DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Wachs wegzuschnitzen, sodass meine Gussform so klein wie möglich wird. Ich werfe die Wachsreste ins Feuer und verberge die Form in einem meiner samtenen Juwelenbeutel.
Es ist ein langer, angespannter Weg zurück zu Madame Dinans Schlafgemach, aber während ich gehe, nimmt langsam ein Plan in meinem Kopf Gestalt an, so fragil und zart wie ein Spinnennetz.
Ich bin bisher den Wünschen des Klosters und Mortains gefolgt und es hat mir nichts anderes eingebracht als Tragödien. Schlimmer noch. D’Albret ist immer noch am Leben und bringt Unheil über das ganze Land. Es wird höchste Zeit, dass ich die Aufgabe vollbringe, die die Äbtissin mir zugedacht hat, mit ihren Befehlen oder ohne sie. Ich werde ihn töten, ob er nun Mortains Mal trägt oder nicht.
Aber zuerst werde ich versuchen, den Gefangenen zu befreien. Wenn er, wie ich vermute, zu verletzt und geschwächt ist, um die Reise nach Rennes anzutreten, werde ich ihm eine kleine Gnade erweisen und ihn aus seinem Elend erlösen, denn gewiss ist es das, was ich mir wünschen würde, wäre ich an seiner Stelle.
Ich werde ihn nicht einmal betteln lassen.
Am Morgen überzeuge ich Tephanie und Jamette davon, dass wir in die Stadt gehen müssen. Ich kann nicht zu einem Schmied marschieren und verlangen, dass er mir einen Schlüssel macht, ohne einen Haufen Fragen aufzuwerfen. Also sage ich meinen Hofdamen stattdessen, dass ich einen Silberschmied finden müsse, um einen meiner Lieblingsgürtel zu reparieren. Jamette will wissen, warum sie ihn, wenn er einer meiner Lieblingsgürtel ist, noch nie zuvor an mir gesehen hat. Tephanie springt mir bei. »Weil er zerbrochen ist, Närrin!« Sie ist so aufgeregt wie ein kleines Kind bei dem Gedanken an einen Ausflug und beginnt über den Affen zu plappern, den einer der Landsknechte in der Stadt gesehen hat.
Obwohl Ungeduld in mir den Wunsch weckt, mich zu beeilen, zwinge ich mich wegen Jamette und unserer Eskorte von Wachen, an den Verkaufsbuden entlangzuschlendern. Ich bleibe stehen, um einen leuchtend roten Satin zwischen den Fingern zu reiben, und ich bewundere den dichten Flaum eines grünen Samtstoffes. Die Händler, die Geld riechen, scharen sich um uns wie Fliegen um einen Tropfen Honig. Ich flirte und tue so, als zöge ich ernsthaft in Erwägung, einen Ballen blauen Damast zu kaufen. Die ganze Zeit über beobachtet Jamette mich ganz genau, als präge sie sich jeden Schritt ein, den ich mache, jedes Wort, das über meine Lippen kommt. Halb erwarte ich, dass sie einen Schnipsel Pergament aus ihrem Ärmel zieht und beginnt, sich Notizen zu machen, und ich habe keine Zweifel daran, dass sie es tun würde, wenn sie schreiben könnte.
Schließlich kommen wir zu der Straße mit den Silberschmieden und das helle Geräusch des schnellen Klopfens ihrer Hämmer hört sich an wie Hagel. Ich tue so, als würde ich Tand kaufen wollen, aber tatsächlich suche ich nach einem Schmied, der beherzt und vertrauenswürdig aussieht und nicht geneigt, davonzulaufen und auf der Burg zu plappern in der Hoffnung, sich die Gunst des neuen Herrn zu verdienen. Im dritten Laden, den wir besuchen, finde ich genau so einen Mann – oder zumindest hoffe ich das.
Als wir hereinkommen, legt der Silberschmied seinen Hammer beiseite und tritt mit einer Verbeugung vor. Er ist ein Mann in mittleren Jahren, dessen Gesicht einen festen Willen ausdrückt, und starken Händen, die rau sind und voller Narben von der lebenslangen Arbeit mit heißem Metall, und in den Falten seiner Haut ist Silberstaub. Eine Frau, die die Werkstatt gekehrt hat – seine Ehefrau zweifellos – eilt an seine Seite.
Als der Schmied näher kommt, schaut er zu den Männern hinter uns hinüber. Sein freundliche Miene, mit der er uns empfangen hat, verwandelt sich in einen Ausdruck des Argwohns, als er die Standarte und die Farben des Hauses d’Albret erkennt, in denen die Wappenröcke unserer Eskorte gehalten sind. Seine Frau stößt ihn mit dem Ellbogen an und behält ihr freundliches Lächeln bei.
»Wie können wir Euch dienen, gnädiges Fräulein?« Die kalte, distanzierte Stimme des Schmieds passt nicht zu seinen Worten.
»Ich habe einen Gürtel, bei dem eine Öse gebrochen ist, aber er ist aus Gold. Arbeitet Ihr mit Gold?«
»Ja«, sagt er langsam, als widerstrebe es ihm, so etwas zuzugeben, falls es mich veranlassen wird, in seinem Laden zu verweilen.
Die Frau ist weniger zögerlich. »Gold ist zu wertvoll, um es zur Schau zu stellen, gnädiges Fräulein, aber mein
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