtissin von meiner Haut zu schrubben.
    Ich weiß nicht, wie ich das Abendessen überstehen soll. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, wie viele von der Rolle wissen, die d’Albret mir zugewiesen hat. Noch kann ich es verhindern, mich zu fragen, wen er mir als Nächstes zuweisen wird. Marschall Rieux, diesen Narren? Den stillen, ernsten Rogier Blaine?
    Sobald ich den Speisesaal betrete, ruht d’Albrets Blick auf mir – so kalt und tot wie das Fleisch auf seinem Teller. Ich halte den Kopf hoch erhoben und plaudere geistlos mit Tephanie, als ich mich dem Podest nähere und dann einen Knicks mache. Mein Lächeln ist so hart wie Glas – und genauso brüchig. Aber ganz mit seiner eigenen düsteren Stimmung beschäftigt, bedeutet er mir, zu Baron Mathurin hinüberzugehen.
    Als ich mich dem Tisch nähere, frage ich mich: Wie tötet man ein Ungeheuer wie d’Albret, jemanden mit fast unmenschlicher Stärke und Schläue? Kann es überhaupt geschehen, wenn der Gott des Todes selbst es nicht will?
    Wie könnte ich in seine Nähe kommen? Ihn dazu bringen, in seiner Wachsamkeit nachzulassen? Vor allem, wenn ich die Verführung nicht einsetzen kann – nicht einsetzen werde –, eine meiner wirkungsvollsten Waffen.
    Als ich neben dem Baron Platz nehme, leuchten seine Augen auf. »Das Glück ist mir hold, Demoiselle. Welchem Umstand verdanke ich die Ehre Eurer werten Gesellschaft?«
    Ich will ihn schütteln und ihn warnen, dass es keine Ehre ist, sondern eine Totenwache. Stattdessen lächele ich ihn kokett an. »Ich bin diejenige, die sich glücklich schätzen kann, gnädiger Herr«, sage ich, dann hebe ich meinen

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