DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
von dem mächtigen de Waroch gehört, genannt die Bestie, und davon, dass seine Fähigkeit, seine Landsleute – Edelmänner und Bauern gleichermaßen – hinter sich zu versammeln, es uns ermöglicht hat, unsere drei letzten Schlachten zu gewinnen.
Während ich auf Tephanies sanftes Schnarchen lausche, frage ich mich, warum der besiegte Ritter auf solche Art meine Fantasie gefesselt hat. Lag es daran, dass er so tapfer gegen eine solch überwältigende Übermacht gekämpft hat? Lag es an seiner Hingabe an seine junge Herzogin? Oder einfach daran, dass ich kurz vor seinem Tod in seine Augen geschaut habe?
Denn er ist tot. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er niedergestreckt wurde … ah, aber genau in dem Moment ist Julian erschienen. Den leblosen Körper des Ritters habe ich nie gesehen. Und es heißt, dass kampfestrunkene Männer erheblich Schaden nehmen und doch überleben können.
Als ich gestern Nacht zu Bett ging, habe ich mir geschworen, die Nachricht der Äbtissin zu ignorieren. Aber jetzt, jetzt kann ich nur daran denken, dass dieser edle Ritter in d’Albrets Kerker darbt – oder dass ihm Schlimmeres widerfährt.
Ich lege einen meiner kalten Füße auf Tephanie, und endlich regt sie sich – die dicke Schnecke. Sie blinzelt zweimal, um die Verwirrung aus ihren Augen zu vertreiben, dann erinnert sie sich, wo sie ist und mit wem. »Gnädiges Fräulein! Ich bitte um Vergebung. Ich habe verschlafen.«
»Habt Ihr gewusst, dass Ihr schnarcht?«, frage ich, erheitert über die leuchtend roten Flecken auf ihren Wangen.
Sie wendet den Blick ab. »Es tut mir leid – Ihr hättet mich aus dem Bett stoßen oder mich auf irgendeine Weise wecken sollen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es mich gestört hat, nur dass Ihr es getan habt.«
Sie weiß nicht, was sie darauf erwidern soll, daher springt sie aus dem Bett, knickst und eilt dann davon, um meinen Morgenmantel zu holen.
Gerade als sie mir hineinhelfen will, betritt Jamette den Raum, und sie plappert wie ein Wasserfall. »Heute Morgen hat man die Barone Vienne und Julliers tot in ihren Gemächern aufgefunden …« Sie klappt den Mund zu, als sie sieht, dass wir nur mit unseren Hemden bekleidet dastehen.
Jamette blinzelt, und ihr Mund öffnet und schließt sich wieder, während sie nach irgendetwas sucht, das sie sagen kann. Weil sie mich so sehr ärgert, strecke ich die Hand aus, lege einen Finger unter Tephanies Kinn und drehe sie dann sanft zu mir um. »Vielen Dank, Tephanie«, sage ich. »Für alles.« Tephanies Wangen nehmen ein tiefes Rot an, und ich muss lachen und verderbe die Wirkung, die ich so sorgfältig geschaffen habe.
Die arme Jamette weiß nicht, ob sie schockiert oder eifersüchtig sein soll. »Also, wer sind diese Barone, deren Gemächer Ihr gestern Nacht besucht habt?«, frage ich träge.
»Nicht ich«, blafft sie. »Es waren die Diener, die berichtet haben, dass sie im Schlaf an der Pest gestorben sind.«
»Könntet Ihr Wasser bringen? Ich würde mich jetzt gern waschen«, sage ich mit einem schläfrigen Gähnen.
»Denkt Ihr, wir werden uns anstecken?«, fragt Tephanie. »An der Pest, meine ich.«
Der Blick, den Jamette Tephanie zuwirft, ist so voller Gift, dass es mich überrascht, dass das andere Mädchen nicht an Ort und Stelle tot umfällt. Sie wirkt jedoch nur durch und durch verlegen und zieht sich schnell ins Ankleidezimmer zurück, wo sie sich ungestört ihre Kleider überstreifen kann.
Jamettes Ärger macht sie fahrig und sie verspritzt überall Wasser. »Passt auf, was Ihr tut«, warne ich sie. »Oder aber ich werde Euch befehlen, es mit Eurer spitzen Zunge aufzuwischen.«
Unsere Blicke treffen sich, und ich kann all die Beleidigungen und Anklagen sehen, die sie mir entgegenschleudern möchte. Statt sie auszusprechen, murmelt sie bei sich: »Zumindest weiß ich jetzt, warum sie die wenigen Männer ignoriert, die ihr ihre Aufmerksamkeit schenken.«
Ich streiche mit dem Finger über Jamettes Arm. »Sagt nicht, dass Ihr eifersüchtig seid, meine Süße?« Ich habe eine ganz neue Methode gefunden, um Jamette zu piesacken, und ich sehe Stunden bester Unterhaltung voraus.
Sie entzieht mir den Arm. »Natürlich nicht!« Sie dreht sich um und geht durch den Raum zum Wäscheschrank. »Welches Gewand wollt Ihr heute?«
»Das aus dunkelgrauem Satin mit dem schwarzen Unterrock.«
Sie hilft mir beim Ankleiden, aber ihre Bewegungen sind steif, und sie berührt mich so wenig wie möglich. Als sie mein Mieder schnürt, zieht
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