DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Bett hinüber und ziehe vorsichtig die dicken Samtvorhänge auseinander. Madame Dinan regt sich nicht im Mindesten, und ich hole das kleine Päckchen aus seinem Versteck, nehme eine Prise des Nachtschattenpulvers heraus und blase es ihr lautlos ins Gesicht. Ich wende mich schnell ab, um nichts von dem tödlichen Pulver einzuatmen, und ziehe die Bettvorhänge wieder zu.
Die nächsten Sekunden schleppen sich dahin, da ich nichts anderes zu tun habe, als dazustehen und darauf zu warten, dass das Gift Wirkung zeitigt. Schließlich wird ihr Atem tiefer. Als sie leise zu schnarchen beginnt, weiß ich, dass das Pulver seine Arbeit getan hat.
Als Nächstes gehe ich zu den Fenstern und schlage die dicken Vorhänge etwas zurück, um gerade genug Mondlicht einzulassen, um meine Suche zu erleichtern. Glücklicherweise sind d’Albrets Schlüssel nicht versteckt, sondern liegen deutlich sichtbar auf einem kleinen, geschnitzten Tisch in der Nähe des Bettes. Es würde am schnellsten gehen, wenn ich den ganzen Ring nähme, aber ich weiß nicht, was ich finden oder wie lange ich fort sein werde. Es ist klüger, nur den Schlüssel zu nehmen, den ich brauche, für den Fall, dass sie aufwacht, bevor ich zurückkehre.
Ich halte die Schlüssel fest in der Hand, damit sie nicht klappern oder klirren, und suche nach dem wahrscheinlichsten. Fast alle Schlüssel sind glänzend und neu wie der Palast selbst, aber einer ist dabei, der alt ist und aus Eisen. Er ist größer als die anderen und mit Rost überzogen, der im Mondlicht aussieht wie dunkles Blut. Davon überzeugt, dass es der Schlüssel ist, den ich suche, nehme ich ihn von dem Ring ab und lege die anderen zurück auf den Tisch. Ich gehe wieder zum Fenster und schließe die Vorhänge, sodass der Raum wieder vollkommen dunkel ist, dann verlasse ich das Gemach.
Ich bewege mich sachte und atme flach, während ich durch den Flur schleiche und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss gehe. Ich gestatte mir keinen Seufzer der Erleichterung, bis ich die Tür erreicht habe, die in den Innenhof führt. Selbst dann zwinge ich mich, lange, kostbare Minuten abzuwarten, damit ich mir sicher sein kann, dass keine Wachen in regelmäßigen Abständen Patrouille gehen. Erst dann trete ich nach draußen.
Stille füllt den Innenhof, wie süßer Wein einen Becher füllt, und die helle Fassade des Palastes leuchtet unheimlich im Mondlicht. Ich husche vorwärts, gehe um die Haupttreppe herum und verfluche all dieses Weiß, von dem sich meine dunkle Gestalt deutlich abhebt. Das Blut in meinen Adern summt und jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt.
Aber am Ende gibt es nichts zu fürchten. Fast alle Landsknechte sind mit d’Albret nach Ancenis geritten, und alle Diener sind so gründlich in Angst und Schrecken versetzt worden, dass Wachen oder Posten kaum notwendig sind.
Als ich die Turmtür erreiche, nehme ich ein kaltes, dunkles Flattern wahr, als hätte ich ein Nest voll unsichtbarer Fledermäuse aufgescheucht, aber das Flattern ist zu schwerfällig – und zu kalt – für etwas so Quirliges wie Fledermäuse und zu leise für Eulen. Seine Kälte durchdringt mich, und das Frösteln lässt meine Hand so heftig zittern, dass ich drei Versuche brauche, bevor ich in der Lage bin, den Schlüssel ins Schloss zu schieben.
Die alten, rostigen Türangeln, die eigentlich knarren sollten, sind so leise wie Mottenflügel. Ich schlüpfe hinein und ziehe die Tür hinter mir zu.
In dem schwachen Mondlicht, das durch einen Pfeilschlitz über mir dringt, flattern dunkle Schatten und treiben sachte durch die Luft. Diejenigen, die nicht in meiner Nähe schweben, drängen nach unten. Denn Geister fühlen sich immer zu der Wärme und dem Behagen von Leben hingezogen.
Eine Treppe führt in einer engen Spirale nach unten, und ich lege die Hände an die Mauer, um mich abzustützen. Es würde gerade noch fehlen, dass ich falle und mir das Genick breche. Der Stein ist rauer hier und glitschig von der Feuchtigkeit des nahen Grabens, die alten Treppenstufen bröckeln.
Am Fuß der Treppe ist eine weitere verschlossene Tür. Merde! Ich hätte alle Schlüssel mitnehmen sollen! Aber nein, dieser Schlüssel passt auch für die zweite Tür. Meine Zähne drohen zu klappern, und ich tue so, als sei es die Kälte und nicht meine Angst, während ich den Schlüssel drehe und die Tür langsam öffne.
Es ist der Geruch, der mich als Erstes erreicht. Eine abgestandene Mischung aus Moder und Schimmel, altem Blut und menschlichem
Weitere Kostenlose Bücher