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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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Schenkel.
    Er schnappt nach Luft, so heftig, dass ich befürchte, er hätte seine Zunge verschluckt. Sein Gesicht wird rot von der Hitze und dem Schmerz und der Anstrengung, nicht aufzuschreien. »Ihr habt doch gesagt, Ihr wäret nicht hier, um mich zu töten«, stößt er schließlich keuchend hervor.
    »Es tut mir leid«, erwidere ich. »Es ist die einzige Möglichkeit, den Wundbrand herauszuziehen, damit Ihr nicht an Blutvergiftung sterbt.«
    »Warnt mich einfach beim nächsten Mal.«
    »Na schön, ich werde jetzt einen Umschlag auf Eure Schulter legen.«
    Er keucht erneut auf, aber nicht so heftig wie zuvor. Gut. Die Wunde ist also weniger empfindlich und wird hoffentlich viel schneller heilen. Ich schaue ihn wieder an, um festzustellen, wie es ihm geht. »Ihr hättet eigentlich längst an diesen Wunden sterben müssen.«
    Ein kurzes Blecken weißer Zähne. »Ein Geschenk des heiligen Camulos. Wir genesen schnell.«
    Während die Rindenmulchumschläge die stinkenden Absonderungen aus seinem Körper ziehen, richte ich meine Aufmerksamkeit auf seinen Arm. »Dies hier muss gesäubert werden«, warne ich ihn. »Gründlich.«
    Mein Patient verzieht das Gesicht. »Tut, was Ihr tun müsst, damit ich meinen Arm wieder benutzen kann.«
    Die nächste Stunde ist keine angenehme. Ich lege ein nasses Tuch auf die Schnittwunde, um sie aufzuweichen, dann ersetze ich die Umschläge mit frischen. »Würdet Ihr gern etwas Wein oder stärkeren Alkohol trinken, damit der Schmerz erträglicher wird?«, frage ich, aber er schüttelt nur heftig den Kopf.
    Als der Schorf weich genug ist, nehme ich ein Tuch und beginne, den Schmutz und den Dreck und den alten Eiter, die die Wunde verkrusten, sanft abzureiben.
    »Ihr habt noch nicht erzählt, woher Ihr so viel darüber wisst, wie man Verletzungen behandelt«, bemerkt der Ritter.
    Ich schaue verärgert zu ihm auf. »Warum seid Ihr noch nicht vor Schmerz ohnmächtig geworden?«
    »Ich heiße Schmerz willkommen; er lässt mich wissen, dass ich lebe.«
    Während ich nicht umhinkann, seinen Überlebenswillen zu bewundern, rufe ich mir ins Gedächtnis, dass es verschwendete Mühe ist, jemanden zu mögen, der höchstwahrscheinlich ohnehin an seinen Verletzungen sterben wird. »Ihr seid so verrückt, wie Euer Ruf es andeutet.«
    Er grinst. »Ihr habt von mir gehört?«
    Ich verdrehe die Augen. »Ich habe von einem Wahnsinnigen gehört, der Kampfeslust überstreift, wie die meisten Männer ihre Rüstung überstreifen, und aufs Schlachtfeld stürmt und dort an die hundert Seelen tötet.«
    Er bettet sich behaglicher auf die Decke. »Ihr habt tatsächlich von mir gehört«, sagt er, und die Befriedigung ist deutlich in seiner Stimme zu hören. »Au!«
    »Pardon, aber Dreck und Eiter haben sich tief in der Wunde abgesetzt.« Für eine Weile arbeite ich in gesegnetem Schweigen und staune darüber, dass ein so hässlicher Mann ein solch charmantes Grinsen haben kann. Verärgert, dass ich an solche Dinge denke, stehe ich auf, um mein Messer zu holen. Die Wunde ist entzündet und muss geöffnet werden, damit der Eiter abfließen kann.
    »Ihr habt mir immer noch nicht erzählt, wie es kommt, dass Ihr so viel über die Behandlung von Verletzungen wisst.«
    »Ihr redet zu viel. Liegt still und versucht, schnell zu genesen, ja?«, erwidere ich und kehre mit dem Messer an seine Seite zurück. »Wir haben einen langen Weg vor uns und Euer Zustand wird uns beträchtlich verlangsamen. In der Tat, man wird uns wahrscheinlich gefangen nehmen, wenn Eure Verfassung sich nicht bald bessert.«
    Der Ritter runzelt die Stirn, und ich kann spüren, dass der Wärter mich mustert. Ich frage mich, wie viel er sich von meinem Besuch des Kerkers mit Julian zusammengereimt hat. »Vielleicht verbergt Ihr etwas?«
    Nur die Wahrheit darüber, wer ich bin. »Nein, ich ziehe es einfach vor, schweigend zu arbeiten. Doch da Ihr darauf besteht – ich wurde im Kloster in kleinen Heilbehandlungen wie dieser hier ausgebildet.«
    Die Ungläubigkeit ist deutlich auf seinem Gesicht zu sehen. »Dies ist keine kleine Heilbehandlung.«
    Ich ziehe die fein geschärfte Klinge meines Messers über den eitrigen Schorf. Er teilt sich mühelos wie eine Blume, die sich in der Sonne öffnet. »Meine Brüder waren ebenfalls Ritter. Sie hatten häufig Verletzungen wie diese, die behandelt werden mussten.«
    »Von ihrer Schwester?«, fragt er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wir standen uns nahe.« Außerdem hatte mein Vater keinen Wundarzt in seinem

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