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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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Schmutz. Ich wappne mich für das Schlimmste, aber ich finde nur einen Vorraum. Auf der anderen Seite befindet sich eine weitere Tür, diese ist mit einem hohen Fenster versehen, das mit schmalen Eisenstäben vergittert ist. Schwaches Licht flackert im Inneren. Lautlos wie die Geister, die hinter mir herschweben, durchquere ich den kleinen Raum.
    Als ich die dritte Tür erreiche, drücke ich mich an die Wand, sodass man mich durch die Gitterstäbe nicht sehen kann. Ich warte ein Dutzend Herzschläge ab, aber niemand kommt.
    Langsam, während mein Herz gegen die Rippen hämmert, schiebe ich mich zu dem Gitter und spähe hindurch.
    Eine einsame Fackel wirft ein schwaches Licht in den dunklen Raum und Schatten huschen und flackern über die steinerne Wand. Irgendjemand bewegt sich und gibt seltsame, unbestimmbare Geräusche von sich. In Wahrheit sieht die Gestalt aus wie ein kleiner Gnom oder Zwerg aus einem Kaminmärchen, aber dann sehe ich, dass es lediglich ein von Gicht gebeugter Mann ist. Zuerst denke ich, er gluckse vor sich hin und tanze, und dann begreife ich, dass eins seiner Beine lahm ist und dass das lediglich seine Art ist, durch den Raum zu schlurfen. Und das Glucksen ist ein Kauen – er nagt an einem altbackenen Brotkanten. Angewidert reiße ich den Blick von ihm los und betrachte den Rest des Raumes. Ein Bierkrug, ein Eimer für die Notdurft, eine hölzerne Pritsche zum Schlafen und Sitzen. Und in der gegenüberliegenden Wand ist eine weitere verdammte Tür.
    Ich ziehe mich wieder zur Wand zurück. Ist das alles, was diesen Ritter eingekerkert hält? Vier verschlossene Türen – von denen mindestens zwei denselben Schlüssel haben – und ein klappriger alter Mann? Lebt der Gefangene überhaupt noch?, frage ich mich, und dann lache ich innerlich über die Dummheit meiner eigenen Frage. Natürlich lebt er noch, denn sie hätten sicher keinen Wachposten aufgestellt – nicht einmal so einen wie den kleinen Gnom dort drin –, um einen Leichnam zu bewachen.
    Es sei denn, sie wollten sicherstellen, dass niemand herausfindet, dass er tot ist.
    Mit angehaltenem Atem lasse ich meine Sinne den verschlossenen Raum erkunden. Ich spüre, wie das Herz des gebeugten, kleinen Mannes stark und stetig schlägt. Hinter der Tür ist, schwächer und langsamer, das Schlagen eines zweiten Pulses. Der Ritter lebt, zumindest im Moment noch.
    Beinah so, als spürte er meinen Geist, der nach seinem sucht, stöhnt der Gefangene auf.
    Der kleine Wachmann schlurft hinüber zur Tür des Gefangenen und macht ein kehliges Geräusch am Gitter. Der Gefangene stöhnt lauter und dem Schmerzenslaut folgt das Klirren schwerer Ketten. Dann ist er also gefesselt und seine Ketten sind der Ursprung der Gerüchte über Geister.
    Ich bleibe und beobachte das Ganze noch ein Weilchen länger, während ich versuche, ein Gefühl für den Rhythmus des Wachpostens zu bekommen: Wann er schläft und wie tief und ob er jemals fortgeht. Aber das tut er nicht. Er pisst in den Eimer in der gegenüberliegenden Ecke. An der östlichen Wand befindet sich ein kleiner Haufen Vorräte und ein bisschen Bier. Ab und zu hält der Mann inne, um den Gefangenen anzugrunzen, aber ob es eine Ermutigung oder Spott ist, kann ich nicht erkennen. Ich warte, so lange ich es wage, dann entferne ich mich behutsam von der Tür. Es wäre nicht gut, wenn ich jetzt unvorsichtig würde und gegen einen Stein träte oder schlurfen würde. Während ich die Treppe hinaufgehe, beschließe ich, dass ich für heute Nacht genug getan habe. Ich weiß, wo der Ritter ist, dass er noch lebt und wie er bewacht wird.
    Ich weiß allerdings nicht, wie ich ihn dort herausbekommen soll, ohne dass wir beide dabei getötet werden.

Zehn
    A LS ICH IN MEIN Zimmer zurückkehre, schlüpfe ich nicht ins Bett, sondern gehe zum Tisch und nehme zwei dicke, weiße Kerzen aus ihren Haltern. Ich stecke eine auf das Ende des Schüreisens neben dem Kamin, dann halte ich das Schüreisen an die Flammen. Es ist heikel, da ich nicht will, dass das Wachs flüssig wird, es soll nur weich genug werden, damit ich darin einen Abdruck fertigen kann. Als ich den Eindruck habe, dass es so weit ist, ziehe ich die Kerze aus der Hitze. Ich arbeite schnell, bevor sie abkühlt, und drücke den Turmschlüssel fest in das weiche Wachs, damit er einen tiefen Abdruck macht. Dann mache ich die zweite Kerze auf die gleiche Weise weich und drücke sie auf die erste.
    Sobald das erledigt ist, benutze ich ein Messer, um das überschüssige

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