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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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nicht existiert? Worum würde ich Ihn überhaupt bitten?
    Befreiung. Das ist es, worum ich beten würde.
    Lieber Mortain, bitte, befreie mich von diesem dunklen Albtraum, aus dem ich kein Entrinnen finden kann.
    Und dann schnaube ich wütend und erschrecke damit die arme Tephanie. Ich habe fast sechs lange Monate eben dieses Gebet gesprochen, und man schaue sich nur an, was es mir eingetragen hat. Nein, die Wahrheit ist, Mortain hat mich verlassen. Entweder das oder Er existiert nicht.
    Aber wenn das der Fall ist, dann ist d’Albret mein Vater. Es ist erheblich tröstlicher zu denken, dass Mortain mich verlassen hat.

Neun
    D A ALLE M ÄNNER FORT sind, um den Franzosen in Ancenis zuzusetzen, nehmen die Damen von d’Albrets Haushalt das Abendessen im Wintersalon ein statt in der großen Halle. Es ist ein kleinerer, intimerer Raum. Und beträchtlich wärmer.
    Madame Dinan ist sehr stolz auf ihre Rolle als Hausherrin, sie steht an der Stirnseite des Tisches und wartet darauf, dass alle eintreffen. Dass ich mich beinahe verspäte, trägt mir ein missbilligendes Stirnrunzeln ein, aber ich achte nicht darauf. Stattdessen fällt mein Blick auf einen dicken Schlüsselring, den sie an der Taille trägt.
    D’Albrets Schlüssel.
    Ich reiße den Blick los, bevor sie mein Interesse bemerken kann, und verbringe den Rest des Abendessens damit, mit den anderen Damen zu tratschen. Aber während der ganzen Mahlzeit kehren meine Gedanken immer wieder zu diesen Schlüsseln zurück und zu der Tatsache, wie viel einfacher es sein würde, meine Durchsuchung des Turms vor d’Albrets Rückkehr durchzuführen.
    Ich warte eine geschlagene Stunde, dass alle zu Bett gehen. Während ich warte, öffne ich meine juwelenbesetzte Schatulle, wo ich die wenigen Gegenstände aufbewahre, die ich aus dem Kloster mitgenommen habe. Schwester Serafina hat dafür gesorgt, dass ich einen anständigen Vorrat von Giften habe, alle kunstvoll getarnt. Da ist eine Kristallphiole, die etwas enthält, das aussieht wie Tollkirschenessenz, die alle Frauen benutzen, um ihre Augen glänzender erscheinen zu lassen, aber meine Essenz ist erheblich machtvoller. Ich habe eine kleine, goldene Schachtel voller Arsenpulver und einen Krug mit dem Köder der heiligen Arduinna, getarnt als Salbe gegen Brandwunden. Außerdem findet sich dort ein Haarnetz, das aus Gold gesponnen und mit Dutzenden weißer Perlen geschmückt ist, von denen jede Einzelne ein Gift namens Vergeltung enthält.
    Ich nehme ein Papiertütchen mit einem weißen, feinen Pulver heraus, das Schwester Serafina Nachtschatten nennt. Ein volles Päckchen genügt, um einen massigen Mann zu töten. Die Hälfte schickt eine Frau in den Tod. Nur eine Prise ist notwendig, um sicherzustellen, dass Madame Dinan die ganze Nacht schläft.
    Ich stecke das kleine Päckchen in die Messerscheide, die ich an meinem Handgelenk trage, dann suche ich meine Stiefel heraus, die das Kloster eigens für mich hat anfertigen lassen. Sie sind aus weichstem Leder, und dies ermöglicht mir, mich so leise zu bewegen wie ein Schatten. Ich verlasse die Sicherheit meines Zimmers und mache mich auf den Weg zu Madame Dinans Gemach.
    Einmal, als ich zehn Jahre alt war, hatte d’Albret einen solchen Zorn auf seinen Lieblingsjagdhund, der einen Zwölfender nicht zur Strecke gebracht hatte, dass er auf das Geschöpf mit seinem Bogen schoss. Nach einem kurzen, schmerzlichen Aufjaulen begann das loyale Tier sich zu d’Albret hinüberzuschleppen; der Pfeil ragte aus seiner Flanke, und er stieß ein leises, kehliges Wimmern aus, mit dem er um Vergebung flehte. D’Albret ließ sich endlich erweichen und schoss einen zweiten Pfeil ab, der den Hund von seinem Elend erlöste.
    Voller Abscheu wird mir klar, dass ich genauso bin wie dieser Jagdhund: Obwohl das Kloster mich tief verletzt hat, erfülle ich immer noch hündisch die Wünsche der Schwestern.
    Nein, rufe ich mir ins Gedächtnis. Ich tue dies nicht für das Kloster, sondern für den Ritter. Die Loyalität und Entschlossenheit dieses Mannes im Angesicht solcher Übermacht ist das Nobelste, was ich je gesehen habe. Wenn er lebt, verdient er ein viel besseres Schicksal als das, das er in d’Albrets Kerker finden wird.
    Als ich Madame Dinans Zimmer erreiche, halte ich inne und lege das Ohr an die Tür, erleichtert, auf der anderen Seite nur einen Puls schlagen zu hören.
    Die Angeln sind gut geölt und machen kein Geräusch, als ich die Tür öffne. Sobald ich im Raum bin, schleiche ich mich zum

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