DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
»Vielleicht werdet Ihr sie Glied für Glied zerreißen.«
Mit einem schwachen Knurren stürmt er die letzte Stufe hinauf. Ich strecke die Hand aus, um sie beide aufzuhalten, voller Angst, dass die Bestie zur Tür hinausrennt und direkt hinein in einen vorbeigehenden Wachposten.
Aber er lehnt sich an die Wand und schließt die Augen, während der Wärter seinen Arm tätschelt.
Ich spähe hinaus in den Innenhof. Dort ist nichts als Dunkelheit. »Wir müssen zum Osttor gehen. Dort sind nur zwei Wachen postiert, und sobald ich mich ihrer entledigt habe, werden wir ungesehen zur Brücke hinüberkommen. Ein Karren mit Pferden wartet dort darauf, Euch zur Herzogin zu bringen.« Die Augen des Gnoms weiten sich überrascht, dann lächelt er. Zumindest denke ich, dass es ein Lächeln ist. Es sieht viel zu sehr nach einer Grimasse aus, als dass ich sicher sein könnte.
»Könnt Ihr das tun?«, frage ich und hasse es, dass ich diesem Quasi-Wärter in solchen Angelegenheiten vertrauen muss. »Könnt Ihr ihn nach Rennes bringen?«
Er nickt so heftig, dass ich Angst habe, dass sein Hals brechen wird.
Draußen kommen wir leichter voran. Zum einen sind dort keine Treppenstufen mehr, und zum anderen hat der Ritter eine dicke, solide Mauer, an die er sich lehnen kann. Langsam und schlurfend kommen wir voran, und meine Haut kribbelt, weil ich mich beeilen will, aber das können wir nicht. In der Tat, es ist ein Wunder, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.
Ich schaue einmal hinter mich. Ein Licht leuchtet aus einem der oberen Räume. Gut. D’Albret ist immer noch bei Madame Dinan. Ich frage mich, wen er heute Nacht die Tür wird bewachen lassen, denn er postiert stets zwei Wachen, wenn er ihre Gemächer besucht. Ich ertappe mich dabei, dass ich hoffe, dass einer von ihnen Hauptmann de Lur ist, da ich liebend gern einen Vorwand hätte, um ihn zu töten.
Als wir das Ende der Mauer erreichen, sehe ich das kleine Torhaus und die beiden Wachen dort. Sie stehen nicht in Habachtstellung, sondern unterhalten sich stattdessen mit leiser Stimme. »Hier.« Ich drücke dem Gnom ein kleines Tuch aus gelbem und schwarzem Stoff in die Hand. »Ihr werdet das hier brauchen, um aus der Stadt herauszukommen. Es sind einige Vorräte im Wagen und außerdem etwas Schmuck, den Ihr benutzen könnt, um zu kaufen, was Ihr braucht. Hängt die Pestflagge an den Wagen und niemand wird Euch aufhalten und durchsuchen. Habt Ihr das verstanden?«
Als er nickt, bedeute ich ihm, bis zu meinem Signal zu bleiben, wo er ist, dann krieche ich vorwärts.
Die Wachen maulen darüber, dass die anderen nicht gekommen sind, um sie abzulösen, und sie überlegen, ob sie hierbleiben oder sich auf die Suche nach dem Hauptmann machen sollen.
Ich drücke mich an die Mauer wie ein Schatten und bewege mich in die richtige Position hinter dem ersten Wachposten. Ich muss ihn töten – ich kann nicht riskieren, dass sie Alarm schlagen, und ich habe keine Ahnung, wie lange der Schlaftrunk anhalten wird oder wie tief die anderen schlafen.
Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass diese Tode notwendig sind. Auf keinen Fall können wir den Ritter an den Wächtern vorbeischaffen, und wenn sie d’Albrets Männer sind, haben sie sich zweifellos irgendeines schrecklichen Verbrechens schuldig gemacht.
Das schwächste Glied in meinem Plan ist die Ermordung des ersten Wächters, ohne dem zweiten meine Anwesenheit zu verraten. Schnelligkeit und Verstohlenheit sind meine größten Waffen, denn wenn der zweite Wachposten mich sieht, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er eine Warnung rufen wird, bevor ich ihn zum Schweigen bringen kann.
Immer eins nach dem anderen, rufe ich mir ins Gedächtnis, dann schlüpfe ich lautlos aus meinem Versteck. Ich nehme die Kordel von meiner Taille und wickele sie um meine Fäuste, während ich mich an den ersten Wachposten heranschleiche und noch ein, zwei Umwicklungen mache, damit die Kordel mir nicht wegrutscht. Als ich direkt hinter ihm bin, richte ich mich auf. Der Wachposten, der mich spürt, will sich in meine Richtung drehen, aber ich trete vor, lege ihm schnell die Schnur um den Hals und ziehe mit aller Kraft daran.
Der Mann fährt überrascht zusammen, und seine Waffe fällt klappernd zu Boden, während er an dem Seil an seiner Kehle nestelt. Ich ziehe fester und ramme ihm ein Knie in den Rücken, um mehr Hebelwirkung zu haben, während ich seinem Ellbogen ausweiche, als dieser versucht, meine Rippen zu treffen.
Aber das Geklirr seiner
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