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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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und zerrt sie so heftig, dass sie mir fast die Rippen bricht.
    Ich reiße mich von ihr los und greife nach ihrer Hand. »Vorsicht. Eure Pflichten sehen vor, dass Ihr mir aufwartet, nicht dass Ihr mir körperlichen Schaden zufügt.«
    Sie funkelt mich an, und ich kann spüren, wie die Wut ihr Blut in Wallung bringt. Tephanie wählt diesen Moment, um in den Raum zurückgestolpert zu kommen; sie schließt ihren Gürtel und befestigt das kleine Messer daran, das ich ihr gegeben habe.
    »Genug jetzt«, sage ich. »Ich habe für heute Morgen etwas Unterhaltsameres für uns im Sinn.« D’Albret und der größte Teil der Garnison planen, heute nach Ancenis zu reiten, um Marschall Rieux’ Grundbesitz von den Franzosen zurückzuerobern. Was bedeutet, dass es ein perfekter Tag ist, um Geheimnisse aufzuspüren. »Wo, habt Ihr noch mal gesagt, sind die Geräusche von Geistern hergekommen? Ich würde sie gern selbst hören.«
    Denn während Geister keinen Lärm machen, tun Gefangene es durchaus.
    Es stellt sich heraus, dass den Geistern nachgesagt wird, dass sie in dem alten Turm spuken, von dem aus ich die Schlacht beobachtet habe. Es ist außerdem der geeignetste Ort, um einen Gefangenen festzuhalten, da er weit entfernt ist von den Wohnquartieren und den stark frequentierten Bereichen der Burg.
    Keine meiner Hofdamen wünscht, Geistern von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, und sie beschließen beide, in der Kapelle direkt neben dem Turm auf mich zu warten und für die jüngst verstorbenen Barone zu beten. Das kommt mir aufs Schönste entgegen, da ich lieber fernab ihrer neugierigen Augen herumschnüffle.
    Der alte Turm wurde vor fast zweihundert Jahren erbaut. Die Steine sind rau vom Alter und das Dach des Turms müsste repariert werden. Ich probiere die schwere Holztür zu öffnen und stelle fest, dass sie verschlossen ist.
    Mein Herzschlag beschleunigt sich vor Aufregung, denn sie war nicht verschlossen, als ich das letzte Mal hier war.
    Es steht keine Wache vor der Tür, daher spähe ich durch einen der Pfeilschlitze, die in die dicken Mauern eingelassen sind. In dem Turm spukt es tatsächlich; ich kann einen kalten Geisterhauch spüren, der aus dem Loch weht – aber Geister klirren nicht, sie machen überhaupt kein Geräusch.
    Ich schaue über meine Schulter in den Innenhof. Es sind gerade genug Diener und Landsknechte dort, dass ich es nicht wage, das Schloss gewaltsam zu öffnen.
    Ohne mich um den Spuk zu kümmern, suche ich nach irgendeinem Anzeichen für einen Herzschlag hinter der Tür, aber sosehr ich mich auch bemühe, meine Macht, solche Dinge aufzuspüren, kann den vier Meter dicken Stein nicht durchdringen. Ich erklimme die gewundene Außentreppe zur Brücke, dann stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um durch einen weiteren Pfeilschlitz hineinzuspähen.
    Das wenige Tageslicht dringt kaum in die Düsternis. Ich sehe niemanden. Keinen Wachposten, keinen Gefangenen, keine Lebenszeichen.
    Aber Moment. Ein schwacher Anflug von einem Geräusch weht herauf – als komme er aus der Tiefe der Erde –, gefolgt von einem Stöhnen. Oder einem Flüstern. Oder vielleicht ist es auch der Wind. Aber da es alles ist, woran ich mich halten kann, nenne ich es Stöhnen. Und obwohl es kaum mehr als nichts ist, macht es mir Mut. Ich werde eine Möglichkeit finden müssen, das Schloss aufzubrechen oder den Schlüssel zu stehlen, wenn ich meine Taten unter dem Mantel der Dunkelheit verbergen kann. Die Aufgabe zu erfüllen, ist illusorisch – aber wenn ich hier sitze und nichts tue, während ich auf Befehle warte, die nicht kommen, werde ich zweifellos den Verstand verlieren. Wieder einmal.
    Außerdem würde ich mir gern beweisen, dass ich in der Lage bin, etwas anderes zu tun, als zu töten und mich wie eine Hure aufzuführen.
    Als ich in die Kapelle zurückkehre, um die anderen abzuholen, treffe ich Tephanie allein an. Sie kniet im Mittelschiff. Unter dem Kruzifix vorn in der Kirche sind neun kleine Nischen, und eine jede enthält ein Abbild von einem der neun Alten Heiligen: dem heiligen Mortain, Dea Matrona und ihren Töchtern Amourna und Arduinna, der heiligen Mer, dem heiligen Camulos, dem heiligen Cissonius und einem meiner persönlichen Favoriten, dem heiligen Salonius, dem Schutzheiligen der Fehler.
    Ich frage mich kurz, ob ich eine Opfergabe für Mortain hinterlassen sollte. Hat Er bereits den Verdacht, dass mein Glaube brüchig ist? Ein kleiner, dürftiger Schutz gegen den beängstigenderen Gedanken, dass Er überhaupt

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